Hamburg. In Klein Borstel wollen die Anwohner wissen, wann die Wellingsbütteler Landstraße saniert wird. Einzelhändler sind besorgt.

Verzögert der Bau der U 5 die Sanierung der Wellingsbütteler Landstraße? Oder beginnt die zunächst auf fünf Jahre angesetzte Maßnahme, in deren Zusammenhang das Siel sowie die Leitungen für Trink- und Abwasser, Gas und Strom erneuert werden sollen, doch im kommenden Jahr? Die Anwohner und Gewerbetreibenden aus Klein Borstel wüssten das gerne. Doch seit einer Informationsveranstaltung im vergangenen Juni haben sie nichts mehr dazu gehört.

„Damals wurde uns mitgeteilt, dass ein Verkehrsgutachten klären soll, ob die geplante Sanierung der Wellingsbütteler Landstraße und des Wellingsbüttler Wegs überhaupt parallel zum Bau der neuen U-Bahn-Linie durchgeführt werden kann“, sagt Martina Lütjens, CDU-Bezirksabgeordnete und Ortsvorsitzende von Fuhlsbüttel, Ohlsdorf und Klein Borstel. „Wir wüssten gerne, ob es schon fertig ist und was es ergeben hat.“

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Zudem hätten die Teilnehmenden auf der digitalen Veranstaltung auch unter drei Varianten zur Verkehrsführung während der Bauzeit abgestimmt, die von Projektbeteiligten Hamburg Wasser, Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), Gasnetz Hamburg, Stromnetz Hamburg und Stracon präsentiert worden waren. „Auch da müsste man uns langsam mal mitteilen, womit wir zu rechnen haben. Schließlich gilt als offizieller Baustart immer noch Juli 2024“, betont Lütjens.

Wie sehr das Thema Anwohner und Gewerbetreibende umtreibt, sieht man daran, dass es zwei Bürgerbewegungen dazu gibt. Zum einen: die Anwohnerinitiative „Sanierungswelle“, die Tempo 30, bessere Bedingungen für den Radverkehr, den Erhalt des Allee-Charakters der Wellingsbütteler Landstraße und ausreichend Parkplätze fordert. Und zum anderen: Die von Gewerbetreibenden gegründete Initiative „5 Jahre Vollsperrung – Nein danke!“. Deren Petition haben bereits mehr als 6300 Unterstützer unterschrieben, die „den größten Einschnitt in das Leben der Alstertaler“ verhindern wollen.

Umstrittene Vollsperrung im Alstertal: CDU-Politikerin fordert Klarheit

Tatsächlich hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) vor einem Jahr angekündigt, dass das gesamte Projekt noch einmal neu geplant werden soll, um eine „zeitoptimierte, für den Hamburger Nordwesten verkehrsverträgliche und zugleich umweltschonende Umsetzung zu gewährleisten“.

Sprich: Anwohner, Gewerbe, Schulen und andere Einrichtungen in diesem Bereich sollen möglichst wenig beeinträchtigt werden. „Aber es wird trotzdem einiges auf uns zukommen und das vielleicht schon bald. Wir fordern daher, schnell und umfassend darüber informiert zu werden, wie es weitergeht“, so Lütjens.

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Insbesondere der Einzelhandel im Zentrum sei massiv durch das Projekt gefährdet. Denn er lebe nicht nur von den Anwohnenden, sondern auch vom Durchgangsverkehr. Von der Wellingsbütteler Landstraße führen die Straßen Stübeheide, Kornweg oder Borstels Ende in das „Einkaufsdorf Klein Borstel“. Hier gibt es diverse inhabergeführte Geschäfte, darunter den Hofladen, die Bäckerei Vollstädt, das Musikaliengeschäft Mattern, einen Buch- und einen Fischladen.

Geschäftsleute protestieren gegen eine fünf Jahre andauernde Vollsperrung der Wellingsbütteler Landstraße (Archivbild aus 2021).
Geschäftsleute protestieren gegen eine fünf Jahre andauernde Vollsperrung der Wellingsbütteler Landstraße (Archivbild aus 2021). © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

„Wenn die Wellingsbütteler Landstraße gesperrt wird, können uns auch unsere Lieferanten nicht mehr erreichen. Das wird ein Ladensterben nach sich ziehen“, befürchtet Ingolf Mattern, Vorsitzender der IG Klein Borstel. Die einzige Option für Lkw sei dann theoretisch, Klein Borstel von der Bramfelder Chaussee aus über den Eckerkamp anzufahren. Dort müsste aber in der ganzen Straße ein Parkverbot eingerichtet werden, damit die großen Autos durchkämen. Das sei offenbar nicht gewünscht.

Wellingsbütteler Landstraße: Verschieben der Sanierung birgt Risiken

Ein Verschieben der gesamten Sanierung würde zwar einen Aufschub für die Geschäftsleute und die Anwohner bedeuten. Doch laut Hamburg Wasser besteht dann das Risiko weiterer Rohrbrüche. Die Maßnahme sei daher weiterhin dringlich.

Das Unternehmen, das von der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft mit der Gesamtprojektleitung des Projekts beauftragt wurde, stellt auf Abendblatt-Nachfrage in Aussicht, Anwohnende und Gewerbetreibende bald über die neuen Planungen informieren zu können.

Verkehr Hamburg: Projektleitung will bald über Maßnahme informieren

„Die Erstellung eines neuen Verkehrskonzeptes während der Baumaßnahmen sowie eine umfangreiche Neukonzeption der Leitungsarbeiten finalisieren sich gerade“, sagt Nicole Buschermöhle, Sprecherin von Hamburg Wasser. Es sei bereits ein Verkehrsgutachten erstellt worden, aus dem sich Vorzugsvarianten für die Verkehrsführung während der geplanten Leitungs- und Straßenbauarbeiten ergeben.

Die Abfrage der Varianten während der Info-Veranstaltung im vergangenen Jahr habe keinen Entscheidungscharakter gehabt, betont die Sprecherin. Damit habe man nur ein Stimmungsbild einholen wollen. Die Teilnehmenden hatten eine Einbahnstraßenregelung für den gesamten Straßenzug abgelehnt und sich für eine weiträumige Umleitung des Durchgangsverkehrs sowie für kleinräumige Umleitungen an den jeweiligen Bauabschnitten ausgesprochen.