Hamburg. Anleger 1870 und Spanische Treppe: Die Restaurants sehen ähnlich aus, sind aber ganz verschieden. Doch beide haben spannende Pläne.
Beim Blick von der Mundsburger Brücke auf die beiden malerisch am Wasser gelegenen Restaurants auf der Uhlenhorst stutzt so mancher Spaziergänger: Helle Schirme sind über den Tischen gespannt, die Optik der beiden Szenegastronomien Anleger 1870 und Spanische Treppe einen Steinwurf von der Außenalster entfernt hat sich verändert – und scheinbar angeglichen.
Zugleich ist beim Anleger 1870 die Reihe der lauschigen Glas-Pavillons mit einzelnen Tischen verschwunden, die bisher einen privaten Abend im Kerzenschein mit Blick auf die Alster ermöglichten.
Alster Hamburg: Das planen zwei Szenelokale direkt am Wasser
„Die Pavillons haben wir nur im Winter“, sagt Amir Khazaei (26), der zusammen mit seinem Bruder Salar (29) die Location mit spektakulärem Fernblick auf Fernsehturm und Radisson am anderen Alsterufer betreibt. In der Sommersaison setzt der Mitinhaber des Restaurants an der Hartwicusstraße dagegen wieder auf eine offene Terrasse. Neue Tische und Stühle, aber auch Lounge-Bereiche sorgen für eine gelassen-gediegene Atmosphäre.
Die gläsernen Häuschen waren in der Corona-Pandemie aufgestellt worden, um den Gästen draußen ein schönes Erlebnis beim Dinner bieten zu können, ohne dass ihnen die Kälte den Genuss verdirbt. Denn die Häuser waren beheizt und schafften es schnell unter die beliebtesten Ausgeh-Geheimtipps der Stadt.
„Wir haben hier Dutzende Heiratsanträge erlebt, und es kamen sogar Leute aus Belgien, Holland oder der Schweiz“, sagt Salar Khazaei stolz. Knapp die Hälfte der Gäste sei zwischenzeitlich eigens wegen der einzigartigen Privatkabäuschen beim Anleger 1870 in die Hansestadt gekommen. Den Zulauf hatten zugleich die Aktivitäten der beiden Betreiber auf Instagram beschleunigt, wo sie Zehntausende Follower haben.
Anleger 1870: Glashäuser haben auch Gäste aus dem Ausland angelockt
Die internationale Strahlkraft des Restaurants im Herzen Hamburgs hat nun zunächst ein Ende, schließlich wärmt nun wieder die Sonne und nicht die künstliche Heizquelle in den transparenten Hütten, die sich die Brüder in London abgeschaut haben.
Jedenfalls sitzen die Gäste nun wieder mit freiem Blick auf den abendlichen Sonnenuntergang am Fuße der Brücke und können aus einer reichhaltigen Auswahl an Gerichten wählen. Seit 2001 bewirtet der Anleger 1870 die Gäste – die Jahreszahl im Namen spielt auf das Baujahr der Mundsburger Brücke an. „Der Name erzählt die Geschichte“, sagt Amir Khazaei.
Restaurant an der Alster: Alles wird frisch eingekauft
Im Anleger 1870 steht gehobene Küche auf der Speisekarte – wie gegrillter Pulpo auf Süßkartoffelpüree mit Crispy-Wildbrokkoli für 23,90 Euro, ein Spargelrisotto oder für Pastaliebhaber Tagliatelle mit Salsiccia, gemischtem Spargel und Weißweinsauce für 26,90 Euro. Für Fleischfans bietet das Lokal, das 2020 seinen Kreis der Geschäftsleitung um die beiden Brüder erweitert hat, ein Black-Angus-Filet auf grünem Spargel mit zweierlei Kartoffelpüree für 47,90 Euro.
„Wir kaufen alles frisch ein, auch weil wir hier kein Lager haben“, sagt Salar Khazaei, der zudem eine Kantine in der Blumenhalle des Großmarkts betreibt, und zeigt auf die historischen Kasematten unter der Brücke, die für das Restaurant mit seinen Natursteinwänden, für die Küche und die Plätze im Innern ausgebaut wurden.
Das Lokal Spanische Treppe serviert Tapas und Marokkanisches
Im Restaurant Spanische Treppe gegenüber geht es, wie der Name vermuten lässt, um Spezialitäten wie Datteln im Speckmantel oder Pimientos de Padron (7,50 Euro). Aber auch Tajine vom Lamm (13,90 Euro) und andere marokkanische Spezialitäten lässt Inhaber Rohulla Jawanshir von seinen Mitarbeitern servieren.
Dass die Terrassen der beiden Lokale nun ähnlich aussehen, ist eher dem Zufall geschuldet – die zwei Treffpunkte für Sonnenanbeter am östlichen Alsterufer agieren weiterhin jeweils selbstständig. Der ursprüngliche Investor des Restaurants Anleger 1870, Zeynel Abidin Yurtsever, hatte später auch das Areal gegenüber übernommen und dort 2012 die „Spanische Treppe“ eröffnet. Geschäftliche Verflechtungen bestehen nun aber nicht mehr, Inhaber der Tapas-Bar ist seit einigen Jahren Rohulla Jawanshir.
Alster Hamburg: Restaurant hat große Pläne für den winterfesten Ausbau
Und der 33-Jährige, der in seiner gastronomischen Laufbahn länger an der Algarve und auch bereits bei der Sterneköchin Anna Sgroi gearbeitet hat, verfolgt hier große Pläne. „Wir wollen Teile der Terrasse mit einem Pergola-System vor schlechtem Wetter schützen.“
Auf diese Weise könnte die Spanische Treppe auch im Winter Gäste bewirten, also ähnlich wie der Betrieb gegenüber auch bei Frost weiter öffnen. Dazu kommt: Die neuen, vor Kälte und Wind schützenden Systeme könnten auch im Sommer den zahlreichen dort stattfindenden Firmenfeiern etwa von Airbus oder Siemens mehr Sicherheit angesichts des wechselhaften Hamburger Wetters bieten.
Neue Gastronomie soll Personal mehr Möglichkeiten bieten
Statiker und Architekten hätten das Bauwerk bereits geplant, einzig von der Behörde fehle noch das grüne Licht, sagt Rohulla Jawanshir über den Fortgang seiner Planung.
- Nahe der Alster- Haus in Toplage steht seit Jahren leer
- Ruder Club verkündet überraschende Wendung – Krise beendet?
- Grüne fordern- Stadt soll ehemaliges US-Konsulat kaufen
Der Unternehmer investiert aber auch wegen der schwierigen Personalsituation in der Gastronomie: „Wenn ich meine Mitarbeiter im Sommer eingearbeitet habe, muss ich schon fast wieder schließen“, sagt der Betreiber über seine 17 Angestellten, die mit dem wetterfesten Ausbau künftig nicht mehr nur als Saisonkräfte beschäftigt werden sollen.
Alster Hamburg: Restaurants mit herrlicher Aussicht auf den Sonnenuntergang
Die Gäste dürften den Ausbau an der Mundsburger Brücke jedenfalls begrüßen, denn sie schätzen die Plätze hier sehr. „Die Aussicht und der Sonnenuntergang sind wirklich herrlich“, schreibt ein Nutzer im Internet über das Restaurant Spanische Treppe, „Freundliche Bedienung, die kleinen Speisen haben super geschmeckt“, ergänzt ein Gast bei Google.
Ein „angenehmer Platz für den Tagesausklang direkt am Wasser“, schreibt ein Besucher des Anlegers 1870. Übrigens, für beide Restaurants gilt: Tagsüber am besten nicht mit dem Auto anreisen, denn neuerdings gehört das Viertel zur Zone mit kostenpflichtigem Anwohnerparken.
Spanische Treppe, Armgartstraße 7, täglich 10 bis 22 UhrAnleger 1870, Hartwicusstraße 7, täglich 12 bis 23.30 Uhr