Hamburg. Autofahrer können am Besenbinderhof für 1 Euro pro Stunde parken. Schon bald lohnt es sich aber noch mehr, dort das Auto abzustellen.
- Das Parkhaus in der Hamburger Innenstadt plant weltweit einmalige PR-Aktion.
- In der City werden Autofahrer für das Abstellen des Autos bezahlt.
- Warum der Betreiber auf diese ungewöhnliche Aktion setzt.
Norbert Posteks Augen leuchten, als sich das Hightech-Zufahrtstor des Parkhauses im Besenbinderhof innerhalb von zwei Sekunden öffnet und ein Fahrzeug einfährt. Jedes Auto, das den Weg in seine Anlage findet, macht den Geschäftsführer der Alpha Parking GmbH glücklich.
Seit dem 15. Oktober ist das Familienunternehmen der Pächter des Parkhauses in der Hamburger Innenstadt. Während die sechs Ebenen an Sonnabenden oft voll besetzt sind, sind viele der 450 Stellplätze unter der Woche noch frei. Das soll sich ändern – mithilfe einer ungewöhnlichen PR-Idee. „Dass unsere Kunden nur 1 Euro pro Stunde zahlen, ist schon außergewöhnlich, aber wir haben noch einen Kracher entwickelt. Etwas, das es weltweit in der Form sicher kein zweites Mal gibt“, sagt Postek.
Parken in Hamburg: Kuriose PR-Aktion soll Parkhaus in der City füllen
In der Praxis sieht es wie folgt aus: Der Autofahrer stellt sein Fahrzeug ab und parkt dort beispielsweise für vier Stunden. Statt 4 Euro Gebühr zu zahlen, wird der Betrag ausgezahlt. Nutzt der Kunde ein Tagesticket für 12 Euro, würde er diese Summe erhalten.
Geht alles glatt, werden die Parkkunden spätestens ab dem Nikolaustag am 6. Dezember Geld für´s Parken bekommen. „Wir wollen einfach mal was Verrücktes machen, etwas, das es so noch nicht gibt. Einfach mal den Spieß umdrehen und etwas geben, statt vom Kunden zu nehmen. Gerade in Zeiten, in denen alles teurer wird“, sagt Postek, der sich offenhält, wie lange diese ungewöhnliche Aktion zunächst laufen wird.
Derzeit wird geklärt, wie das Prozedere technisch funktionieren soll. Die Software der Parkautomaten ist nicht auf die Auszahlung von Beträgen programmiert. Es laufen Gespräche mit dem Unternehmen der Automaten. „Sollte es keine technische Lösung geben, werden wir im Foyer einen Schalter aufbauen, an dem die Kundinnen und Kunden dann das Geld ausgezahlt bekommen. Da werden wir eine Lösung finden“, sagt Norbert Postek.
Zusätzliche Werbemaßnahmen über Social Media sollen für mehr Bekanntheit sorgen
Wer kennt es nicht, dieses Hetzen durch die Geschäfte, immer wieder der Blick auf die Uhr, weil der Anbruch einer neuen Stunde in den Parkhäusern richtig ins Geld geht. Nicht selten kosten in der Innenstadt 60 Minuten parken zwischen 4 und 5 Euro. Die Idee für diese ungewöhnliche PR-Idee entwickelte Postek gemeinsam mit seinem Sohn Leonard, der sich im Unternehmen um Marketing und den Social-Media-Bereich kümmert.
Am 28. November werden über die Instagram-Seite Park-Abos für einen Monat verlost. „Es ist der Auftakt einer wöchentlichen Verlosungsaktion. Immer donnerstags gibt es bei uns freies Parken zu gewinnen“, sagt Leonard Postek. Der Fokus liegt aber vor allem auf der Aktion, dass Kundinnen und Kunden Geld fürs Parken bekommen. „Wir wollen durch solche Maßnahmen auffallen, bekannter werden und Kunden langfristig an uns binden. Viele Menschen verbinden mit Parkhäusern in der Innenstadt Abzocke und hohe Gebühren. Wir wollen einen anderen Weg gehen. Langfristig werden wir davon profitieren“, sagt Leonard Postek.
Parkhaus in der Innenstadt in Hamburg: Pächter nimmt wirtschaftliche Einbußen in Kauf
Die Alpha Parking GmbH hat die Parkanlage in der Hamburger Innenstadt gepachtet und in moderne Technik und Komfort für die Parkenden investiert. 180 Hightechkameras sorgen zum einen für Sicherheit, zum anderen helfen sie, die Echtzeit-Anzeige der freien Parkplätze zu unterstützen. „Wenn jemand beispielsweise schräg eingeparkt hat und praktisch zwei Plätze belegt, wird das dementsprechend auch angezeigt. Diese Kameras zählen mit zu den modernsten, die es auf dem Markt gibt“, sagt Carsten Blümig, der bei der Alpha Parking GmbH für die Technik und IT zuständig ist.
Der Komfort ist der Familie Postkes, die seit Jahrzehnten in der Parkhaus-Branche arbeitet, extrem wichtig. So dient ein Concierge, den man sonst eher aus Hotels kennt, als Ansprechpartner und Herr über den Schlüssel für die parkhauseigenen Toiletten. Über die Lautsprecher soll Loungemusik für gute Laune bei den Parkenden sorgen. „Die Kunden sollen sich bei uns wohl- und sicher fühlen. Weil wir bei der Einfahrt Rolltore haben, kommen Unbefugte ohne Parkticket bei uns gar nicht rein“, erklärt Norbert Postek. Um Strom zu sparen, wurde in eine neue Beleuchtung investiert, die automatisch heruntergedimmt wird, wenn weder Autos noch Menschen auf einer Ebene in Bewegung sind.
Parken in Hamburg: Acht E-Auto-Ladesäulen werden im Parkhaus Besenbinderhof installiert
Auch der Parkkomfort unterscheidet sich von vielen anderen Garagen in Hamburg. Im Besenbinderhof gibt es für große Limousinen, kleine Busse und SUVs XL-Stellplätze, für kleine Fahrzeuge wie den Smart gibt es Parkbuchten der Größe XS. „Hätten wir auf diese unterschiedlichen Größen verzichtet, hätten wir noch mehr Parkplätze anbieten können. Da die Autos immer größer werden, haben wir uns für dieses Modell entschieden“, sagt Marek Protsch, zuständig für die Finanzen.
- Straßenumbau in Hoheluft beginnt: 26 Prozent weniger Parkplätze
- Abschlepp-Ärger in Hamburg: Mit diesem Tipp ist er vermeidbar
- Noch mal 142 Parkplätze in Hamburg weg: CDU spricht von Skandal
Mitte Dezember werden zudem acht Ladesäulen für E-Autos installiert, die auch von der Nachbarschaft genutzt werden können. Alles Investitionen, die sich irgendwann rechnen sollen. Für die kommenden zwölf Monate nimmt man aber in Kauf, dass die ungewöhnlichen PR-Maßnahmen die Einnahmen schmälern. „Natürlich wollen wir perspektivisch Geld mit dem Parkhaus verdienen, schließlich haben wir mit Strom, Personal und Pacht hohe Kosten. Es wäre aber auch okay, wenn wir mit plus minus null herausgehen. Wir haben das erste Jahr durchbudgetiert, und dann werden wir eine erste Bilanz ziehen“, sagt Postek.
Der Parkhaus-Chef ist aber überzeugt, dass die ungewöhnlichen Werbeaktionen Früchte tragen werden. „Unser Ziel ist es, den 1 Euro pro Stunde fürs Parken zu halten und regelmäßig Tage zu haben, an denen der Kunde Geld fürs Parken bekommt“, erklärt Norbert Postek und fügt an: „Wir wollen das Aldi oder Lidl der Parkhäuser werden.“