Hamburg. Investor baut ohne staatliche Förderung neu am Kanal. Mieter sollen knapp neun Euro pro Quadratmeter zahlen.
Zu den beliebtesten Wohngegenden Hamburgs gehört Winterhude. Die Immobilienpreise im Stadtteil sind hoch, die Nettokaltmiete beträgt laut Mietenspiegel an der Dorotheenstraße bis zu 13 Euro pro Quadratmeter. Jetzt plant die Robert Vogel KG nach Abendblatt-Informationen dort einen Neubau mit bis zu 120 Mietwohnungen und jeweils zwei bis vier Zimmern, die für eine Nettokaltmiete von unter neun Euro pro Quadratmeter angeboten werden sollen – mit Blick auf den Mühlenkampkanal. Der Clou: Das Projekt „Dorotheen-Kai“ soll im frei finanzierten Wohnungsbau entstehen, das heißt: ohne staatliche Förderung.
Bezahlbarer Wohnraum
Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Lars Hansen, Geschäftsführer der Robert Vogel KG, die Pläne: „Ziel ist es, Familien, Singles oder auch Studenten in Winterhude bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Als überzeugter Partner des städtischen Wohnungsbauprogramms Bündnis für das Wohnen in Hamburg wollen wir mit dem Dorotheen-Kai unseren Teil dazu beitragen und neuen, günstigen Wohnraum für die wachsende Bevölkerung in einem attraktiven Stadtteil schaffen.“
Das Bündnis für das Wohnen sieht vor, dass jedes Jahr die Voraussetzungen für 10.000 neue Wohnungen in Hamburg geschaffen werden. Die Robert Vogel KG gehört mit einem Bestand von rund 2000 Wohnungen zu den größten privaten Vermietern in Hamburg. Das Unternehmen hat auch das „Spiegel“-Haus in der HafenCity und das Bürohaus „Dockland“ an der Van-der-Smissen-Straße im Bestand.
Das Areal an der Dorotheenstraße ist seit Jahrzehnten Eigentum der Robert Vogel KG. Die bis zu sieben neuen Gebäude sollen als sogenannte Nachverdichtung auf dem Grundstück gebaut werden, auf dem bereits drei in den 60er-Jahren errichtete Hochhäuser mit 195 Wohnungen stehen: „Wir werden die bestehende Tiefgarage abreißen und neu bauen. Darüber werden die neuen Gebäude errichtet“, sagte Hansen. Diese könnten zwischen zwei und acht Geschossen hoch sein.
Es ist nicht der erste Vorstoß für eine Neubebauung des Areals. Schon 2008 wurden entsprechende Pläne bekannt. Das Vorhaben scheiterte damals am Widerstand von Bürgern. Für Lars Hansen steht fest: „Die Planung wurde unterbrochen, weil das städtebauliche Konzept zum damaligen Zeitpunkt nicht wirtschaftlich war. Wir haben 2010 zunächst Abstand genommen von diesem Bauvorhaben.“ Die Bedingungen haben sich geändert. „Jetzt wagen wir wieder diesen Vorstoß, weil neuer bezahlbarer Wohnraum in Hamburg dringend benötigt wird und heute die wirtschaftlichen Rahmenbindungen völlig andere sind“, so Hansen weiter.
Die Neubauten entstehen zwischen den drei Hochhäusern und dem Kanal:
Warum der Verzicht auf eine öffentliche Förderung?: „Wir haben die Finanzierung für dieses Projekt und weitere Wohnungsbauvorhaben bereits gesichert, deshalb ist eine öffentliche Förderung für uns nicht notwendig.“ Die weniger als neun Euro Nettokaltmiete solle zunächst für mindestens fünf Jahre garantiert werden, auch danach sei lediglich eine geringe Anpassung vorgesehen.
Die Planungen sollen „in enger Abstimmung mit Bürgern, Politik und dem Bezirk Nord erfolgen. Wir wollen alle Beteiligten für unser Bauvorhaben begeistern“, sagte Hansen. Im Zuge der Weiterentwicklung soll das Grundstück auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: „Wir planen neue Wegeverbindungen von der Dorotheenstraße bis zum Wasser, hier sollen auch Stege gebaut werden“, sagte Hansen. Zudem soll auf dem Gelände eine Kindertagesstätte entstehen.
„Baustart im Jahr 2019 denkbar“
Zum ersten Mal wurde das Dorotheen-Kai-Projekt am Donnerstagabend im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung Nord öffentlich vorgestellt. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Bezirksamtsleiter Harald Rösler (SPD): „Das Areal an der Dorotheenstraße ist attraktiv für eine Nachverdichtung. Für das Bauvorhaben spricht auch, dass die Robert Vogel KG eine günstige Miete in Aussicht stellt.“ Allerdings müsse nun erst mal diskutiert werden, wie viel Wohnraum dort entstehen könne.
Bevor gebaut werden darf, müsste noch die Bezirksversammlung Hamburg-Nord dem Vorhaben zustimmen – und zwar im Zuge des Bebauungsplanverfahrens und einer öffentlichen Plandiskussion. Auf einen festen Zeitplan will sich Hansen noch nicht festlegen. Nur so viel: „Wenn alles gut läuft, wäre ein Baustart im Jahr 2019 denkbar.“