Hamburg. Einfach von zuhause eine Sprechstunde beim Arzt wahrnehmen: Die Telemedizin macht es möglich. Zudem kann sie bei Sprachbarrieren helfen.

Videosprechstunden haben insbesondere während der Corona-Pandemie viele Ärzte angeboten, doch Telemedizin gibt es schon deutlich länger -- und sie umfasse auch weit mehr als nur ein virtuelles Treffen mit dem Mediziner des Vertrauens, sagt Dr. Songül Secer. „Geräte erfassen die Vitalfunktionen des Patienten, und diese Daten werden dann automatisch in unsere digitale Krankenmappe übermittelt. So fällt uns beobachtenden Ärzten schnell auf, wenn etwas nicht stimmt“, sagt die Oberärztin für Kardiologie, die in ihrer Karriere bereits erfolgreich drei Zentren für Telemedizin aufgebaut hat.

Aktuell leitet die gebürtige Türkin jenes an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg. „Wir sind dort noch in der Startphase, behandeln derzeit etwa 30 Patienten. Aber wir haben Kapazität für 2000, und der Bedarf ist da. Das Angebot muss nur noch bekannter werden.“ Viele wüssten auch nicht, dass auch türkischsprachiges Personal Teil des interdisziplinären Teams sei. „Wir haben zudem Kollegen, die Ukra­inisch sprechen, was in diesen Zeiten auch nicht unwichtig ist.“

Bei Herzschwäche kann telemedizinische Supervision Notfälle verhindern

Doch wer kann sich überhaupt telemedizinisch behandeln lassen? „Vor allem betreuen wir Patienten, die an Herzschwäche leiden. Mit dieser Erkrankung kann der Patient unter bestimmten Bedingungen in ein spezielles Programm aufgenommen werden, die Kosten übernimmt dann die Kasse“, so die Ärztin. Der Patient werde beispielsweise mit einem Blutdruckmessgerät und einer Waage ausgestattet, zu Hause werde regelmäßig ein EKG geschrieben. „Die Geräte verbinden sich automatisch mit uns, sodass der Patient nicht händisch irgendwelche Werte eingeben muss.“

Vorteil sei, dass es keine Wartezeiten für den Patienten gebe, keine langen Wege zur nächsten Arztpraxis. Und es gehe um Prävention: „Es ist nicht so, dass bei einer Entgleisung automatisch der Notarzt vor der Haustür steht. Aber im Zentrum für Telemedizin sind wir rund um die Uhr für unsere Patienten telefonisch erreichbar, leiten dann gegebenenfalls alles in die Wege.“