In Langenhorn eskalierte offenbar ein Streit unter Rockern. Schon in der Vergangenheit kam es im Milieu wegen Geld zu Bluttaten.
- In Hamburg-Langenhorn erschießt ein Rocker einen anderen und dann sich selbst.
- Offenbar war der Bluttat ein Streit um Schulden vorausgegangen.
- Auseinandersetzungen dieser Art sind in Hamburg nicht selten.
Hamburg. Tödliche Schüsse in der Straße Reeborn beschäftigen die Mordkommission. Dort hatten in der Nacht zum Sonntag Anwohner die Polizei gerufen. Die Beamten stießen auf zwei am Boden liegende Männer – beide hatten Schussverletzungen, denen sie noch am Tatort erlagen. Beide werden dem Rockermilieu zugerechnet.
In Hammerbrook rückte bald darauf ebenfalls die Mordkommission zu einer Shishabar aus. Dort war eine Geburtstagsfeier eskaliert. Es kam zu einer Messerstecherei, bei der ein 35 Jahre alter Mann so schwer verletzt wurde, dass er wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag.
Tote von Hamburg-Langenhorn waren offenbar Hells Angels
Es war kurz vor Mitternacht, als gleich mehrere Schüsse die Anwohner der kleinen Straße nahe dem Zentrum von Langenhorn aufschreckten. Polizisten gingen zunächst von einer weiteren Gefährdung aus. Mit Helmen und Maschinenpistolen ausgerüstet, sicherten sie den Tatort und die Umgebung.
Beamte der Mordkommission stellten später fest, dass einer der Männer seinen Kontrahenten erschossen und sich anschließend selbst gerichtet hatte. Bei den Toten handelt es sich um Danny A. (42) und Harry F. (50). Beiden wird eine Nähe zur berüchtigten Rockergruppierung Hells Angels nachgesagt.
Es soll um 40.000 Euro Schulden gegangen sein
Die Mordkommission rekonstruierte, was passiert war. Gegen 23.30 Uhr war Danny A. in der Straße aufgetaucht. Dort wohnt Harry F. nur ein paar Hausnummern vom Tatort entfernt. Es soll um Geld, mehr als 40.000 Euro, gegangen sein, die der Mann bei dem 50-Jährigen eintreiben wollte. Harry F. soll daraufhin nach Erkenntnissen der Polizei einen Revolver gezogen und auf den 42-Jährigen geschossen haben. Anschließend richtete er seine Waffe gegen sich selbst.
Aus dem Umfeld des Schützen hieß es später, dass der Mann in der Vergangenheit laut darüber nachgedacht habe, seinem Leben ein Ende zu setzen.
„Schulden unter Brüdern“ wären schweres Vergehen
Gehören beide Männer tatsächlich einem Rockerclub an, wären „Schulden unter Brüdern“ ein schweres internes Vergehen. Harry F. wäre, hätte er den Tod des 42-Jährigen überlebt, vermutlich Racheakten ausgesetzt gewesen. Sein Leben wäre in Gefahr gewesen.
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Streitigkeiten im Rockermilieu, auch innerhalb gleicher Clubs, sind nicht selten. 2013 wurde in Horn an der Rennbahnstraße Hells Angel Tim B. (24) durch Schüsse schwer verletzt. Auch damals könnte es um Geld im Zusammenhang mit einer Fehlinvestition im Rotlichtmilieu gegangen sein.
Die Spur führte Jahre später zu Berufskiller Frank L., der sich zwischenzeitlich in seiner Zelle erhängte. Der war so etwas wie „ein Mann für das Grobe“. Gegen ihn war auch im Zusammenhang mit dem Mord an den Hamburger Boxer Tunahan K. ermittelt worden. Dessen Leiche war 2017 in einem Waldstück an der A 7 bei Quickborn gefunden worden.
Racheakt von Ex-Mongol gegen Hells Angel
Spektakulär war 2018 eine Schießerei, bei der Hells Angel Dariusch F. so schwer getroffen worden war, dass er seitdem im Rollstuhl sitzt. Er hatte damals in seinem Bently gesessen, als Arash R., ein ehemaliges Mitglied der Rockergruppe Mongols, an das Fahrzeug trat und mehrmals feuerte. Der Schütze war selbst einmal Ziel von Schüssen gewesen und hatte den „Höllenengel“ als Auftraggeber vermutet.
Die Richterin hatte bei der Verurteilung von Arash F. von einem „feigen Racheakt, basierend auf kulturell geprägten und übersteigerten Ehrvorstellungen“ gesprochen. Um Rivalitäten von Rockergruppen ging es bei den Schüssen auf Dariusch nicht mehr. Die Mongols hatten sich in Hamburg zu dem Zeitpunkt bereits aufgelöst.
Mann in Shishabar erstochen – Hintergründe unklar
Völlig unklar ist dagegen der genaue Hintergrund der aktuellen Tat in der Shishabar. Dort war es am frühen Sonntagmorgen gegen 5.30 Uhr bei einer ausklingenden Geburtstagsfeier zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der ein 35 Jahre alter Serbe tödlich verletzt wurde. Er war bereits unter Reanimationsbedingungen ins Krankenhaus gekommen, wo kurz nach seiner Einlieferung sein Tod festgestellt wurde. Angehörige des Kriseninterventionsteams des DRK betreuten geschockte Angehörige und Gäste.
Die Polizei hatte zunächst drei Männer als Tatverdächtige festgenommen. Der Verdacht erhärtete sich allerdings nicht. Alle wurden im Laufe des Sonntags wieder auf freien Fuß gesetzt. In der Shishabar sicherten Beamte der Mordkommission und Kriminaltechniker bis in den Morgen Spuren.