Hamburg. Malcolm James Scott fällt nach dem Tod seiner Frau das Alleinleben schwer. Sein Haus verkauft er, um in Hamburg sein Glück zu finden.

  • Malcolm James Scott ist einer der ersten Bewohner der Luxusresidenz „Vilvif“ am Westfield-Quartier.
  • Der gebürtige Schotte hat ein bewegtes Leben hinter sich. Warum er nun nach Hamburg zieht.
  • Malcom James Scott wollte nach dem Tod seiner Frau nicht mehr allein leben.

Es waren gemischte Gefühle, die Malcolm James Scott hatte, als er sich mit dem Abendblatt zum ersten Mal seine neue Wohnung in der exklusiven Seniorenresidenz Vilvif in der HafenCity anschaute. „Es ist schon schön, aber ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass das jetzt meine neue Wohnung ist. Was mir aber sehr gefällt, ist die Ruhe hier“, sagt der 80-Jährige und fügt lachend hinzu: „Das ist wie in meiner jetzigen Heimstadt Heide auf dem Friedhof.“

Residenzleiterin Claudia Linke überreicht Scott bei der Wohnungsübergabe ein blaues Saunahandtuch und die Schlüssel zu seinem neuen Domizil auf dem Areal des Westfield Hamburg-Überseequartiers. „Ich glaube, hier werde ich mich wohlfühlen und es mir gemütlich machen“, sagt Scott. Eine grobe Idee, wie er seine Möbel stellen wird, hat er bereits. Zwei gut geschnittene Räume mit moderner Einbauküche im Wohnbereich. Durch die große Fensterfront und vom Balkon aus blickt er in den ruhigen Innenhof, das Badezimmer ist barrierefrei ausgestattet. So lässt es sich künftig leben.

HafenCity: Malcolm James Scott gibt Haus in Heide für Umzug nach Hamburg auf

Bis zuletzt wohnte der in der schottischen Hauptstadt Edinburgh geborene Rentner in einem 130 Quadratmeter großen Haus in Heide. Die Liebe hatte ihn 1966 von der britischen Insel nach Deutschland verschlagen. „Um es einfach zu sagen: Meine Frau hat damals mit dem Hintern gewackelt, und ich bin ihr hinterher. 1972 haben wir dann geheiratet. Es war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt er.

Vor vier Jahren starb aber seine große Liebe, fortan lebte er allein in dem gemeinsamen Haus. Neben den vielen Erinnerungen an seine Ehefrau begleitete ihn mit fortschreitendem Älterwerden die Sorge, dass er zu Hause umkippt und es niemand bemerkt. Deshalb freut er sich jetzt auf den neuen Lebensabschnitt in einer Gemeinschaft von Menschen, die ein ähnliches Alter haben.

HafenCity: Rentner zieht zum 24. Mal um – nun in Hamburgs Luxusresidenz

Hamburg ist für ihn übrigens kein Neuland. Bereits Ende der 1960er-Jahre lebte er für kurze Zeit in Eidelstedt, an der Kieler Straße. Nun also die emotionale Rückkehr nach Hamburg, wo seine verstorbene Frau und seine drei Hunde auf dem Ohlsdorfer Friedhof beerdigt sind. Mitte Januar will Scott endgültig in die exklusive Seniorenresidenz auf dem Westfield-Gelände ziehen.

Bis dahin mistet er in seinem Haus in Heide aus. Schließlich verkleinert er sich räumlich auf 65 Quadratmeter. „Über die Jahre hat sich ganz schön viel angesammelt. Es wird sehr emotional für mich. Ich nehme Abschied von Heide, den Nachbarn, aber auch irgendwie noch einmal von meiner Frau. In unserem Haus stecken doch so viele Erinnerungen. Vielleicht behalte ich unser altes Zuhause als Wochenendhaus“, sagt Scott, der einst bei der Bundeswehr arbeitete. Nun zieht er zum 24. Mal in seinem Leben um.

Was er nicht mehr benötigt, will er Tierschutzorganisationen spenden. „Das können sie dann verkaufen und zu Geld machen. Die können das gut gebrauchen“, sagt der gebürtige Schotte.

Seniorenresidenz im Westfield-Komplex: Scott entdeckte Projekt im Internet

Über das Internet ist Scott eher zufällig auf das Seniorenprojekt in der HafenCity gestoßen. Während viele der Bewohner vor dem Abschluss des Mietvertrages einen Vor-Ort-Besuch hatten, unterzeichnete Scott vor einem Jahr quasi blind, als der ganze Komplex noch im Bau war. Lediglich die Grundrisse hatte er gesehen.

„Ich wollte eigentlich in Schleswig-Holstein ein Altenheim oder etwas Ähnliches finden, aber die Wartelisten waren so lang. Dann hätte ich noch ein Jahr länger warten müssen. Da wollte ich hier zuschlagen, bevor es zu spät ist“, erklärt der 80-Jährige, der einer der ersten Mieter war, der sich in dem Wohnquartier ein Apartment sicherte.

Neben der emotionalen Komponente hat ihn vor allem die immer schlechter werdende Infrastruktur „auf dem Dorf“, wie er es sagt, dazu bewogen, in die Großstadt zu ziehen. „Ich brauchte für jeden Einkauf, für jeden Gang zum Arzt, für einen Besuch im Theater ein Auto. Jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich so langsam meinen Führerschein abgeben möchte. Hier kann ich alles fußläufig erreichen. Und wenn ich mal etwas brauche, dann bekomme ich hier Unterstützung. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt Scott.

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Vor allem der Spa- und Sportbereich in der Anlage, die an ein Luxushotel erinnert, hat es dem Rentner angetan. Jahrelang engagierte sich Scott für den Tierschutz, hatte eigene Hunde, die ihn körperlich auf Trab gehalten haben. „Seit ich allein bin und keinen Hund mehr habe, habe ich mich nicht mehr so viel bewegt. Das wird sich jetzt ändern. Ich muss etwas für mich tun und freue mich auf die Sportgeräte. Endlich mal wieder Sport machen, das wird richtig toll“, sagt Scott.

Auch mit 80 Jahren, so sagt er, könne man ja noch mal einen Neustart in einem ungewohnten Umfeld wagen. „Ich muss mich aber erst mal wieder an so viele Menschen um mich herum gewöhnen. Das schaffe ich ganz bestimmt“, sagt Scott.

Residenzleiterin Claudia Linke hat gleich eine Idee. Man könne doch einen schottischen Themenabend für alle Bewohner ausrichten. Malcolm James Scott müsse sie aber bei der Planung unterstützen. „Was zum schottischen Abend dazugehört? Wir sind geizig, daher könnte man mit einem Beutel herumgehen und fragen, ob jemand einen Euro für mich hätte“, sagt Scott und lacht – wie so häufig bei seinem ersten Besuch in der neuen Wohnung in der Vilvif-Seniorenresidenz in der HafenCity.