Das Planetarium im Stadtpark bekommt ein neues Dach aus Kupfer. Die Kosten betragen rund 1,2 Millionen Euro. Trotz Gerüst und Bauarbeiten geht der Betrieb weiter.
Hamburg. Ein nicht zu übersehendes Banner hängt am Planetarium im Hamburger Stadtpark: „Open“ heißt es in großen Lettern. „Wir haben geöffnet“, sagt Michael Jenke, kaufmännischer Geschäftsführer des Planetariums. Zwar sei der ehemalige Wasserturm eingerüstet, aber das beeinträchtige nicht den Spielbetrieb.
Denn der knapp 65 Meter hohe Turm von Fritz Schumacher (1869-1947) bekommt ein neues Dach. „Das alte Dach war löcherig wie ein Schweizer Käse“, sagt Jenke. „Es hat immer wieder durchgeregnet, dann wurde notdürftig geflickt.“ Also erfolgt jetzt die Total-Instandsetzung, und das Planetarium bekommt ein Kupferdach.
Seite Ende Mai sind Schlosser, Zimmerleute und Dachdecker in luftiger Höhe tätig. Eine neue Unterkonstruktion aus Holz soll für bessere Belüftung der Fläche sorgen und Schwitzwasser verhindern. Auf rund 600 Quadratmetern Fläche und 90 Metern Umfang wird Kupfer verarbeitet. Die Segmente werden in der Werkstatt zugeschnitten und dann per Lastenaufzug aufs Dach gebracht. Die bis zu 1,2 Quadratmeter großen Stücke werden wie auf einer riesigen Torte verlegt. Die Kupferbahnen sind bis zu 3,5 Meter lang und bis zu 0,42 Meter breit. Durch Biegen, Hämmern und Falzen werden die einzelnen Platten befestigt. Bis zu acht Handwerker sind gleichzeitig auf dem Dach mit dieser traditionellen Handarbeit beschäftigt. Und sie verewigen sich mit einer besonders gestalteten Kupferrolle oder Platte im oberen Bereich der Dachkuppel
Eine Hamburger Firma hatte den Auftrag per Ausschreibung gewonnen, die Kosten der Dachsanierung belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro. „Wenn das Wetter mitspielt“, so Jenke, „haben wir Ende Oktober ein neues glänzendes Dach.“ Kleiner Wermutstropfen für Besucher des Planetariums: Der Blick von oben ist zur Zeit nicht möglich, wegen der Bauarbeiten ist die Aussichtsplattform geschlossen.
1916 wurde der Turm vollendet. Schumacher versuchte, die Formen wilhelminischer Baukunst mit dem modernen Art-Deco-Design zu verbinden. Der knapp 65 Meter hohe Turm mit einer fast 30 Meter breiten Vorderfront ist im Erdgeschoss von einer eleganten Galerie umgeben, die von der östlichen Schauseite über zwei Treppenläufe zu erreichen ist. Die ungewöhnliche Höhe ergab sich aus der geforderten Funktion, den Wasserturm in das Netz der Hochdruckzone einzubeziehen.
Der Behälter mit 23 Metern Durchmesser lag bei knapp 63 Metern über N.N. und fasste 3.000 Kubikmeter Wasser. Doch nur bis 1924 schwappte Wasser im gigantischen Kessel zur Versorgung der umliegenden Stadtteile. 1929 stimmte die Hamburgische Bürgerschaft dem Vorschlag zu, ein Planetarium im Winterhuder Wasserturm einzurichten. Dann war es endlich soweit: Am 22. April 1930 lud der Hamburger Senat ausgewählte Gäste zu einer ersten Vorführung ein und am 30. April 1930 öffnete das Planetarium Hamburg seine Pforten für die Öffentlichkeit.
Heute steht der Turm unter Denkmalschutz, das Planetarium ist nach eigenen Angaben das mit Abstand erfolgreichste im deutschsprachigen Raum. Jedes Jahr kommen mehr als 300.000 Besucher.
Die Phase ohne Staub und Gerüst wird im Planetarium aber nicht lange dauern. Im kommenden Jahr, wenn der Stadtpark 100 Jahre alt wird, steht im Wasserturm der Ausbau des Sockelgeschosses auf dem Plan. Dort sollen ein Seminarraum, ein Shop, Gastronomie und vor allem Räume für die Mitarbeiter einziehen. Bisher sind die Büros im Turm gelegen, die Zimmer haben zwar hohe Decken, sind aber klein und dunkel. Zehn bis zwölf Monate werden die Arbeiten dauern und rund fünf Millionen Euro kosten. Während dieser Zeit wird das Planetarium geschlossen sein.