Hamburg. Rund 200 Minderjährige werden derzeit im UKE psychiatrisch behandelt. Malen soll ihnen helfen, ihre Flucht zu verarbeiten.

Oftmals im Leben sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Bei den Bildern, die Kinder und Jugendliche in der Flüchtlingsambulanz des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) malen, geht es darum, überhaupt einen Weg für die Darstellung dessen zu finden, das die minderjährigen Flüchtlinge erlebt haben.

„Für uns ist es nicht vorstellbar, was diesen Kindern in ihren jungen Jahren zugestoßen ist“, sagt Cornelia Reher, die therapeutische Leiterin der Ambulanz. „Da sind die anstrengende Flucht und die permanente Angst, entdeckt zu werden.“ Hinzu kämen kein Essen, kein Dach über dem Kopf – und das manchmal über Jahre.

Bijans Vater wurde in Somalia erschossen. Auf seiner drei
Jahre dauernden Flucht verlor er Mutter und Geschwister. In
Libyen wurde er neun Monate inhaftiert. Im Gefängnis kam es
zu gewalttätigen Übergriffen auf den inzwischen 17Jährigen
Bijans Vater wurde in Somalia erschossen. Auf seiner drei Jahre dauernden Flucht verlor er Mutter und Geschwister. In Libyen wurde er neun Monate inhaftiert. Im Gefängnis kam es zu gewalttätigen Übergriffen auf den inzwischen 17Jährigen © HA | Children for Tomorrow

80 Prozent ihrer kleinen Patienten kämen aus Afghanistan, Syrien und Somalia – in Ländern also, in denen Terrormilizen den Alltag maßgeblich mitbestimmen. „Viele Kinder haben Todesängste ausgestanden oder erleben müssen, wie vor ihren Augen Eltern oder Verwandte getötet wurden“, sagt Reher. Dieser lang anhaltende Stress verändere die Kinder und Jugendlichen. „Sie können oft nicht schlafen, sich nicht konzentrieren oder sich Dinge nicht gut merken.“

Tausende bei Abendblatt-Spendenaktion

Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab
Die Hamburger gaben am Montag bis zum Abend Tausende Spenden ab © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden
Die Schwestern Hannah (l.), 20, und Anne Jagusch, 18, kamen aus Volksdorf, um unter anderem Kleidung zu spenden © Andreas Laible
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei
Auch Abendblatt-Redakteur Daniel Herder half mit und hatte sichtlich Spaß dabei © Ralf Nehmzow
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an
Auch Chefredakteur Lars Haider (Mitte) packte mit an © Ralf Nehmzow
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld
Die ersten voll beladenen Lkw fuhren am Mittag vom Hamburger Abendblatt zur Flüchtlingshilfe der Luthergemeinde in Bahrenfeld © Miguel Brusch
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee
Die Luthergemeinde unterstützt unter anderem die Zentrale Erstaufnahme in der Schnackenburgallee © Miguel Brusch
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld
Migranten vor einem Lagerraum der Flüchtlingshilfe in Bahrenfeld © HA/ | Miguel Brusch
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen
Til Schweiger hatte im Vorfeld bei Facebook zur Teilnahme aufgerufen © Miguel Brusch
Die Spenden werden in Lkw geladen
Die Spenden werden in Lkw geladen © Miguel Brusch
Tüten voller Spenden wurden abgegeben
Tüten voller Spenden wurden abgegeben © Miguel Brusch
Die meisten Menschen spendeten Kleidung
Die meisten Menschen spendeten Kleidung © Miguel Brusch
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Aber auch Koffer, Spielzeug und Kinderwagen brachten die Menschen vorbei
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße
Die Schlange reichte teilweise bis auf die Straße © HA/ | Miguel Brusch
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge
Von 11 bis 19 Uhr sammelt das Hamburger Abendblatt Spenden für Flüchtlinge © HA | Miguel Brusch
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr
Dringend benötigt werden Kleidung, Bettwäsche, Turnschuhe, Regenjacken und Regenschirme, Koffer, Kinderwagen, Fahrräder, Säuglingsnahrung, Fußbälle, Hygieneartikel und vieles mehr © HA | Miguel Brusch
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben
Bürger, die solche Artikel spenden wollen, können diese in der Passage des neuen Redaktionsgebäudes am Großen Burstah 18–32 (zwischen Rathaus und Rödingsmarkt) abgeben © HA | Miguel Brusch
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern
Die Hilfsgüter sollen noch am selben Tag zu den Flüchtlingsinitiativen gebracht werden, die sich um die Bewohner der großen Zentralen Erstaufnahmen kümmern © HA | Miguel Brusch
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen
Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr waren rund 80 Menschen gekommen © HA | Miguel Brusch
Und wenig später ...
Und wenig später ... © Miguel Brusch
...bildeten sich schon lange Schlagen
...bildeten sich schon lange Schlagen © Miguel Brusch
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an
Die Flüchtlingszahlen in Hamburg steigen immer weiter an © Miguel Brusch
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt
Zuletzt kamen bis zu 300 Flüchtlinge pro Tag in die Hansestadt © Miguel Brusch
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht
Aufgrund der großen Spendenmenge wurden weitere Lager aufgemacht © HA | Miguel Brusch
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben
Unzählige Kinderwagen und Fahrräder wurden abgegeben © HA | Miguel Brusch
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Diese sogenannte posttraumatische Belastungsstörung – dabei hole das Gehirn die schrecklichen Bilder des Erlebten und die Todesangst immer wieder hervor – versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UKE-Flüchtlingsambulanz dadurch zu behandeln, „dass wir das Erlebte verbildlichen“. Die Kinder malen sozusagen ihre Erlebnisse und können diese so halbwegs verarbeiten.

200 Patienten seien derzeit bei der UKE-Flüchtlingsambulanz in Behandlung, sagt Reher. „200 Kinder stehen auf der Warteliste.“ Das Besondere besteht darin, dass am UKE geschulte Dolmetscher bei der Sitzung dabei sind und so die Therapie überhaupt erst ermöglichen. Die Stadt stellt 100.000 Euro für die Bezahlung der Dolmetscher zur Verfügung.

Atilla
floh mit Geschwistern und Mutter aus Afghanistan.
Seine Mutter drohte an den körperlichen
Misshandlungen in ihrer Zwangsehe zu zerbrechen.
Mehrere Monate waren der 13-Jährige
und
seine Familie unterwegs. Sie mussten sich verstecken,
wurden von Schleppern bedroht und hungerten
Atilla floh mit Geschwistern und Mutter aus Afghanistan. Seine Mutter drohte an den körperlichen Misshandlungen in ihrer Zwangsehe zu zerbrechen. Mehrere Monate waren der 13-Jährige und seine Familie unterwegs. Sie mussten sich verstecken, wurden von Schleppern bedroht und hungerten © HA | Children for Tomorrow

Aber dass die Ambulanz überhaupt arbeiten kann, verdankt sie der Stiftung Children for Tomorrow, die 1998 von dem früheren Tennisweltstar Stefanie Graf gegründet wurde. Die Stiftung bietet nach eigenen Worten „Kindern, die unterschiedlichste Gewalterfahrungen gemacht haben, Hilfe beim ,seelischen Wiederaufbau‘“.

Wir zeigen auf dieser Seite die Bilder von fünf Kindern und erzählen mit wenigen Worten ihre Geschichte. Zum Schutz der Kinder wurden ihre Namen verändert.

Wer die Arbeit der Stiftung durch eine Spende
unterstützen mag, kann das über das Internet tun:
www.children-for-tomorrow.de/spendenwege.html

Möglich ist auch eine Spende über das Spendenkonto:
Children for Tomorrow, Deutsche Bank
Iban: DE49 2007 0000 0070 7000 00.