Hamburg. Am Appelhoffweiher in Steilshoop, aber auch in Gewässern wie der Alster wurde das Phänomen beobachtet. Umweltbehörde reagiert.
Es ist kein schöner Anblick, der sich Spaziergängern derzeit am eigentlich idyllischen Appelhoffweiher in Steilshoop bietet. Die Wasseroberfläche ist übersät mit kleinen und großen toten Fischen. Manche liegen auch am Ufer – darunter auch ein kapitaler, fast einen Meter langer Wels und mehrere Karpfen.
In der Luft liegt ein übler, fischiger Geruch. Satt gefressene Möwen hocken rund um den 2,5 Hektar großen See, der seit 1973 als Regenrückhaltebecken dient. „Seit dem Starkregen in der Nacht zum Mittwoch ist hier ein großes Fischsterben zu beobachten“, sagt Roy Fabian, der regelmäßig am Appelhoffweiher spazieren geht. Er habe am Donnerstag die Polizei angerufen und erfahren, dass das Phänomen auch von anderen Gewässern gemeldet worden sei.
Klimawandel: Tausende Fische in Hamburg nach Starkregen verendet
Wie die Umweltbehörde auf Nachfrage mitteilt, wurden Beobachtungen wie die von Fabian unter anderem von der Alster im Bereich von Haynspark und Ohlsdorfer Schleuse, vom Mühlenteich an der Wandse, dem Ernst-August-Kanal in Wilhelmsburg, dem Kupferteich in Rahlstedt, dem Bornbach in Langenhorn und von vereinzelten Rückhaltebecken gemeldet.
Momentan seien Mitarbeiter der sogenannte Schadensstelle an mehreren Hamburger Gewässern im Einsatz, um dort tote Fische abzufischen. „Das ist unter anderem deshalb sehr wichtig, damit sich die Fische nicht im Wasser zersetzen und weitere schädliche Stoffe hineingelangen“, sagt Sprecher David Kappenberg.
Tote Fische in Hamburg: Abbau von Pollen führt zu Sauerstoffabfall
Denn schon der Starkregen in der Nacht zum Mittwoch hat enorme Mengen Schadstoffe in die Gewässer gespült – in diesem Fall organische Materie wie Pollen und Pflanzenreste, die sich wegen der langen Trockenheit rund um die Gewässer angesammelt hatten. „Diese Substanzen werden im Wasser von Mikroorganismen abgebaut. Und das ist ein Prozess, der sehr viel Sauerstoff verbraucht“, erklärt Kappenberg.
Weil die Schadstoffe nicht nach und nach, sondern innerhalb kürzester Zeit ins Wasser geschwemmt wurden, fiel auch der Sauerstoffgehalt schlagartig ab – das Todesurteil für Tausende Fische, die schon vorher durch die hohen Temperaturen und die gefallenen Wasserstände unter Stress gestanden hatten.
Hamburg: Klimawandel wird zu häufigerem Fischsterben führen
Denn schon dadurch war der Sauerstoffgehalt in den Gewässern gesunken. Darauf hatte die Umweltbehörde bereits Anfang der Woche aufmerksam gemacht und vor einem Trockenfallen der Gewässer und dem wahrscheinlichen Auftreten von Blaualgen gewarnt, die im Eichbaumsee bereits zu einem Badeverbot geführt haben.
Dass ein plötzlicher starker Regen organische Substanzen in die Gewässer schwemmt, werde künftig häufiger passieren, vermutet Kappenberg. Schuld daran sei der Klimawandel, der für die Zunahme dieser Starkregenereignisse und längere Trockenperioden verantwortlich ist.
Behörde und Hamburger Bezirke setzen Klimafolgemaßnahmen um
Kurzfristig könne man nichts dagegen tun. Langfristig gebe es Klimafolgenmaßnahmen, die man bereits in Kooperation mit den Bezirken umsetze. Dazu gehöre eine Renaturierung der Gewässer, indem man die Fließgeschwindigkeit von Bächen und Flüssen steigere, die Ufer bepflanze und das Niederschlagswasser reinige, bevor es in die Gewässer gespült wird.
Um die Folgen des Klimawandels nicht unnötig zu verschlimmern, bittet die Umweltbehörde Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe. Dazu gehört, kein Wasser mehr aus Gewässern zu schöpfen. Das sei im Rahmen des Gemeingebrauchs begrenzt zwar erlaubt, sollte aber jetzt eingestellt werden, um die ohnehin geringen Wassermengen nicht weiter zu reduzieren.
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Klimawandel in Hamburg: Was Bürgerinnen und Bürger tun können
Außerdem sollte man keine Wasservögel füttern: Zum einen vertrügen die Tiere Brot schlecht, zum anderen würden die Gewässer durch das übermäßige Nährstoffangebot stark belastet. Fischsterben können unter der Rufnummer 040/428 402 300 gemeldet werden, trocken fallende Gewässer im Internet.
In Hitzeperioden sollte auch der Trinkwasserverbrauch überdacht werden. Hier bittet die Behörde darum, Pflanzen im Garten und auf dem Balkon nur frühmorgens oder spätabends zu gießen und möglichst gesammeltes Regenwasser zu verwenden. Auf das Rasensprengen sollte verzichtet werden. Gegen Austrocknen helfe es, das Gras länger wachsen zu lassen und seltener zu mähen. Beete könnten mit einer Mulchschicht geschützt werden.