Hamburg. Hamburger Chefarzt für Augenheilkunde beschreibt den Eingriff und erklärt, warum der graue Star nichts mit einem Vogel zu tun hat.

Als Claude Monet im Alter von 80 Jahren erneut seine weltberühmte japanische Brücke malte, waren die Farben deutlich trüber und die Konturen sehr viel unschärfer als 20 Jahre zuvor. Der Grund: Der große Impressionist litt an Grauem Star, ließ sein rechtes Auge 1923 – nach langem Zögern und Zweifeln – operieren. Damals noch ohne die heute übliche Kunstlinsenimplantation, die erst in den 1950er-Jahren erstmals vorgenommen wurde.

„Monets Sehschärfe stieg nach dem Eingriff von zehn auf wieder mehr als 50 Prozent an, woraufhin der große Maler einige seiner Werke auch noch mal korrigierte“, sagt Professor Dr. Marc Schargus, Chefarzt der Abteilung für Augenheilkunde an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg.

Grauer Star: Maler Claude Monet litt schon an der Augenerkrankung

Monet zählt zu den prominentesten (frühen) Patienten, doch der graue Star ist bis heute weit verbreitet: Die Operation einer Katarakt, wie Mediziner die Eintrübung der Augenlinse nennen, wird allein in Deutschland jedes Jahr rund 900.000-mal durchgeführt und ist damit einer der häufigsten Eingriffe.

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Doch was ist die Ursache? „So ganz geklärt ist diese medizinisch leider noch nicht“, sagt Professor Dr. Marc Schargus. „Das Alter spielt definitiv eine Rolle, die meisten Betroffenen sind älter als 60 Jahre.“ Selten liege eine angeborene Form vor, die bei Kindern dann auch schnell behandelt werden müsse, um eine Erblindung zu verhindern.

Grauer Star: Mit einem Vogel hat die Eintrübung der Linse nichts zu tun

Sprachlich könne man dagegen gesichert sagen, dass der graue Star nichts mit einem Vogel zu tun habe, wie oft vermutet werde: „Betroffene mit eingetrübter Linse, deren Pupille oft grau erscheint, können ihr Gegenüber nicht mehr fixieren. Es wirkt folglich so, als starrten sie. So hat sich der Begriff etabliert.“

Ob ein grauer Star operiert werden sollte (auch wenn beispielsweise nur ein Auge betroffen ist), hänge von der Sehstärke und der sogenannten Blendungsempfindlichkeit ab, sagt der habilitierte Experte aus Hamburg, der einen Lehrauftrag an der Universität Düsseldorf hat. „Wenn die Sehschärfe auf 60 Prozent abfällt, raten wir in der Regel zu einem operativen Eingriff.“

Grauer Star: 2500 Katarakt-Operationen an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg

Die Katarakt-Operation, die allein an der Asklepios Klinik Nord –Heidberg jedes Jahr 2500-mal auf dem Plan steht, sei mittlerweile „standardisiert und perfektioniert“, sagt der Augenheilkunde-Chefarzt. Der Eingriff werde bei lokaler Betäubung vorgenommen, dauere in der Regel im OP ungefähr zehn Minuten.

„Zunächst werden kleinste Schnitte – aktuell maximal 2,4 Millimeter breit – an der Hornhaut angelegt. Dann wird die Linsenkapsel geöffnet, der trübe Kern mittels Ultraschall zerkleinert und abgesaugt“, erklärt der Experte. Dann werde das Linsenimplantat in den Kapselsack eingesetzt. Ohne Fremdkörpergefühl? „Unbedingt, denn an der Stelle verlaufen gar keine Nerven, die ein Schmerz- oder Störgefühl im Auge verursachen könnten.“

Grauer Star: Nach dem Eingriff können Patienten oft sofort wieder klar sehen

Es sei oft erstaunlich, wie gut die Patienten schon unmittelbar nach dem Eingriff wieder sehen könnten. „Sie sagen dann: Ach, Mensch, die Tischdecke ist ja gar nicht weiß“, sagt der Chefarzt. „Manchmal scherzen wir auch, dass sie sich jetzt vielleicht für einen neuen Partner entscheiden, wenn sie ihn nach Jahren erstmals wieder scharf sehen.“

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Der Eingriff sei zwar Standard, erfordere aber durchaus viel Erfahrung und Übung. An der Asklepios Klinik Nord – Heidberg trainieren deshalb Studierende und Assistenzärzte an einem Augen-Operationssimulator im Wert von 250.000 Euro, den ein dankbarer Unternehmer dem Krankenhaus nach erfolgreicher Netzhautoperation gespendet hatte.

„Insbesondere das Öffnen der vorderen Kapsel ist ein Schritt, der viel Routine benötigt“, sagt der zweifache Vater, der sich Tag für Tag aufs Neue für die Augenheilkunde begeistert: „Hamburg ist das Tor zur Welt, heißt es. Aber in Wahrheit sind doch die Augen für uns das Tor zur Welt.“