Die Spendenbereitschaft zugunsten der Flüchtlinge übertrifft alle Erwartungen. Es macht stolz darauf, in dieser Stadt leben zu dürfen.
Es gibt diese Tage, die einen sprachlos machen. Gestern war so ein Tag. Ja, wir vom Hamburger Abendblatt haben schon damit gerechnet, dass unsere Leserinnen und Leser, die Hamburgerinnen und Hamburger das Notwendigste für Flüchtlinge spenden würden. Aber was dann passierte, war unglaublich. Ältere Damen, die mit dem Taxi kamen, um Kisten voller Kleidung abzugeben. Kleine Kinder, die zusammen mit ihren Eltern Tretroller oder alte Fahrräder brachten. Angestellte, die in der Mittagspause den benachbarten Drogeriemarkt leer kauften, um Shampoos, Windeln etc. zu spenden. Einer kam mit 50 (!) Zahnpastatuben zum Abgabetisch und sagte: „Mehr waren leider nicht da.“
Was war das für eine Hilfsbereitschaft, was für ein Zeichen der Hamburger. Während anderswo Flüchtlingsunterkünfte angegriffen oder beschmiert werden, kommen hier an einem Ferientag im Juli mehr als 10.000 Menschen zusammen, um zu helfen. Und um Willkommen zu sagen. Auf diese Weise entstand genau das Gemeinschaftsgefühl, das man sonst in einer Großstadt wie Hamburg so oft vermisst. Und auf diese Weise zeigten die Hamburger, dass sie anders sind als andere.
Wir vom Hamburger Abendblatt haben mit allem gerechnet, aber mit diesem 20. Juli nicht. Der unglaubliche Andrang, die fröhliche Stimmung hat uns alle sehr berührt, und es ist erstaunlich, dass heute überhaupt diese Zeitung erscheint. Denn die meiste Zeit waren die Kollegen aus Verlag und Redaktion dabei, Koffer entgegenzunehmen, Lkw zu be- und zu entladen. „Es hört nicht auf, es hört nicht auf“, war der Satz, der dabei am häufigsten fiel, und trotz der enormen Anstrengung hatten dabei alle ein Lachen im Gesicht. Auch das: bewegend.
Der Platz dieses Textes reicht nicht aus, um Danke zu sagen: denen, die etwas für Flüchtlinge gebracht haben, und denen, die es weitergeleitet haben. Den freundlichen Beamten der Polizei, die den Ausnahmezustand auf der Straße vor dem Abendblatt-Haus am Großen Burstah gemanagt haben. Dem Hamburger Logistikunternehmen Hermes, das innerhalb weniger Stunden mehrere Lkw zusätzlich zur Verfügung gestellt hat, einfach so. Der Schulbehörde, die eine Turnhalle als Zwischenlager für die Spenden zur Verfügung stellte, der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, die ein Haus dafür öffnete. Unserem Hausmeister, der plötzlich zum Chefkoordinator all der Lkw-Transporte wurde. Und, und, und ... Noch einmal: Danke.
Geplant hatten wir, drei große, zentrale Flüchtlingsunterkünfte mit den Spenden zu versorgen. Das, was gestern beim Hamburger Abendblatt abgegeben wurde, reicht für viel mehr. Schon am frühen Nachmittag war der erste Bedarf der Einrichtungen gedeckt. Einmal mehr unglaublich, aber wahr. Was danach kam, mussten wir auf drei provisorische Zwischenlager verteilen, die genannte Schulturnhalle, das Haus der Stiftung Alsterdorf und einen Raum in unserem Gebäude am Großen Burstah. Dort werden wir die Spenden in den nächsten Tagen in Ruhe sortieren und dann nach und nach an weitere Flüchtlingsunterkünfte verteilen. Dafür brauchen wir wieder Hilfe, je mehr, desto besser: Angeboten wurde sie uns gestern schon reichlich, in den Abendstunden waren viele Leserinnen und Leser selbst dabei, die Lkw zu beladen. Wie und wo Sie helfen können, werden Sie schnellstmöglich im Abendblatt erfahren. Wie es mit Ihren Spenden weitergeht, natürlich auch. Sie sehen: Es gibt noch viel zu tun. Eines haben wir alle gemeinsam schon geschafft. Das Signal, das von Hamburg ausgeht, ist eindeutig. Und es macht einmal mehr stolz darauf, in dieser Stadt leben zu dürfen. Danke!
Tausende bei Abendblatt-Spendenaktion