Hamburg. Chirurg Dr. Udo Kronberg klärt über Darmerkrankungen wie Morbus Crohn auf – und gibt hilfreiche Tipps zur Vorbeugung.
20 bis 30 Durchfälle pro Tag und heftige Bauchkrämpfe: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, darunter der recht bekannte und weit verbreitete „Morbus Crohn“, schränken das Leben der Betroffenen massiv ein.
Vor allem trifft es die Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen – und die Zahl der Neuerkrankungen steigt auch in den Deutschland seit einigen Jahren stark an.
Darmerkrankung – Arzt warnt: „Kindern nicht gleich Antibiotikum geben“
„Das hängt unter anderem damit zusammen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Immunerkrankungen und Stress. Und gestresst waren wir ja alle in der vergangenen Zeit“, sagt Dr. Udo Kronberg.
Der Leitende Oberarzt hat mehr als 20 Jahre in Chile gearbeitet, ist jetzt seit knapp einem Jahr an der Klinik für kolorektale und gastrointestinale Chirurgie an der Asklepios Klinik Barmbek tätig – und beschäftigt sich seit Jahren mit Morbus Crohn, einer Autoimmunerkrankung. „Das heißt, der Körper greift plötzlich seinen eigenen Darmtrakt an, vom Mund über Speiseröhre, Magen und Darm bis zum After können verschiedene Teile betroffen sein.“
Durchfall: Betroffene glauben zunächst, etwas „Falsches“ gegessen zu haben
Die Ausprägung der Erkrankung könne ganz unterschiedlich sein: „Von einer rein entzündlichen Form reicht es bis zu einem Stadium, in dem es zur Perforation kommt, sich also schon Löcher in den Darm reinfressen.“
Leider werde die Darmerkrankung oft nicht sofort erkannt, weil die Symptome zunächst recht „unspezifisch“ seien, so der Experte: „Passiert ja mal, dass man Durchfall hat, weil man sich den Magen verdorben oder sich im Urlaub ein Virus eingefangen hat. Das hinterfragt man ja nicht gleich.“
Sollte der Durchfall jedoch nicht von selbst abklingen, sondern über mehrere Tage anhalten, dann sollte der Betroffene dringend einen Arzt aufsuchen, so Dr. Udo Kronberg.
Darmerkrankungen durch gesunde Ernährung vorbeugen
Vorbeugen könne man durch gesunde Ernährung. „Und Eltern sollten darauf achten, dass ihre kleinen Kinder nicht zu früh ein Antibiotikum einnehmen.“ Seiner Meinung nach werde dies derzeit zu schnell verabreicht.
„Die Folgen sieht man dann halt erst Jahre später. Fest steht, dass die Darmflora dadurch schon im Kindesalter durcheinandergebracht wird und sich das irgendwann negativ auswirken kann.“ Ohne konkreten Nachweis einer bakteriellen Infektion so „breit zu schießen“ bei einem Kita-Infekt hält der Arzt für „übertrieben“: „Kinder haben dann eben mal zwei Tage Fieber und können sich selbst auskurieren.“
Morbus Crohn: Cortison und Immunmodulatoren hemmen Entzündung
Doch was hilft, wenn Morbus Crohn schon festgestellt wurde? Zunächst setze man nach wie vor auf Medikamente, auf Cortison und sogenannte Immunmodulatoren, mit denen man versuche, die Entzündung zu hemmen. Mittlerweile werde aber meist auf eine moderne biologische Therapie mit Antikörpern gesetzt, auf die der Patient dann längerfristig angewiesen sei.
„Es laufen Studien, wonach man vielleicht mal eine Pause einlegen kann. Allerdings ist es ein Risiko, weil jeder Schub wieder neuen Schaden anrichtet.“ Die daraus entstandenen Komplikationen würden dann oft operativ behandelt.
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Hamburger Arzt: Bei Darmerkrankung Colitis ulcerosa hilft OP
Heilung verspricht ein Eingriff dagegen bei der Darmerkrankung Colitis ulcerosa, die allein den Dickdarm befällt. „Da kann man natürlich Dick- und Mastdarm entfernen und der Krankheit fehlt das Ziel, das sie vorher angegriffen hat.“
In einer zweiten Operation, nach etwa drei bis sechs Monaten „Ruhephase“, werde dann ein sogenannter Ileoanaler pouch (englisch für „Sack“) eingesetzt: „Man formt quasi aus dem Dünndarm ein neues Rektum; ein künstlicher Darmausgang ist damit langfristig nicht nötig und die Lebensqualität ist wieder hergestellt.“ Viele Patienten, erzählt Dr. Udo Kronberg, hätten ihm nach der OP gesagt: „Wenn ich von dieser Möglichkeit früher gewusst hätte, hätte ich mir viel Leid erspart.“