Statt 4,9 nun 7,5 Millionen Euro: In der Kalkulation für die Arbeiten am Sockel wurde unter anderem ein Aufzughalt, richtige Belüftung und Bepflanzung vergessen.

Hamburg. Brandschutz, Lüftungsanlage, Aufzug: Bei der Sanierung des Planetariums im Stadtpark gibt es eine Kostenexplosion - da viele wichtige und teure Elemente in der Planung vergessen wurden. Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) musste dies nun in einem Brief an Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) einräumen. Insgesamt wird die Sanierung des Sockels demnach um mehr als die Hälfte teurer und soll statt 4,9 nun 7,5 Millionen Euro kosten. Zusätzlich wurde bereits das Dach für mehr als eine Million Euro saniert, diese Bauarbeiten wurden Ende Oktober in der geplanten Zeit mit den geplanten Kosten fertiggestellt.

Die Arbeit am Sockel werden jedoch um mehr als 2,5 Millionen höher ausfallen: Unter anderem wurde vergessen, einen Halt für den Aufzug im Foyer einzuplanen, die Lüftungsanlage wurde vergessen und auch den Umzug der Planetariumstechnik, der alleine fast eine Million Euro kostet, hatten die Architekten nicht eingeplant.

Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, sagt: „Gründe hierfür sind unter anderem zuvor nicht ausreichend berücksichtigte technische Anforderungen, die sich insbesondere aus der historischen Bausubstanz des Planetariums ergeben, das sich in einem ehemaligen Wasserturm befindet.“

Aus dem Brief, der dem Hamburger Abendblatt vorliegt, geht hervor, welche teuren Einzelheiten vergessen wurden:

+++ Lüftungsanlage +++

Für die mechanische Be- und Entlüftungsanlage werden 446.00 Euro fällig: Die bislang geplante „natürliche“ Belüftung reicht nicht aus für die Nutzung es Raumes als Foyer.

+++ Brandschutz +++

Die eingeplanten Brandschutzmaßnamen reichen nicht aus: Kostenfaktor: 130.000 Euro.

+++ Planetariumstechnik +++

Der größte Zusatzposten ist die Planetariumstechnik selbst: Anschlüsse für Server, Übertragung und die Verlegung und Neuinstallation der Planetariumstechnik hatten die Architekten überhaupt nicht eingeplant. Das verursacht 992.000 Euro Mehrkosten.

+++ Behördliche Auflagen +++

Für die Wiederherstellung des Sockels werden 110.000 Euro mehr fällig. Die Plaungen hatten eine günstigere Neubegrünung vorgesehen, die anders ist als die derzeitige. Dies hat der Bezirk im Genehmigungsverfahren nicht akzeptiert.

+++ Fehlende Aufzugsverlängerung +++

Die für die Barrierefreiheit nötige Verlängerung des Aufzugs bis in die Foyerebene wurde nicht eingeplant. Sie kostet 149.000 Euro.

+++ Baunebenkosten +++

Es musste zusätzlich ein Bauherrenvertreter beauftragt werden, der mit anderen Nebenkosten zusammen mit 381.000 Euro zu Buche schlägt.

+++ Grundstückskosten +++

Nicht eingeplant waren außerdem Grundstücksteilungs- und Vermessungskosten, weil sich der Sockel nicht im Verwaltungsvermögen der Kulturbehörde befindet. Sie kosten 18.000 Euro mehr.

+++ Kostenvarianz +++

Da der Beginn der Planungen für die Sanierung des Sockels vor der Drucksache „Kostenstabiles Bauen“ lag, ergab sich daraus, dass höhere Sicherheiten als bis dahin erforderlich, eingeplant werden müssen. Die Kosten: 529.000 Euro.

SPD-Fraktionschef Andreas Dressel (38) sagte dem Abendblatt: „Diese Entwicklung ist ärgerlich. Aber wir stehen zum Planetarium und werden in der Fraktion beraten, inwieweit wir aus dem Sanierungsfonds helfen können, das begonnene Projekt zu Ende zu bringen.“ Erst im Juli wurde der „Sanierungsfonds Hamburg 2020“ um weitere 90 Millionen Euro auf nun 180 Millionen Euro verdoppelt. Obwohl dieses Budget bereits eingeplant ist, müssen daraus nun wohl auch die Mehrkosten für die Planetariums-Sanierung gestemmt werden. „Klar ist aber auch die Notwendigkeit, zusätzliche Sicherungen gegen Kostensteigerungen einzubauen. So muss dieses Projekt zum Beispiel in das Monitoring des kostenstabilen Bauens einbezogen werden“, so Dessel.

Der Sanierungsfonds ist ein Instrument, das sich die Bürgerschaft eingeräumt hat, um Sanierungsvorhaben selbst umsetzen zu können. So sind seit 2011 knapp 65 Millionen Euro in verschiedene Projekte geflossen. Unter anderem in die Sanierung der Deichtorhallen (13 Millionen Euro), des Planetariums (5,6 Millionen), Sportplätze (3,3 Millionen) sowie Parks (4,5 Millionen) und an die Freiwilligen Feuerwehren (4,5 Millionen).

Nach den Sanierungsarbeiten am Sockel des Planetariums soll der Zugang barrierefrei sein, es wird einen Gastronomiebereich geben, ebenso wie eine Verkaufsfläche und einen Seminarraum. Mit dem Bau kann nach derzeitiger Schätzung der Kulturbehörde im Jahr 2015 begonnen werden, die Bauarbeiten werden rund ein Jahr dauern. „Da die Mehrkosten vor Baubeginn festgestellt wurden, wird diese Sanierung erst begonnen, wenn die weitere Finanzierung gesichert ist“, so Kulturbehörde-Sprecher Isermann.