Uhlenhorst. Nach Protesten gibt es nun einen Kompromiss für die Papenhuder Straße/Hofweg, mit dem auch Anwohner zufrieden sind. Modellcharakter?

Die stark frequentierten Metrobusse der Linie M6 werden auf der Uhlenhorst künftig nur ein bisschen schneller sein – dafür wird mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger geschaffen, und der Autoverkehr bleibt fast unangetastet. Diesen Kompromiss zur Busbeschleunigung an Hofweg und Papenhuder Straße haben Anwohner, Politiker und Behörden­vertreter in einem einjährigen Workshopverfahren erarbeitet.

Auf der vergangenen Bezirksversammlung wurde er von allen Parteien akzeptiert. Jetzt hat auch der Senat auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bezirksfraktion hin signalisiert, dass die zuständige Behörde den Kompromiss begrüße. Die Ergebnisse der Bürgerbe­teiligung würden in die gegenwärtigen Planungen einfließen; in Abstimmungsgesprächen werde dann geklärt, ob sie komplett übernommen werden können.

Ursprünglich sollten den Bus­beschleunigungsplänen des Senats bis zu 40 Parkplätze und mehrere Bäume zum Opfer fallen. Dagegen hatte sich die Bürgerinitiative „Unsere Uhlenhorst“ vehement gewehrt – mit kreativem Protest, viel Know-how und einer Unterschriftenaktion, bei der sie 20.897 Stimmen zur Unterstützung der Volksinitiative „Stopp des Busbeschleunigungsprogramms“ sammelte. Diese hatte die Bürgerinitiative Ende 2014 mit Busbeschleunigungsgegnern vom Mühlenkamp gebildet.

Als Resultat einigte sich die Initiative nach den Wahlen im März mit den Fraktionschefs Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Grüne) auf einen Kompromiss, der die weitere Durchführung eines Volksbegehrens und Volksentscheids entbehrlich machte.

„Wir haben erreicht, dass Bürgerbeteiligung erstmals Modellcharakter für weitere Busbeschleunigungsmaßnahmen haben wird“, freut sich Torsten Oppermann, der zu den Initiatoren des Protests gehört. Tatsächlich wurde per Bürgerschaftsbeschluss bestimmt, Anwohner künftig noch vor Beginn entsprechender Maßnahmen umfassend zu beteiligen.

Wahre Gewinner des Kompromisses sind auch die Autofahrer

Im Falle von Hofweg und Papenhuder Straße diskutierten jeweils 15 Anwohner und Bezirkspolitiker in fünf Workshops miteinander. „Bis kurz vor Schluss schien eine Einigung unmöglich. Der Knoten platzte erst am letzten Termin vor der letzten öffentlichen Präsentation, als kurz vor Schluss die Idee aufkam, nur einen Radstreifen stadteinwärts statt wie geplant einen in jeder Richtung einzurichten“, erinnert sich Oppermann. Damit und mit der Beibehaltung des Schrägparkens konnte man viele Parkplätze retten, was ein Wunsch der Anwohner gewesen war.

So sind die wahren Gewinner des Uhlenhorster Busbeschleunigungskompromisses auch die Autofahrer. Nur wenige Stellflächen gehen verloren – unter anderem am Hofweg, weil dort auf Anwohnerwunsch sechs Bäume angepflanzt werden. „Für die meisten Parkflächen schaffen wir aber Ersatz in den Nebenstraßen“, so Verkehrsbehördensprecherin Susanne Meinecke.

Auch Fahrradfahrer und Fußgänger gewinnen Platz dazu. Für Radfahrer sollen am Hofweg auf beiden Seiten Schutzstreifen entstehen. In der Papenhuder Straße wird der Radverkehr in Richtung Winterhude auf die Straße geleitet – dort fahren nur 1000 Fahrzeuge pro Tag, sodass das Radfahren als sicher gilt. Stadteinwärts sind täglich 5000 Fahrzeuge unterwegs, dort wird ein Radstreifen eingerichtet, auf dem ein absolutes Halteverbot gilt – dadurch könnten dann tatsächlich auch die Busse schneller werden, weil das Parken in zweiter Reihe verhindert wird. An der Mundsburger Brücke bleibt die Platane erhalten: die Haltestelle wird in Mittellage errichtet, und es entsteht dort eine StadtRad-Station.

Die Arbeiten will die Verkehrs­behörde im Herbst 2016 durchführen. „Dann ist zum Weihnachtsgeschäft alles fertig“, so Meinecke. 2017 wären die gesamten Maßnahmen entlang der Metrobuslinie 6 abgeschlossen. Derzeit wird noch an der Haltestelle Michaelskirche gebaut, die Umgestaltungen der Langen Reihe und des Mühlenkamps sind bereits fertiggestellt. Am Mühlenkamp wurden, ebenfalls als Folge der Bürgerbeteiligung, die Mittelinseln und das Links-Abbiegeverbot in die Gertigstraße provisorisch eingerichtet. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den (Bus-)Verkehr werden bis zum kommenden Sommer evaluiert; dann wird gegebenenfalls zurückgebaut.

Auch entlang der anderen Strecken sind die Planungen und Maßnahmen weitgehend abgeschlossen. Das jetzt von den Uhlenhorstern erstrittene Beteiligungsrecht könnte allerdings noch auf die Umgestaltung der Metrobus­linien 20 und 25 größeren Einfluss haben. Derzeit wird dort in den Bereichen Burgstraße, Martinistraße und Schulweg gebaut. Für 2016 sind weitere Baumaßnahmen vorgesehen, etwa an der Kellinghusenstraße und dem Straßenzug Landwehr–Lerchenfeld. 2018 sollen auch diese Linien fertiggestellt sein.