Die Sperrung des Mühlenkamps für die ersten Baumaßnahmen zur Busbeschleunigung verursacht weiter Verwirrung und auch Chaos. Falschparker blockieren die Umleitungsstrecke der Busse.
Hamburg. Pünktlich um 7.13 Uhr tauchen die Lichter des Busses in der Dunkelheit auf. An der Haltestelle treten die Wartenden erwartungsvoll näher an die Fahrbahn. Doch der Bus setzt den Blinker und biegt ab. Die Fahrgäste sind fassungslos. „Sauerei“, schimpft ein Mann. „Was sollen wir denn jetzt machen?“
Die Sperrung des Mühlenkamps für die ersten Baumaßnahmen zur Busbeschleunigung verursacht auch am Dienstag Verwirrung und Chaos. Wieder ist die Umleitungsstrecke durch den Hans-Henny-Jahnn-Weg am Morgen durch Falschparker blockiert. Busse der Linie 6 Richtung U-Bahn-Station Borgweg können schon die Haltestelle Zimmerstraße am Hofweg nicht mehr anfahren, sondern müssen vorher links abbiegen, um das Gebiet weiträumig zu umfahren. Einen entsprechenden Hinweis auf der Digitalanzeige der Haltestelle gibt es nicht. „Spontane Entscheidungen der Leitstelle kann man nicht so schnell programmieren“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.
Auch auf dem Weg in die Innenstadt müssen die Fahrgäste flexibel sein. Wer schon am Montag unterwegs war, ist im Vorteil. „Ich bin gestern 15 Minuten zu spät gekommen und habe heute mehr Zeit eingeplant“, sagt Katharina Krauth. Denn statt fünf Minuten braucht der Bus von der U-Bahn zur Haltestelle Semperstraße, wo sie hin muss, weitaus länger: Kurz nach dem Anfahren biegt Busfahrer Karsten Oldag nach rechts in den Wiesendamm, fährt in den Krohnskamp, dann links in den Poßmoorweg und via Goldbekplatz und Semperstraße zur Ersatzhaltestelle an der Barmbeker Straße, wo Katharina Krauth aussteigt.
„Achtung, der Kantstein ist weit weg“, warnt Oldag die Fahrgäste, als er ein Stück weiter am Straßenrand hält – der Ersatz für die rund 300 Meter entfernt liegende Haltestelle Gertigstraße. Dann müsste er in den Hans-Henny-Jahnn-Weg einbiegen – doch dort ist noch immer kein Durchkommen. „Wir müssen auf der Umleitungsstrecke noch eine Umleitung fahren“, erklärt er. In spitzem Winkel lenkt er den 18 Meter langen Gelenkbus in die Zimmerstraße, schlängelt sich dort durch und meistert auch das Abbiegen in den Hofweg, wo ihm in der Einmündung ein Bus und mehrere Autos entgegenkommen.
An der Bushaltestelle Zimmerstraße steigen stadteinwärts Fahrgäste zu, die von den momentan unbedienten Haltestellen an Mühlenkamp und Hofweg kommen. Sie sind trotz des langen Anmarsches gelassen. „Die Baumaßnahme ist sicher nur eine kurzfristige Störung, die sich am Ende positiv auswirkt“, sagt Daniel Düppersbecker. Das sieht Karsten Oldag ähnlich. „Die Sache ist vier Wochen ärgerlich, zahlt sich aber aus“, sagt er, als er in den Steindamm einbiegt, weil auch die Lange Reihe wegen Busbeschleunigungsarbeiten gesperrt ist. „Künftig können wir den Fahrgästen eine stabilere Taktung und mehr Platz bieten“, so der Fahrer.
Für die Anlieger der Baustellen ist das kein Trost. „Mein Umsatz ist am ersten Tag um 70 Prozent zurückgegangen“, sagt eine Gewerbetreibende am Mühlenkamp. Was viele wütend macht: Pünktlich um 15.30 Uhr ist auf der Baustelle Feierabend. „Die Bauarbeiten müssen intensiviert und verkürzt werden“, fordert die Initiative Unser Mühlenkamp. Am Donnerstag will sie das in der Bezirksversammlung thematisieren. Dort werden auch viele der Uhlenhorster auftauchen, die sich bereits am Montagabend auf der Sitzung des Regionalausschusses Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg-Hohenfelde in der Kirche St. Gertrud empört über die Busbeschleunigungspläne für Hofweg und Papenhuder Straße gezeigt hatten. Auch auf die Vertreter der rot-grünen Regierungskoalition in Hamburg-Nord waren sie wütend, als diese gegen die von den anderen Parteien geforderte Überarbeitung des Busprogramms stimmten. Doch immerhin sieht auch ihr Antrag die Rücknahme einiger geplanter Maßnahmen vor.