Hamburg. Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri wird an die Toten der schrecklichen Tat in Groß Borstel erinnert.
Trauer und Gedenken in Hamburg: Nach der Amoktat bei den Zeugen Jehovas in Groß Borstel mit acht Toten wird am Sonntag mit einer ökumenischen Andacht der Opfer gedacht. Nach Angaben der Initiatoren soll der Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri der Trauer einen Raum geben und Trost spenden.
Das Angebot gelte vor allem für die rund 1000 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die am Donnerstag und Freitag der Vorwoche im Einsatz waren, sowie für Bewohner des Stadtteils Groß Borstel, in dem sich die Tragödie ereignete. Das Gedenken solle und könne keine Trauerfeier der Zeugen Jehovas ersetzen, hieß es.
Amoklauf in Hamburg: Philipp F. tötet sieben Menschen
Veranstalter sind die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, das Erzbistum Hamburg und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Erwartet wird unter anderem auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Die Zeugen Jehovas unterstützen den Angaben zufolge die Trauerfeier, wollen aber einen eigenen Weg für eine Trauerfeier nach ihren christlichen Prinzipien gehen.
Vor mehr als einer Woche hatte der 35 Jahre alte Philipp F. im Hamburger Norden sieben Menschen – darunter ein ungeborenes Kind – mit Schüssen aus einer halbautomatischen Pistole getötet und sich danach selbst umgebracht. Neun Menschen wurden verletzt.
Kondolenzbuch im Rathaus: Viele Hamburger bekunden ihr Beileid
Im Hamburger Rathaus liegt seit diesem Sonnabend ein Kondolenzbuch zur Amoktat im Gemeindehaus der Zeugen Jehovas aus. Mehrere Menschen nutzten am ersten Tag die Möglichkeit, mit Einträgen den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme zu bekunden.
Wie der Hamburger Senat mitteilte, haben Interessierte eine Woche lang die Möglichkeit, jeweils in der Zeit von 10 bis 18 Uhr ihrer Anteilnahme Ausdruck zu verleihen. Das Kondolenzbuch werde zu gegebener Zeit dann den Angehörigen der Opfer übergeben.
Amoklauf in Hamburg: Alle Verletzten außer Lebensgefahr
Eine Wochen nach dem Amoklauf im Gemeindehaus der Zeugen Jehovas waren nach Angaben der Gemeinde alle acht Schwerverletzten außer Lebensgefahr. „Das ist die schönste Nachricht dieses Tages, in der Tat, die uns auch das erste Lächeln auf die Lippen zaubert“, sagte Michael Tsifidaris, Sprecher der Zeugen Jehovas für die Region Norddeutschland, am Freitag im Norddeutschen Rundfunk (NDR).
Verifizieren lässt sich die Aussage nicht. Die Klinik-Sprecher lehnen eine Auskunft aus Datenschutzgründen ab. Ein Polizei-Sprecher sowie ein Vertreter der Innenbehörde konnten dazu am Freitagabend keine Auskunft erteilen.
Zeugen Jehovas lehnen Teilnahme an Gedenkfeier ab
Bei der Tat am Donnerstag vergangener Woche hatte ein 35-jähriges früheres Gemeindemitglied sieben Menschen und sich selbst erschossen, neun weitere Menschen wurden verletzt.
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Tsifidaris kündigte an, dass die Zeugen Jehovas – unabhängig von dem am Sonntag in der Hauptkirche St. Petri geplanten ökumenischen Gottesdienst – am übernächsten Wochenende eine eigene Trauerfeier für die Opfer planten, um „dem Wunsch der Angehörigen und dem Gedenken der Opfer gerecht zu werden“. Gespräche mit der Stadt dazu liefen bereits. „Und wir werden auch Wege finden, wie auch die breitere Öffentlichkeit auf diese Weise Anteil nehmen kann“, sagte er.
Amoklauf in Hamburg: Gedenkfeier am Sonntag ohne Zeugen Jehovas
Auch wenn die Zeugen Jehovas wohl nicht offiziell an dem von der Nordkirche, dem Erzbistum Hamburg und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen organisierten Gedenken teilnehmen werden, schätzten sie das Engagement. „Wir schätzen es, wenn Kirchen oder andere Institutionen in unserem Land ein Zeichen der Solidarität und der Anteilnahme zeigen. Wir freuen uns, dass wir auf diese Weise auch spüren, dass es eine gesellschaftliche Unterstützung dieser Menschen gibt“, sagte Tsifidaris.
Bei dem ökumenischen Gedenken am Sonntag werden Bischöfin Kirsten Fehrs und Erzbischof Stefan Heße im Rahmen einer Fürbitte für die Opfer, die Verletzten, deren Angehörigen sowie für die Helfer, Polizisten und Feuerwehrleute beten. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) will an dem Gottesdienst in St. Petri teilnehmen.