Hamburg. Hübsche Brillen für die Kleinen zu finden, ist schwer. Das will Philippa Koenig ändern. Warum so viele Kinder kurzsichtig sind.

Manchmal kann es ganz schnell gehen. Wie vergangenen Sommer, als Philippa Koenig aus Winterhude von der Idee einer Bekannten erfuhr. Die Idee, eine neue Kinderbrille auf den Markt zu bringen, die nichts mehr mit der uncoolen Sehhilfe zu tun hat, sondern mit einem Produkt, das richtig Spaß macht.

Sollte das die Idee sein, auf die die Hamburgerin Philippa Koenig seit Jahren gewartet hat? Die BWLerin war nach ihrem Studium jahrelang in der Berliner Start-up-Szene unterwegs. Arbeite bei diversen jungen Firmen, etwa bei dem damals frisch gegründeten Versandhändler Zalando und später auch bei Amorelie – ein inzwischen bekannter Händler für Erotikspielzeuge.

Hamburg-Winterhude: Von wegen blöd! Unternehmerin macht Kinderbrillen cool

„Ich habe mich in der zweiten Reihe eigentlich immer ganz wohlgefühlt“, sagt Koenig. „Aber wie viele in der Szene habe ich auch davon geträumt, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Doch ich wusste, dass das nur funktioniert, wenn die Idee für mich passt.“

Und die Idee mit den Kinderbrillen passte. „Wenn man sich den Markt anschaut, dann stellt man schnell fest, dass das Segment Kinderbrillen bisher keine große Rolle gespielt hat. Während Brillen im Erwachsenenbereich auch als Accessoire gesehen werden, kommt es bei Kinderbrillen vor allen Dingen auf die Funktionalität an. Richtig schicke Modelle sind jedenfalls schwer zu finden.“

Neues Start-up: Kinderbrillen von Manti Manti sollen Spaß machen

Philippa Koenig au Hamburg-Winterhude ist Mit-Gründerin von Manti Manti. Die Kinderbrillen sind derzeit in neun Farben erhältlich.
Philippa Koenig au Hamburg-Winterhude ist Mit-Gründerin von Manti Manti. Die Kinderbrillen sind derzeit in neun Farben erhältlich. © Helmut Sattler & Thuy Nguyen für MANTI MANTI | Helmut Sattler

Und genau hier sehen Philippa Koenig und die Ideengeberin Susann Hoffmann aus Berlin eine Marktlücke. „Der Bedarf ist definitiv da. 20 bis 25 Prozent aller Kinder haben Sehprobleme, Tendenz steigend.“ Durch mehr Bildschirmzeit, weniger Draußen-Aktivitäten und längere Schultage sind die Augen zum Teil weniger an das Sehen in der Weite gewöhnt. Kurzsichtigkeit ist oft die Folge.“

Dabei sei es gerade für Kinder wichtig, dass sie die Brille nicht als „Manko“ empfinden, sondern als etwas, das ihnen hilft, sie schmückt und sogar Spaß macht.

Brillen für Kinder: Erster Shop ist in Hamburg geplant

Philippa Koenig und Susann Hoffmann entwickelten gemeinsam ein Konzept und erfanden schließlich die „Mantis“. Mantis? Koenig erklärt: „Das Lebewesen mit dem besten Augen ist der Mantis Shrimp. Und das Unterwasserwesen kann nicht nur fantastisch gucken, sondern ist auch noch richtig stark. Ein echter kleiner Superheld.“ Und so stand dann auch der Name ihrer Kinderbrillen fest: „Manti Manti“.

Die bunt illustrierte Manti-Welt findet sich überall wieder: Auf der Homepage, in den Ausprobier-Boxen, die die Kunden nach Hause geschickt bekommen, und im Showroom in Berlin. Auch in Hamburg hat es für wenige Tage bereits einen Pop-up-Store am Lehmweg gegeben. Die Resonanz: „Richtig gut“, sagt Koenig.

„Wir planen, in allen großen Städten Manti-Manti-Geschäfte zu eröffnen. Und dort soll es dann natürlich nicht aussehen wie beim Optiker, sondern eher wie auf einem Spielplatz. Der Brillenkauf soll schließlich von Anfang an Spaß machen.“ Und klar ist jetzt schon: „Den ersten Laden wollen wir in Hamburg eröffnen. Wir sind bereits auf der Suche nach einer passenden Fläche.“

Nachhaltige Brillen: Hamburger Gründerin will bei Produktion CO2 sparen

Genau so wichtig wie die Freude am Produkt ist den Gründerinnen die Nachhaltigkeit: „Die Brillen sind zu 100 Prozent aus der Rizinus-Pflanze hergestellt – besser bekannt als der Wunderbaum. „Das ist ein tolles Naturprodukt, das das Brillengestellt leichter und flexibler macht als es die meisten anderen Kinderbrillen sind.“

Bunt, aber trotzdem cool: Das erste Geschäft für die Manti-Manti-Brille soll in Hamburg eröffnen.
Bunt, aber trotzdem cool: Das erste Geschäft für die Manti-Manti-Brille soll in Hamburg eröffnen. © Alberto Ferrero für MANTI MANTI | Alberto Ferrero

Koenig und Hoffman haben Partnerunternehmen in Deutschland für die Produktion gewinnen können, die die ressourcenschonende Herstellung per 3D-Drucker möglich machen. „So ist es möglich, etwa zwei bis dreimal mal weniger CO2 zu verbrauchen als in der traditionellen Brillenherstellung“, so Koenig.

Hamburg-Winterhude: Kinderbrillen von Manti Manti sollen auch beim Toben halten

Mit dem Ergebnis sind die beiden sehr zufrieden: „Wir haben vorher mit vielen Eltern gesprochen, deren Kindern Brillen tragen, und haben genau erfragt, worauf es ankommt“, so Koenig. „Neben der Flexibilität des Materials können auch die Bügel – ähnlich wie bei einer Sportbrille – so verbogen werden, dass sie auch beim wilden Toben auf der Nase bleibt. Die Nasenpads liefern wir zudem in drei Größen mit, damit sie individuell angepasst werden können und garantiert nichts drückt.“

Seit vier Wochen ist die Homepage www.mantimanti.de nun online. Die Brillen à 229 Euro inklusive Gläsern sind in neun Farben und drei Größen erhältlich. „Die vier Wochen waren wahnsinnig aufregend und natürlich lernen wir in dieser Phase jeden Tag dazu und optimieren die Prozesse“, sagt Koenig. Und wenn sie so voller Stolz von „ihren“ Brillen und der selbst erschaffenen Mantiwelt berichtet, dann wirkt es so, als ob sie ihren Platz in der ersten Reihe definitiv gefunden hat.