Hamburg. Mit nachhaltiger Küche und neuen Ideen will TV-Koch Thomas Sampl das Gut Karlshöhe kulinarisch aufwerten. Was er noch dort plant.

Der Oberhafen und ein Umweltzentrum – das klingt erst mal nicht nach viel Gemeinsamkeit. Doch die gibt es. Denn beides sind Standorte der Hoben­köök (Hafenküche), die vor wenigen Tagen einen Ableger auf dem Gut Karlshöhe eröffnet hat.

Und dorthin passt das nachhaltige und kreative Restaurantkonzept von TV-Koch Thomas Sampl tatsächlich wie – um im Küchenjargon zu bleiben – der Topf auf den Deckel. Umgeben von Streuobstwiese, Wäldchen, Kräutergärten, Schafweide und Imkerhäuschen wird jetzt in einem ehemaligen Stallgebäude regional, saisonal und überwiegend bio gekocht. So, wie es die Gäste halt aus der Hobenköök im Oberhafen kennen.

Die Hamburger Klimaschutzstiftung habe ihn im vergangenen Herbst gefragt, ob er nicht die Gastronomie dort übernehmen wolle, erzählt Sampl bei einen Termin vor Ort. „Ich war fast erschrocken, wie schön es hier ist – vor allem darüber, dass ich bislang nichts davon wusste.“

Tatsächlich liegt das Umweltzentrum, in dem zahlreiche pädagogische Angebote für Kinder und viele Tagungen für Erwachsene stattfinden, wie eine grüne Oase im Nordosten der Stadt. Im Fokus stehen hier das einfache, gute Leben im Rahmen der natürlichen Ressourcen. „Das ist ein Motto, das perfekt zu unserem Konzept passt“, sagt Sampl.

Hobenköök: Zweites Restaurant auf Gut Karlshöhe eröffnet

Bei einem zweiten Besuch im November nahm er Knut Keppler mit. Die beiden Köche hatten bereits im Restaurant Vlet zusammen gearbeitet, später hatte Keppler im Forsthaus Friedrichsruh und im Tortue gekocht. Richtig glücklich sei er dort aber nicht mehr gewesen, sagt er. „Ich konnte mich nicht mehr weiterentwickeln.“ Diese Chance hat ihm Sampl nun gegeben: Jetzt ist Keppler Geschäftsführer der Mitte März eröffneten Hobenköök auf dem Gut Karlshöhe.

Restaurantleiter ist Sebastian Reher, ebenfalls ein ehemaliger Vlet-Kollege. Von mittwochs bis sonntags gibt es in der Hobenköök eine „ehrliche, traditionelle Küche“, fasst Samp zusammen. Die Speisekarte bestätigt das gleich auf den ersten Blick. Auf Hamburger Plattdeutsch heißt Mittagstisch hier Middach, Vorspeisen Vordeem, Hauptgerichte Middeninne und Nachtisch Dornach. Alle Gerichte klingen gesund und lecker. Ob Lauchcremesuppe mit hausgemachtem Wildschinken, Pflücksalat mit Haselnuss-Schnittlauch-Dressing und eingelegtem Gemüse, frischer Fisch vom Kutter mit Blattspinat und Rahmlinsen oder Tafelspitz mit Wurzelgemüse, eine Platte mit Schinken, Salami, Käse und gebeiztem Fisch oder Mandelkuchen mit Rhabarberkompott. Die Preise sind moderat: mittags kosten Hauptgerichte durchschnittlich 15 Euro, abends nicht mehr als 30 Euro.

Rund um Gut Karlshöhe war bislang gastronomisches Niemandsland

Das Feedback der Gäste sei sehr positiv, sagen Keppler und Sampl. „Viele sind dankbar, dass es uns jetzt hier gibt.“ Bislang war das Umfeld eher ein gastronomisches Niemandsland: Fußläufig ist weder in Bramfeld noch im angrenzenden Wellingsbüttel ein gutes Restaurant zu erreichen. Auch aus Berne und Farmsen waren schon Gäste da. Und aus anderen Teilen der Stadt – denn die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nur so lala, aber zum Gut gehört ein großer Parkplatz, und es wird auch von Moia angefahren.

Die Mehrzahl der insgesamt 120 Innenplätze liegen im großen Gastraum der Hobenköök, in dem sich auch der Tresen befindet, der Rest im kleineren Clubraum. Beide Räume wurden vom ehemaligen „Bistro-Charme der 70er-Jahre“ befreit und entsprechen jetzt mit den frisch geölten Holzfußböden, freigelegtem Eichengebälk und nackten Betonwänden ganz dem Zeitgeist. „Eine moderne und gleichzeitig gemütliche Bauernstube“, sagt Sampl.

Thomas Sampl: Käsemarkt und Barbecue-Event auf Gut Karlshöhe

Bei gutem Wetter laden gleich drei Terrassen ein, auch draußen Platz zu nehmen. Die größte dürfen auch Besucher des Guts benutzen, die sich etwas zu essen mitgebracht haben. Nach Saisonbeginn können sie sich dann kalte Getränke und Kaffeespezialitäten in einer kleinen Blockhütte kaufen, der „Sommerhütte“, oder warme Snacks vom Foodtruck.

Schon jetzt finden auf dem Gut Karlshöhe viele Veranstaltungen statt. Sampl will das Programm noch erweitern. „Ich plane, unseren Käsemarkt vom Oberhafen hierhin zu verlegen und könnte mir hier auch einen regelmäßigen Wochenmarkt vorstellen“, sagt er. Mit den „Schmiedejungs“, die auf dem Gut zahlreiche Workshops anbieten, plant er ein großes Barbecue-Event – bei dem es nicht nur ums Grillen, sondern auch ums Schmieden des eigenen Fleischmessers gehen soll.

An das Restaurant angeschlossen ist ein Verkaufsraum, den der Hobenköök-Inhaber „Mini-Markthalle“ nennt. Dort gibt es – neben pädagogischen Kinderbüchern – bereits Produkte vom Gut und von Bauern aus der Region: Honig, Marmelade, Pesto, Wein und Senf. Auch dieses Angebot wollen Sampl und Keppler noch ausweiten. Schon bald, versprechen sie, werden in der Hobenköök-Markthalle auch Brot, Eier und Gemüse vom Gut verkauft.