Hamburg. Vor allem im Berufsverkehr müssen Fahrgäste länger auf den Bus warten, als vor der Busbeschleunigung. Erste Zahlen liegen vor.
Der Umbau des Mühlenkamps im Rahmen der Busbeschleunigung hat bislang zu keinen erkennbaren Zeitersparnissen geführt. Im Gegenteil: Zu Stoßzeiten im Berufsverkehr kommt es zum Teil sogar zu mehr Verspätungen als zuvor. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering hervor. Ist die Busbeschleunigung also tatsächlich eine Busentschleunigung?
In seiner Antwort listet der Senat alle Fahrplanabweichungen der Metrobuslinien M6 und M25 für die Jahre 2012 bis 2015 monatsweise auf. Besonders gravierend waren die Verspätungen der Linie M6 in Richtung U-Bahnhof Borgweg an der nach dem Mühlenkamp folgenden Haltestelle Semperstraße zur Hochphase der Bauarbeiten im Feierabendverkehr. Zwischen 16 und 18 Uhr waren im April knapp 69 Prozent der Busse mehr als fünf Minuten zu spät, 37 Prozent sogar mehr als zehn Minuten. Nach Abschluss der Umgestaltung waren in der gleichen Zeitspanne im Juli noch immer knapp 21 Prozent der Busse mehr als fünf Minuten zu spät, auch im August waren es noch 16 Prozent.
Zum Vergleich: Im August des Vorjahres, vor der Umgestaltung des Mühlenkamps, kamen zwischen 16 und 18 Uhr knapp 15 Prozent der Busse zwischen fünf und zehn Minuten zu spät, im Juli 2014 gut 9 Prozent. Ein ähnliches Muster zeichnet sich für die Zeit zwischen sechs und neun Uhr morgens ab. Auch hier waren im August dieses Jahres 13 Prozent der Busse verspätet, im Vorjahresmonat nur 1,7 Prozent.
"Die Fahrplanabweichungen bei der Linie M6 sind ein weiterer Beleg dafür, dass das Busbeschleunigungsprogramm des rot-grünen Senats gescheitert ist", kritisiert CDU-Verkehrsexperte Thering. "Es bestätigt sich, dass die Busse eben nicht schneller ans Ziel kommen. Der Senat betreibt weiterhin eine teure Symbolpolitik auf Kosten der Hamburger Steuerzahler und aller Verkehrsteilnehmer." Der Senat müsse den "Verkehrswahnsinn" stoppen.
Die Umbaumaßnahmen am Mühlenkamp sind allerdings erst Ende Juni abgeschlossen worden. Die Zahlen des Senats liefern einen ersten erkennbaren Trend, für eine tiefgreifende Auswertung scheint es aber noch zu früh. Zugleich ist aus der Liste des Senats nicht erkennbar, zu welchem Zeitpunkt die Verspätung erfolgte. Es bleibt also offen, ob sich die Busse nur unmittelbar am Mühlenkamp verspäteten oder bereits im vorigen Verlauf der Fahrtstrecke.
Rund um den Mühlenkamp kommt es seit dem Umbau im Zuge der Busbeschleunigung jedoch immer wieder zu Rückstaus. Grund dafür sind zumeist Zweite-Reihe-Parker, an denen Autos und Busse aufgrund einer neu angelegten Verkehrsinsel nicht mehr vorbei fahren können. Fahrzeuge müssen dann warten, bis die Fahrbahn wieder frei ist. Die Winterhuder lästern inzwischen schon über die "Busentschleunigung".