Hamburg. Parkhaus am Besenbinderhof bezahlt Kunden am Freitag fürs Auto-Abstellen. Doch nicht jeder war von der ungewöhnlichen Aktion begeistert.

Der Nikolaustag begann für Norbert Postek in der Hamburger Innenstadt mit einem Gespräch mit der Kriminalpolizei. Nicht etwa, weil der Geschäftsführer der Alpha Parking GmbH gegen das Gesetz verstoßen hat, sondern weil seine kuriose PR-Idee in den Ohren eines Kripo-Beamten derart merkwürdig klang, dass dieser zumindest für einen kleinen Moment misstrauisch wurde.

Am Freitag mussten die Autofahrerinnen und Autofahrer im Parkhaus am Besenbinderhof keine Gebühren zahlen, sie bekamen diese stattdessen erstattet. „Der Herr von der Kripo war sehr nett, aber er konnte es kaum glauben. Er musste von seiner Frau erst mal eine gefühlte halbe Stunde überzeugt werden, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Am Ende hat er sich sehr über unser ungewöhnliches Angebot gefreut. Ein gewisses Misstrauen war schon bei einigen Kunden vorhanden. Da war er nicht allein“, sagt Postek.

Parkhaus in Hamburg: Kunden reagierten zunächst skeptisch auf besonderes Angebot

Es war in der Tat nicht die einzige verwunderte Reaktion, die der Parkhaus-Geschäftsführer am Freitag bemerkt hat. Parken, und die Parkgebühr bar auf die Hand ausgezahlt bekommen? Das muss doch zu schön, um wirklich wahr zu sein. „Viele Kunden wollten erst gar nichts von mir annehmen, weil sie einen Haken erwartet haben oder dachten, ich will Ihnen irgendetwas verkaufen. Es dauerte immer ein wenig, bis sie verstanden haben, dass wir ihnen einfach nur etwas Gutes tun wollten“, sagt Postek.

„Viele Kunden wollten erst gar nichts von mir annehmen, weil sie einen Haken erwartet haben oder dachten, ich will Ihnen irgendetwas verkaufen.“

Norbert Postek
Geschäftsführer der Alpha Parking GmbH

Damit alles auch bürokratisch sauber ist, wurden alle ausgezahlten Beträge schriftlich erfasst. Kunden mussten für den Erhalt des Geldes unterschreiben. „Damit wir für das Finanzamt etwas Schriftliches haben und abgesichert sind“, erklärt der Parkhaus-Chef.

Regine Schlegel-Kranstöver und Ehemann Hinrich haben von der ungewöhnlichen Nikolaus-Aktion im Abendblatt gelesen. Seit 1982 sind sie Abonnenten, und da sie am Freitag ein bisschen durch die Stadt bummeln und das Museum für Kunst und Gewerbe besuchen wollten, parkten sie bereits zum dritten Mal am Besenbinderhof.

Parken in Hamburg: Kundin war von PR-Aktion begeistert – und liefert gleich noch mehr Ideen

„Als wir den Artikel gelesen haben, dachten wir, dass es eine total verrückte Aktion ist und der Autor doch etwas getrunken haben muss“, scherzt Hinrich Schlegel. „Diese Aktion durchbricht das, was wir alle kennen. Alles wird teurer. Da macht es Freude, wenn man hier etwas für das Parken bekommt. Eine wundervolle Idee. Ich glaube, das schafft Kundenbindung“, ergänzt Ehefrau Regine, die gleich noch ein paar weitere PR-Tipps für Postek parat hatte.

So könne man doch an manchen Tagen Autofahrerinnen eine Blume schenken. „Es muss aber ein guter Blumenhändler sein. Und keine Rosen oder Nelken. Und die Variationsbreite bei der Musik im Parkhaus könnte man auch erweitern. Vielleicht mal Jazz oder etwas Softes. Lounge-Musik wäre schön“, sagt Schlegel-Kranstöver. Am Freitag wurde auf den Parkdecks unter anderem „Good Bye“ von Marga Sol und „Can you tell me“ von Matt Costa gespielt. Klänge, die sonst eher in Bars ertönen.

Bahn-Mitarbeiter ist Fan des Parkhauses in der Hamburger City

Norbert Postek schnappt sich einen Notizblock und schreibt die Vorschläge seiner Kundin fein säuberlich auf. „Das ist doch super, so mit seinen Kunden ins Gespräch zu kommen und schöne Verbesserungsvorschläge zu erhalten.“

Fast rundum glücklich ist auch Autofahrer Thomas Matthiesen, der am Hauptbahnhof bei der Deutschen Bahn arbeitet und sich schon länger über die teuren Abstellmöglichkeiten in der Hamburger Innenstadt echauffiert. Zum zweiten Mal hat er nun seinen Wagen im Schnäppchen-Parkhaus abgestellt. Die Parkgebühren, die normalerweise einen Euro pro Stunde betragen, haben ihn neugierig gemacht.

Stadtkontor Parkhaus Norderstrasse
Kunde Thomas Matthiesen (r.) freut sich über die besondere Aktion des Hamburger Parkhauses. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die Nikolausaktion findet der Hamburger zwar gut, aber für den Bahn-Mitarbeiter gibt es doch einen kleinen Haken: Weil nur die Kundinnen und Kunden Geld erstattet bekommen, die ihr Auto zwischen sieben und 21 Uhr abgestellt haben, ging er leer aus. Denn Matthiesen muss sein Fahrzeug wegen seines Dienstes über Nacht abstellen.

Parkhaus in Hamburg: Konkurrenz reagiert sauer auf ungewöhnliche PR-Aktion

Doch Norbert Postek reagiert auf die besondere Situation seines Kunden ganz pragmatisch. Matthiesen darf seine Rechnung per E-Mail einschicken und bekommt immerhin die Hälfte seiner Parkgebühr erstattet. Statt des Tagestarifs über zwölf Euro zahlt er so nur sechs Euro. „Das finde ich richtig gut, richtig nett. Das ist wirklich eine ganz tolle Idee. Ich arbeite am Hauptbahnhof und das Parken ist hier überall so teuer, aber ich könnte mir vorstellen, künftig immer hier zu parken“, sagt Matthiesen.

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Es sind Reaktionen wie diese, die sich Norbert Postek von seiner einzigartigen PR-Aktion erhofft hatte. Doch nicht alle in der Hamburger City sind von dieser Werbemaßnahme in der Vorweihnachtszeit begeistert. „Es gibt Mitbewerber, die sehr kritisch auf uns schauen. Ich hatte auch schon Gespräche mit denen. In der Branche kennt man sich. Das gefällt denen überhaupt nicht, was wir hier machen. Viele Kunden, die früher bei denen waren, kommen nun zu uns ins Parkhaus. Sie sind wirklich sauer, aber das ist uns relativ egal. Wir wollen niemandem etwas Böses oder jemanden betrügen“, sagt Postek.

Noch vor Weihnachten will Postek mit seinem Team eine Bilanz ziehen, wie die PR-Aktion angekommen ist. „Das war keine einmalige Sache. Wir haben noch ganz viele Ideen, die wir im Jahr 2025 umsetzen wollen“, sagt der Parkhaus-Chef.