Hamburg. Ein junger Mann kommt gerade aus Bukarest an, als die Bundespolizei ihn kontrolliert. Gegen ihn lag seit einem Jahr ein Haftbefehl vor.
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass die Bundespolizei am Flughafen verurteilte und per Haftbefehl gesuchte Straftäter erwischt, die ihre Geldstrafe noch nicht gezahlt haben. Das führt nicht selten zu Dramen, in einem extremen Fall musste unlängst sogar ein Notarzt angefordert werden. Am Dienstag haben die Beamten gleich zwei säumige Verurteilte überführt. Ein Mann entging der Haft nur, weil er seine familiären Verbindungen spielen ließ.
Fall 1: Kurz vorher aus Bukarest angekommen, geriet ein 25 Jahre alter Mann am Dienstag gegen 15.30 Uhr in eine bundespolizeiliche Kontrolle. Wie sich bei der Abfrage im Fahndungsregister herausstellte, wurde der Mann seit Mai 2023 von der Staatsanwaltschaft Verden gesucht und war zur Verhaftung ausgeschrieben. Das Gericht hatte den Mann zuvor wegen „vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis“ zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 30 Euro, also 1800 Euro, verurteilt, so die Bundespolizei. Bisher gezahlt hatte er jedoch nur 330 Euro, 49 Tagessätze waren noch fällig, mit Zuschlägen eine Summe von insgesamt 1558 Euro.
Flughafen Hamburg: Verurteiltem Mann droht Haft, Stiefschwester zahlt
Vor die Alternative Ersatzfreiheitsstrafe oder Zahlen gestellt, telefonierte der 25-Jährige wie wild herum, um noch dem Gefängnis zu entgehen. „Schließlich erreichte er seine Stiefschwester, die ihm das Geld zum Flughafen brachte“, sagt Marcus Henschel, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Flughafen Hamburg. Nach der Zahlung sei der Mann entlassen worden.
Fall 2: Schon am Dienstagmorgen gegen 8 Uhr war bei der grenzpolizeilichen Kontrolle eine 30-Jährige aufgeflogen. Sie war kurz zuvor mit einer Maschine aus Belgrad gelandet. Auch hier gab‘s einen Treffer im Fahndungssystem: Ausschreibung zur Verhaftung seit November 2023. Die Staatsanwaltschaft Göttingen suchte die junge Frau, weil sie nur einen Teil der Geldstrafe wegen des „fahrlässigen Gestattens des Gebrauchs eines unversicherten Kraftfahrzeugs“ über 55 Tagessätze zu jeweils 30 Euro beglichen hatte. 18 Tagessätze waren noch offen.
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In diesem Fall ging die Sache deutlich entspannter aus: Die Frau konnte die säumigen 553,50 Euro zahlen und anschließend gehen.