Hamburg. Warum Kinder bis drei Jahre trotz Sonnencreme am Strand nichts zu suchen haben und welche Idee aus Holland vorbildlich ist.

Wodurch die Haut am schnellsten altert? „Da gibt es zwei Turbolader“, sagt Professor Dr. Christian Sander. „Zigaretten und Sonne.“ Um die Haut vor Schäden zu bewahren und vor allem langfristig das Krebsrisiko zu senken, sei Sonnenschutz „extrem wichtig“ – und zwar von Kindesalter an.

Sonnenbrand: Kinder bis drei Jahre gehören nicht an den Strand

„In den ersten drei Lebensjahren haben Kinder in der prallen Sonne nichts zu suchen“, sagt der Chefarzt für Dermatologie und Allergologie von der Asklepios Klinik St. Georg und wiederholt damit seine Warnung: „Die Haut vergisst nicht. Diese Sonnenbäder rächen sich dann womöglich Jahrzehnte später mit einer Hautkrebserkrankung.“

Eltern sollten ihre kleinen Kinder, deren Haut einfach noch dünn und sehr empfindlich ist, also „massiv anziehen“, sagt der renommierte Experte: „Langärmeliger UV-Schutzanzug, Sonnenbrille und bitte ein Hut, der auch die Ohren bedeckt. Nur Füße und Hände dürfen frei sein.“

Hautkrebs vorbeugen: Sonnenbrand-Sprays schützen nur bedingt

Aber man könnte sich doch einfach unterm Schirm im Schatten aufhalten? „Ein verbreiteter Trugschluss“, sagt der Chefarzt. Selbst im Schatten komme noch die Hälfte der gefährlichen Strahlung an. „Ich sage meinen Patienten dazu immer: Sie knipsen doch auch im Schatten keine Taschenlampe an.“ Am besten meide man vor allem die Mittagshitze. „Die Italiener und die Spanier machen es uns doch vor: Sie sind zwischen 12 und 16 Uhr drinnen, Fensterläden zu.“

Unbedingt solle man sich vor dem Sonnen eincremen – am besten mit Lichtschutzfaktor 50. Sei man vorgebräunt und gehe abends aus, dann reiche sicherlich auch ein Schutz mit Faktor 30. „Wir neigen übrigens dazu, zu wenig Sonnencreme zu benutzen. Man muss sich jetzt nicht fingerdick eincremen, aber grundsätzlich gilt in diesem Fall: Viel hilft viel.“

Und was hält der Experte von Sonnensprays? „Kann man machen, meine Frau liebt diese Sprays auch. Andererseits habe ich gerade am Wochenende eine Großmutter beobachtet, die ihren Enkel einsprühte – und alles wurde vom Winde verweht. Man muss dann schon schauen, dass der Schutz auf der Haut ankommt.“

Kostenlose Sonnencreme-Spender an unseren Küsten?

Die Initiative der Niederlande, die Desinfektionsmittelspender aus der Corona-Zeit an den Stränden jetzt zu Sonnencreme-Spendern umzufunktionieren, findet der habilitierte Chefarzt „absolut klasse und vorbildlich“: „Das wäre unbedingt auch was für unsere Küsten.“ Wenn etwas kostenlos zur Verfügung stehe, werde es auch gern genutzt: „Das ist wirksame Prävention, denn die Zahl der Hautkrebserkrankungen explodiert in ganz Europa seit Jahren.“

Und was ist mit After-Sun-Produkten? „Die pflegen die Haut, versorgen sie mit Feuchtigkeit, das ist nicht schlecht. Allerdings wischt man damit nicht die Schäden weg, die man der Haut durch mangelnden Schutz zugefügt hat“, sagt der Dermatologe.

Hautkrebs: „Er wächst und wächst und wächst“

Doch was, wenn plötzlich die Diagnose Hautkrebs gestellt wird? Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr 156.000 Menschen neu an einem Basalzellkarzinom, ein weißer Hautkrebs. „Die gute Nachricht ist, dass der nicht streut. Aber er wächst und wächst und wächst und verursacht dabei keine Schmerzen“, sagt Professor Dr. Sander. Aufmerksam müsse man werden, wenn eine Hautstelle schuppe, sich etwas erhaben anfühle und sogar blute.

Grundsätzlich sei diese Form von Hautkrebs sehr gut therapierbar. „Man entfernt die Stelle und dann gilt der Patient als geheilt.“ Gefährdet seien vor allem auch „Herren, bei denen es auf dem Kopf etwas luftiger“ sei: „Bitte nur mit Cap oder Hut Cabrio fahren oder Golf spielen.“

Hautkrebs ist mittlerweile gut therapierbar

Gefährlicher sei der schwarze Hautkrebs, der seltener vorkommt (21.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland), aber eben Metastasen bilde. „Zum Glück hat sich in der Therapie etwas getan, sodass auch das Melanom seinen Schrecken etwas verloren hat: Man kann gut operieren und im Anschluss gegebenenfalls noch medikamentös therapieren.“