Hamburg. Rund 200 Minderjährige werden derzeit im UKE psychiatrisch behandelt. Malen soll ihnen helfen, ihre Flucht zu verarbeiten.
Oftmals im Leben sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Bei den Bildern, die Kinder und Jugendliche in der Flüchtlingsambulanz des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) malen, geht es darum, überhaupt einen Weg für die Darstellung dessen zu finden, das die minderjährigen Flüchtlinge erlebt haben.
„Für uns ist es nicht vorstellbar, was diesen Kindern in ihren jungen Jahren zugestoßen ist“, sagt Cornelia Reher, die therapeutische Leiterin der Ambulanz. „Da sind die anstrengende Flucht und die permanente Angst, entdeckt zu werden.“ Hinzu kämen kein Essen, kein Dach über dem Kopf – und das manchmal über Jahre.
80 Prozent ihrer kleinen Patienten kämen aus Afghanistan, Syrien und Somalia – in Ländern also, in denen Terrormilizen den Alltag maßgeblich mitbestimmen. „Viele Kinder haben Todesängste ausgestanden oder erleben müssen, wie vor ihren Augen Eltern oder Verwandte getötet wurden“, sagt Reher. Dieser lang anhaltende Stress verändere die Kinder und Jugendlichen. „Sie können oft nicht schlafen, sich nicht konzentrieren oder sich Dinge nicht gut merken.“
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Diese sogenannte posttraumatische Belastungsstörung – dabei hole das Gehirn die schrecklichen Bilder des Erlebten und die Todesangst immer wieder hervor – versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UKE-Flüchtlingsambulanz dadurch zu behandeln, „dass wir das Erlebte verbildlichen“. Die Kinder malen sozusagen ihre Erlebnisse und können diese so halbwegs verarbeiten.
200 Patienten seien derzeit bei der UKE-Flüchtlingsambulanz in Behandlung, sagt Reher. „200 Kinder stehen auf der Warteliste.“ Das Besondere besteht darin, dass am UKE geschulte Dolmetscher bei der Sitzung dabei sind und so die Therapie überhaupt erst ermöglichen. Die Stadt stellt 100.000 Euro für die Bezahlung der Dolmetscher zur Verfügung.
Aber dass die Ambulanz überhaupt arbeiten kann, verdankt sie der Stiftung Children for Tomorrow, die 1998 von dem früheren Tennisweltstar Stefanie Graf gegründet wurde. Die Stiftung bietet nach eigenen Worten „Kindern, die unterschiedlichste Gewalterfahrungen gemacht haben, Hilfe beim ,seelischen Wiederaufbau‘“.
Wir zeigen auf dieser Seite die Bilder von fünf Kindern und erzählen mit wenigen Worten ihre Geschichte. Zum Schutz der Kinder wurden ihre Namen verändert.
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