Hamburg. Familien im Stadtteil Hamm setzen sich für den Erhalt des Platzes ein und fordern eine Ausnahmeregelung. Das sagt das Bezirksamt.
Der beliebte Hamburger Bolzplatz am Eingang des Hammer Parks soll jetzt einer historischen Sichtachse weichen. So will es zumindest das Denkmalschutzamt. Die Familien vor Ort sind jedoch gegen die Abrisspläne und machen sich für den Erhalt des Platzes stark.
Bereits seit den 1960er-Jahren gibt es am Eingang des Parks – gleich neben dem Kinderspielplatz – den großen Bolzplatz, auf dem auch schon viele Eltern und Großeltern als Kinder Fußball gespielt haben. 2011 wurde der Platz saniert – und nun soll er ersatzlos abgerissen werden. Dagegen wehren sich die Nachbarn gemeinschaftlich. Sie wollen Unterschriften für den Erhalt der Sportstätte sammeln.
Beliebter Bolzplatz in Hamburg soll für Sichtachse abgerissen werden
Grund für den Abriss ist die Sichtachse auf den Park, die nach den Planungen des Denkmalschutzamtes wieder hergestellt werden soll. Als Ersatz für den Bolzplatz ist ein neues Multifunktionsfeld neben dem Haus der Jugend in Hamm geplant. Bei den Familien stößt das Vorhaben auf Unverständnis.
„Kinder sollen sich doch wieder mehr bewegen“, sagt das Ehepaar Kippers. Dieses sucht schon seit Monaten nach einem Platz in einem Fußballverein für Sohn Jonte (4). „Das ist unheimlich schwierig.“ Auch deshalb beurteilen die Familien vor Ort den Plan, einen so häufig frequentierten Platz einfach wegzureißen, als absurd. „Ich will hier weiter mit meinen Freunden Fußball spielen“, sagt der sechsjährige Konrad, der den Bolzplatz fast täglich und bei jedem Wetter nutzt.
Bolzplatz am Hammer Park: Eltern wollen für Erhalt Ausnahmeregelung erwirken
Eltern und Kinder schätzen vor allem die zentrale Lage des Bolzplatzes, der direkt neben dem Spielplatz samt angeschlossener Toilette liegt. „So kann ich auf beide Kinder ein Auge haben“, sagt eine Mutter, die zwei Söhne im Alter von drei und acht Jahren hat. Dass die Möglichkeit zum Kicken nun für eine Sichtachse entfallen soll, kann diese Familie nicht nachvollziehen.
Für den Fortbestand des Bolzplatzes wollen die aufgebrachten Eltern vor Ort, die eine ganze Reihe von Argumenten zusammengetragen haben, die für den Erhalt des Platzes sprechen, eine Ausnahmeregelung erwirken. Der Platz sei für jedes Alter geeignet und könne kostenlos genutzt werden. Außer einem Ball brauche es keine weiteren Geräte, um losspielen zu können. Eltern mit Kleinkindern könnten gleichzeitig mehrere Kinder auf dem Bolzplatz und Spielplatz im Blick behalten, was auf dem weiter entfernten geplanten Multifunktionsplatz ihrer Ansicht nach unmöglich wäre. Sogar Jugendliche und Erwachsene würden den Platz am Abend nutzen und sich dort „als gesamter Stadtteil treffen“, betonen die Bolzplatz-Befürworter.
Bezirksamt Hamburg-Mitte betont, dass Bolzplatz nicht ersatzlos entfällt
Das Bezirksamt Hamburg-Mitte teilt auf Anfrage mit, dass der bisherige Bolzplatz erst rückgebaut werden soll, „wenn das Multifunktionsspielfeld in unmittelbarer Nähe des Neubaus fertiggestellt ist und genutzt werden kann“, so die Bezirkssprecherin Josefina Kordys. Die Entwurfsplanung des Gesamtvorhabens in Bezug auf die Planungen in Hamm seien aber bereits abgeschlossen. Eine Änderung der Planungen würde Zeit und Kosten bedeuten, so Kordys.
Zudem weist die Bezirkssprecherin darauf hin, dass der Bestandsbolzplatz nicht ersatzlos entfallen, sondern in kompakter Form als Multifunktionsspielfeld in unmittelbarer Nachbarschaft des Neubaus verlagert und mit einem ganzjährig bespielbaren Belag ausgestattet werde. Darüber hinaus sei ein sogenanntes Aktionsband geplant, das mit Fitnessgeräten für Jung und Alt, einer Spielfläche für Kleinkinder sowie Tischtennismöglichkeiten ausgestattet werden soll.
Familien wehren sich gegen Abrisspläne – „der Bolzplatz muss bleiben“
Die Fläche des bisherigen Bolzplatzes wird nach Angaben der Behörde als Grün- und Rasenfläche hergerichtet, die künftig auch für Freizeit und Spiel genutzt werden kann. Der in den 1960er-Jahren errichtete Bolzplatz habe mit 45 mal 25 Metern sehr großzügige Maße, sagt Kordys. Das geplante neue Spielfeld sei mit 30 mal 15 Metern zwar kleiner, aber eine größere Variante sei am vorgesehenen Standort nicht möglich, da sich das Gesamtensemble anhand der Linien der historischen Tennisplätze orientiere und jeweils von Wegen eingerahmt sei.
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Die Eltern in Hamm überzeugen die Argumente des Bezirksamts jedoch nicht. Familie Lewinski wohnt direkt an dem Bolzplatz und wünscht sich, dass er weiterhin „den ganzen Tag über bespielt“ werden kann – so, wie jetzt auch. Hanna (7) und Leopold (6) setzen sich ebenfalls für ihren Bolzplatz ein und haben Plakate gemalt, die sie im Stadtteil aufhängen möchten. „Der Bolzplatz muss einfach bleiben“ – so lautet die einhellige Meinung der Familien in der Nachbarschaft. Und auf den Park gucken, das könne man doch auch aus einer anderen Perspektive.