Hamburg. „Zentrum für Seelische Gesundheit“ in Groß Borstel eröffnet. Chefarzt sagt, auf welche besonderen Angebote Asklepios dort setzt.
Depressionen, Burn-out, Angststörungen – die Zahl der Hamburger, die an psychischen Erkrankungen leiden, ist Experten zufolge seit der Corona-Pandemie noch weiter gestiegen. Asklepios hat darauf reagiert und in Groß Borstel ein neues „Zentrum für Seelische Gesundheit“ eröffnet. Es ist das vierte dieser Art, das an die Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll angedockt ist.
Dort leitet Sarang Thakkar als Chefarzt die Klinik für Akutpsychiatrie und Psychose sowie das Ambulanzzentrum: „Unser Ziel ist es, noch mehr Hilfsangebote in den Stadtteilen zu verankern, sodass die Wege für die Patienten möglichst kurz sind.“
Depressionen: Neues Angebot für türkischsprachige Hamburger
Außerdem helfe es, dass diese Zentren mehr nach Bürogebäude aussähen als nach Krankenhaus: „Das senkt die Hemmschwelle.“
40 Plätze biete das „Zentrum für Seelische Gesundheit“ in Groß Borstel, 16 davon speziell für türkischsprachige Patienten. „Wir haben festgestellt, dass dieses Angebot insbesondere von Zuwanderern der ersten Generation angenommen wird, weil sie eben gerade bei heiklen persönlichen Themen sicherer in ihrer Muttersprache sind.“ Drei türkischsprachige Ärztinnen leiten das Projekt, aber auch die Krankenschwestern und Psychologen sprechen Türkisch.
Therapieplatz bei Depressionen: Nachfrage ist groß, die Warteliste lang
„Wichtig ist uns, dass es dennoch ein integratives Angebot ist“, sagt Sarang Thakkar, dessen Eltern in den 1960er-Jahren aus Indien nach Deutschland kamen. Sporttherapie oder Ergotherapie würden beispielsweise in einer Gruppe gemeinsam mit deutschsprachigen Patienten durchgeführt.
Grundsätzlich werde in den Zentren die gesamte Bandbreite der psychischen Erkrankungen behandelt, mit Ausnahme von Suchterkrankungen. „Wir haben viele Patienten, die an Depressionen leiden oder die mit Angststörungen überwiesen werden.“ Der Bedarf sei hoch, die Warteliste lang.
Der Vorteil des Zentrums sei, dass es eine sogenannte Psychiatrische Institutsambulanz gebe. „Dort wird der Patient schnell gesehen, und es erfolgt eine ärztliche Einschätzung nach Dringlichkeit der Behandlung“, sagt Sarang Thakkar, der aus einer Arztfamilie (er selbst ist Mediziner in vierter Generation) kommt.
Therapie in der Hamburger Tagesklinik dauert im Schnitt sechs Wochen
Sechs Wochen sind die Patienten durchschnittlich in Behandlung. In der Tagesklinik sei das Hauptanliegen, den Patienten, von denen sich eben viele – verursacht durch eine Depression – antriebslos fühlten, wieder eine Struktur zu geben. „Wir bieten bis etwa 16 Uhr, bis der Patient nach Hause geht, verschiedene Gruppentherapien nach einem festen Stundenplan an.“
Eine Umstellung für viele Patienten: „Einer sagte kürzlich zu mir: Das ist ja anstrengender als in einem Steinbruch hier.“ Denn wer aus einer krankheitsbedingten Antriebsstörung komme, der sei natürlich schnell erschöpft. „Ruhepausen sind deshalb immer vorgesehen“, sagt der Chefarzt.
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Bundesweit bisher einzigartig sei das Projekt der Online-Klinik. „Ein Pilotprojekt, für das wir persönliche Behandlung mit digitalen Angeboten wie einem Online-Tagebuch oder virtuellen Sprechstunden verbinden“, sagt Sarang Thakkar, der in Düsseldorf und Hamburg Medizin studiert hat.
Hamburg: Kombination aus Online-Klinik und persönlicher Therapie
Erste Ergebnisse zeigten, dass die Effekte dieser „blended therapy“, also der Verbindung von Methoden, sehr vielversprechend seien: „Es scheint sich auf den Heilungsprozess sehr positiv auszuwirken, wenn der Patient stärker und eigenverantwortlich in die Behandlung einbezogen wird.“