Hamburg. Catalina R. wurde verdächtigt, in schwangerem Zustand Geschäftsmann Jose L. getötet zu haben. Jetzt wurden zwei Männer festgenommen.
Für dieses Tötungsdelikt saß eine dreifache Mutter in Hamburg am Ende sieben Monate lang unschuldig in Untersuchungshaft, nun haben Ermittler allem Anschein nach die wahren Täter gefasst: Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem brutalen Mord an dem 69 Jahre alten Unternehmer Jose L. in dessen Wohnung an der Bürgerweide in Borgfelde gilt das Verbrechen nun als aufgeklärt.
Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, wurden bereits am vergangenen Wochenende zwei dringend Tatverdächtige vorläufig festgenommen. „Ermittlungen und insbesondere die Auswertung von Beweismitteln und Spuren führten zur Identifizierung eines 38-jährigen Kolumbianers und eines 36-jährigen Dominikaners“, so Polizeisprecherin Laura Wentzien.
Hamburger Mordfall Jose L.: Zwei Männer festgenommen
Aufgrund des Tatverdachts habe die Staatsanwaltschaft daraufhin die Festnahme der beiden Männer angeordnet. Den 38-Jährigen nahmen Spezialeinsatzkräfte sowie Zivilfahnderinnen und -fahnder am Freitag (29. November) in seiner Wohnung in Farmsen-Berne vorläufig fest.
Einen Tag länger war sein mutmaßlicher Komplize auf freiem Fuß: Die Flucht des 36-Jährigen endete in Nordrhein-Westfalen, wo er am Sonnabend schließlich ebenfalls vorläufig festgenommen wurde. Wentzien: „Beide Männer sind nach erkennungsdienstlicher Behandlung dem Untersuchungsgefängnis Hamburg zugeführt worden.“
Nach Abendblatt-Informationen befindet sich ein weiterer Tatverdächtiger auf der Flucht. Der 32 Jahre alte Dominikaner hat sich vermutlich in seine Heimat abgesetzt. Auch die beiden anderen Männer hatten demnach versucht, ins Ausland zu fliehen. Gegen alle drei Männer konnten Haftbefehle erwirkt werden. Als dann aber das Trio mitbekam, dass die Mordkommission an ihm interessiert ist, versuchten die drei sich abzusetzen.
Unternehmer Jose L. (69) wurde brutal getötet
In dem Mordfall hatte zuvor auch Catalina R. (Name geändert) in Untersuchungshaft gesessen – zu Unrecht, wie sich im Laufe eines entsprechenden Prozesses herausstellen sollte. Die damals 37 Jahre alte Frau, die kurz zuvor erst ihr drittes Kind geboren hatte, war am 14. Dezember 2022 wegen dringenden Tatverdachts verhaftet worden. Bis zum 19. Juli 2023 saß sie in Untersuchungshaft.
Der Vorwurf: Sie sollte Unternehmer Jose L. am frühen Abend des 12. Mai 2022 in dessen Wohnung durch massive Gewalt gegen Kopf und Oberkörper getötet haben. Am Ende sei der 69-Jährige stranguliert worden und erstickt. DNA-Spuren von Catalina R. an Leichnam und Kleidung des Opfers unterstützten diese Theorie.
Angeklagte Mutter hatte ein Alibi für die Tatzeit
Doch die Angeklagte hatte ein Alibi: Eine Kollegin der Reinigungskraft sagte als Zeugin vor Gericht aus, zum Tatzeitpunkt gemeinsam mit Catalina R. in einem kilometerweit entfernten Hostel an der Kieler Straße geputzt zu haben. Unterstützt wurde diese Aussage durch einen entsprechenden WhatsApp-Chat.
Ein von der Verteidigung in Auftrag gegebenes Gutachten kam außerdem zu dem Schluss, dass die DNA von Catalina R. in der Wohnung des Toten auch durch Haushaltstätigkeiten zu erklären seien. Fünf Tage vor dem gewaltsamen Tod des Geschäftsmannes hatte Catalina R. für Jose L. als Haushaltshilfe auf Probe unter anderem Wäsche gebügelt.
Richter bedauerte Haftzeit für unschuldige Mutter
Am 28. August 2023 erfolgte schließlich der Freispruch für Catalina R., die zum Tatzeitpunkt im neunten Monat schwanger war und aufgrund der Untersuchungshaft ihr Neugeborenes zunächst an eine Pflegefamilie und anschließend an Jugendschutzhäuser verlor. „Es tut mir sehr leid, dass die Angeklagte letztlich viele Monate unschuldig in Haft war“, sagte der Vorsitzende Richter damals.
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Für die Zeit im Gefängnis wurde der Mutter eine finanzielle Entschädigung zugesagt. Üblich sind in Deutschland 75 Euro für jeden Tag, den ein Verdächtiger unschuldig in Haft gesessen hat. Welche Strafe nun auf die jüngst verhafteten Tatverdächtigen zukommt, wird sich weisen.
Zum Stand der Ermittlungen gegen die damals Festgenommene machte die Polizei in ihrer aktuellen Mitteilung keine Angaben. Die Mordkommission (LKA 41) und die Abteilung für Kapitaldelikte der Staatsanwaltschaft ermitteln weiter.
Gab es ein finanzielles Motiv für die Tat?
In einer früheren Mitteilung hieß es, das Opfer habe als ehemaliger selbstständiger Unternehmer in der spanischen Gastronomieszene verkehrt. Seine Kontakte seien offenbar primär durch Menschen aus dem spanisch beziehungsweise portugiesisch sprechenden Bereich geprägt gewesen.
Damals teilte die Polizei mit: „Die Wohnung des Mannes war durchsucht worden, sodass ein finanzielles Motiv für die Tat nicht ausgeschlossen werden kann.“