Hamburg. Für seine Mitarbeiterinnen und sich hat Bahram Tehrani Parkplätze gemietet. Doch damit sind die Schwierigkeiten nicht gelöst.
Bahram Tehrani betreibt seit 25 Jahren eine Hausarztpraxis am Hofweg. Bislang war es für ihn und seine Mitarbeiterinnen nicht gerade einfach, einen Parkplatz auf der Uhlenhorst zu finden, aber immerhin möglich. Seit der Stadtteil zum Bewohnerparkgebiet erklärt wurden, wenn auch zum vorerst letzten in Hamburg, ist das nicht mehr der Fall.
Da sowohl er als auch zwei seiner Mitarbeiterinnen aufs Auto angewiesen sind, beantragte er beim Landesbetrieb Verkehr eine Sondergenehmigung für drei Fahrzeuge. Die wurde abgelehnt mit dem Hinweis, dass es keine Bewohnerparkausweise für Gewerbetreibende gebe. Ausnahmen könnten nur für betriebsnotwendige Firmenwagen gemacht werden, aber keinesfalls für die Anreise von Mitarbeiterinnen.
Verkehr Hamburg: Anwohnerparken für Hausarzt großes Problem
„Offenbar sind sich die verantwortlichen Stellen nicht bewusst, wie wichtig Parkplätze auch für eine Arztpraxis sind“, ärgert sich der Allgemeinmediziner. Nicht alle seine Patienten lebten in fußläufiger Entfernung, sodass er für viele Hausbesuche auf ein Auto angewiesen sei.
Und dann sind da noch die beiden aufs Auto angewiesenen Mitarbeiterinnen. „Die eine kommt aus Bergedorf und braucht mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich länger als mit dem Pkw. Die andere muss nach Feierabend ihr Kind aus der Schule abholen, was sie mit Bus und Bahn auch nicht pünktlich schafft.“
Anwohnerparken: Hausarzt mietet drei 70-Euro-Stellplätze
Angesichts der Personalnot, die derzeit in Arztpraxen herrscht, hatte Tehrani Angst, seine Mitarbeiterinnen zu verlieren – und konnte sie vorerst halten, indem er drei Garagenplätze in einem der Mundsburg Towers anmietete – für vorerst 70 Euro pro Stellplatz im Monat.
Jetzt haben zwar alle einen sicheren Parkplatz. Der aber liegt 800 Meter und damit zehn Minuten zu Fuß entfernt. Tehrani, der so gut wie jeden Tag Hausbesuche macht, muss diesen Weg dann viermal am Tag zurücklegen. Doch auch seine Patienten und Patientinnen leben überwiegend in Bewohnerparkgebieten.
Uhlenhorst: Wegen Anwohnerparken – Hausbesuche mit Motorroller
Um möglichst oft die Kosten für das Parken dort und die Zeit für den Weg zum Auto sparen zu können, hat er sich jetzt für 2500 Euro einen gebrauchten Motorroller – eine blau-weiße Lambretta – gekauft.
„Doch auch der Roller löst nicht alle Probleme“, betont Tehrani und denkt dabei nicht nur an Regentage. Oft muss er neben seinem Arztkoffer auch medizinische Geräte oder Praxiswäsche transportieren. So wollte er zum Abendblatt-Termin eigentlich mit dem Roller kommen, musste aber doch das Auto nehmen. Anders hätte er das Langzeitblutdruckmessgerät, das ein Patient bei ihm zu Hause in Hoheluft-West abgegeben hatte, nicht in die Praxis bringen können.
Ärztekammer bereits in Kontakt mit Landesbetrieb
Tehrani macht jetzt viele Hausbesuche zu Fuß, schafft dadurch aber deutlich weniger als früher. Und er ist nicht der einzige Arzt, der durch das Bewohnerparken in Bedrängnis kommt. Die Ärztekammer hat sich bereits beim Landesbetrieb Verkehr nach Möglichkeiten für die Kollegen erkundigt. „Uns wurde mitgeteilt, dass Ärztinnen und Ärzte Ausnahmegenehmigungen gegen eine Jahresgebühr von 250 Euro beantragen können“, so Sprecherin Dörte Kieckbusch.
In der ablehnenden Antwort auf Tehranis Ersuchen um eine Sondergenehmigung geht man mit keinem Wort auf seinen Berufsstand ein, sondern nur darauf, unter welchen Umständen generell eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden kann – nicht ohne gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass auch im Falle einer Ablehnung 75 Prozent der 250 Euro teuren Sondererlaubnis fällig seien.
Verkehr Hamburg: Bürgerverein fordert Aufhebung des Anwohnerparkens
Doch vielleicht wird ja auch hier nachgebessert – so, wie es die Behörde auch im Fall der Gewerbetreibenden aus anderen betroffenen Quartieren tun will. Bei einer Veranstaltung des Hohenfelder & Uhlenhorster Bürgervereins am Montagabend bekräftigte Martin Bill, Staatsrat der Hamburger Verkehrsbehörde, dieses Ansinnen erneut.
Gemeinsam mit Lukas Domaschke, Verkehrsplaner beim Landesbetrieb Verkehr, erläuterte er das Konzept für den Straßenzug Hofweg/ Papenhuder Straße, der in einem Abschnitt reines Bewohnerparkgebiet (Hofweg) ist und im anderen Teil nur Kurzzeitparken erlaubt (Papenhuder Straße).
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Anwohnerparken: Behörde will über Papenhuder Straße „nachdenken“
Auf der Veranstaltung äußerten rund 70 Bürgerinnen und Bürger Kritik – etwa an den Zeiten, in denen Anwohner frei parken dürfen (warum nicht schon ab 18 Uhr?), den Zuschnitt einzelner Zonen (in denen der Parkdruck jetzt höher ist als früher) und dem Verbot des Anwohnerparkens an der Papenhuder Straße (warum nicht zumindest eine Straßenseite dafür freigeben?).
Das Fazit: Bill und Domaschke stellten in Aussicht, über etliche der geschilderten Probleme nachdenken zu wollen. „Wir haben viel Kritik bekommen, über die wir diskutieren. Denn wir wollen aus den bestehenden Bewohnerparkgebieten lernen“, räumte Bill ein.
Aus diesem Grund habe man das geplante Bewohnerparken in Eilbek und Barmbek-Süd ausgesetzt. Darüber hinaus setze sich die Verkehrsbehörde auch auf Bundesebene für Erleichterungen beim Bewohnerparken ein, betonte der Staatsrat. Dazu gehöre eine mögliche Ausweitung der Gebietsgröße von 1000 auf 1500 Meter und die Kontrolle der Parkberechtigung per Kennzeichenerfassung.