Hamburg. Kurz vor Weihnachten 2021 brannte das Vereinshaus des VfW Oberalster ab. Warum der Abbruch erst jetzt startet und was geplant ist.
Fast zwei Jahre mussten Passanten und Wassersportler den Anblick der verkohlten Ruine direkt am Alsterwanderweg in Ohlsdorf ertragen. Abgesperrt durch einen Gitterzaun passt sie so gar nicht zu der Idylle des Alstertals, das hier von Teichen und einer U-Bahn-Brücke aus Backstein geprägt wird. Jetzt wird das kurz vor Weihnachten 2021 abgebrannte Clubhaus des Oberalster Verein für Wassersport e.V. endlich abgerissen – in drei Wochen soll nichts mehr davon übrig sein.
Warum hat das so lange gedauert? „Die Hamburger Feuerkasse hatte zunächst eine Schadenssummer ermittelt, die in unseren Augen eindeutig zu niedrig war“, erklärt Sven Güthlein, erster Vorsitzender des Wassersportvereins, der 1911 gegründet wurde. Davon hätte man das Bootshaus nicht wieder aufbauen können – geschweige denn, die ambitionierten Pläne des Sport- und Freizeitparks Oberalster umsetzen können, die im Juni 2020 von Güthleins Vorgänger Nizar Müller und Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) vorgestellt worden waren, obwohl die Finanzierung noch gar nicht stand..
Ohlsdorf: Hässliche Brandruine an der Alster war Fall für Gutachter
Im August 2022 habe man sich daher auf ein Sachverständigenverfahren geeinigt, sprich: Verein und Versicherung beauftragten je einen Gutachter. Diese sollten dann gemeinsam eine Schadenssumme ermitteln. „Das hat etwa ein Jahr in Anspruch genommen“, so Güthlein. Solange es keine Einigung mit der Feuerkasse gab, konnte auch am Brandort nichts verändert werden.
Drumherum passierte aber eine Menge. Um die Ruine wurden schnell Container aufgestellt, die vom Bezirk Hamburg-Nord gemietet und an Kanalisation und Stromnetz angeschlossen wurden. So konnten eine Geschäftsstelle, Duschen, Umkleiden und Sanitärräume eingerichtet werden. Die Mittel dafür, rund 135.000 Euro, wurden dem Verein vom Bezirk Hamburg-Nord zur Verfügung gestellt.
Immobilie Alster: Für Wiederaufbau hat sich Verein um Bundesmittel beworben
„Parallel dazu haben wir uns um Bundesmittel beworben, mit denen die KfW-Bank Vereine bei Neubau und Modernisierung unterstützt“, sagt Güthlein. Wenn das Geld bewilligt würde, „bauen wir uns was Feines“. Sonst müsse halt die „kleine Lösung“ reichen. Das „Feine“ wäre eine etwas abgespeckte Variante des oben erwähnten Sport- und Freizeitparks: jedoch ohne eine Umwandlung des benachbarten Grandplatzes in einen Kunstrasenplatz. „Das hätte Unsummen verschlungen.“
Sonst würde weitgehend alles umgesetzt, wie es der 2020 vorgestellte Entwurf von Jan Klinker Architekten vorsieht – jedoch mit einem deutlich höheren ökologischen Anspruch. Güthlein und der ganze Oberalster VfW hoffen, dass die Bundesmittel bewilligt werden. „Der vorhandene Entwurf wäre sofort umsetzbar, dann könnten wir Ende 2026 fertig sein.“
Wassersportverein an der Alster nach Streitigkeiten wieder zur Ruhe gekommen
Würden sie die Bundesmittel nicht bekommen, werde versucht, andere Fördertöpfe bei der Stadt, dem Bezirk und dem Hamburger Sportbund „anzuzapfen“, so Güthlein. „Zudem würden wir auf Spendenakquise gehen.“ Eine Verzögerung entstehe dadurch aber nicht, da der vorhandene Entwurf einfach den kleineren finanziellen Rahmenbedingungen angepasst würde.
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Wie es weitergeht, erfahren die Vereinsmitglieder Anfang 2024. „Im ersten oder zweiten Quartal werden wir Planungssicherheit haben“, vermutet Güthlein. Dass die Wassersportler genügend Geduld besitzen, haben sie bereits bewiesen. Trotz der unattraktiven Rahmenbedingungen sei die Mitgliederzahl relativ konstant geblieben, so Güthlein. Er selbst ist erst im November 2021 eingetreten und ein halbes Jahr später zum Vorsitzenden gewählt worden.
Seitdem ist im Vorstand der Oberalster VfW, der wegen übler Streitigkeiten in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt hatte, Ruhe eingekehrt. Das wissen die rund 700 Mitglieder zu schätzen.