Hamburg. Ex-Boxprofi Axel Schulz trainierte früher im Keller der Kiez-Kneipe, heute sitzt er lieber an der Bar. Wer noch am Donnerstag kommt.
„Axel, erste Runde!“, schallte es am Mittwochmittag durch die Hamburger Boxkneipe „Zur Ritze“. Gemeint war damit der ehemalige Boxprofi Axel Schulz (55), der mit Carsten Marek (64), dem Besitzer der Kneipe, in den Ring stieg – nicht etwa, um eine persönliche Angelegenheit zu klären, sondern zum Pressetermin. Denn die Ritze feiert Geburtstag.
Seit nun 50 Jahren wird in der Kult-Location auf dem Kiez getrunken und geboxt. Dieses Jubiläum soll am Donnerstagabend mit einem Red-Carpet-Event gebührend gefeiert werden. Gegen 18 Uhr werde Marek mit einer Bierkutsche an der Reeperbahn vorgefahren und damit die Feier offiziell eröffnen.
Reeperbahn: In Hamburger Boxkneipe „Zur Ritze“ sind „unschöne Dinge“ passiert
Die Ritze gehört zu den legendären Kiez-Kneipen. Bis heute werden die Geschichten, die sich dort in früheren Jahrzehnten ereigneten, als Hamburgs Rotlichtgrößen in dem Laden ein und aus gingen, weitererzählt. „In den 80ern und 90ern sind hier auch unschöne Dinge passiert“, erzählt Marek. Dazu zählt auch das Attentat auf den Zuhälter „Chinesen-Fritz“, der in den frühen 80ern bei laufendem Betrieb durch einen Auftragskiller vom Hocker geschossen wurde.
Marek selbst war in den 2000er-Jahren Chef der berüchtigten 80-köpfigen Marek-Bande, die mit harter Hand mehrere Bordelle auf dem Kiez unterhielt. Heute betreibt er noch ein Bordell in Hamm, das „Babylon“. 2014 übernahm er erst den Boxkeller und wenig später auch die Kneipe, zu deren Besuchern heute auch Axel Schulz zählt.
„Hier kannst du oben trinken und unten wirst du gequält“, sagt Schulz über den Laden, in dessen Keller er selbst in den frühen 90er-Jahren boxte. Später machte er der Kneipe ein ganz besonderes Geschenk: 1995 kämpfte Schulz gegen George Foreman um den IBF-Weltmeisterschaftstitel. Den Kampf verlor Schulz, die Entscheidung blieb jedoch umstritten. Knapp 20 Jahre später wurde ihm der Titel von IBF symbolisch nachträglich verliehen.
Ritze auf dem Hamburger Kiez: Axel Schulz machte Kneipe ein besonderes Geschenk
„Ich hatte den dann knapp eineinhalb Jahre bei mir Zuhause, da hat den aber keine Sau gesehen“, sagt Schulz. In der Ritze sei der Gürtel besser aufgehoben, bis heute hängt er dort. Auch in die Kneipe ist Schulz schon eingekehrt und wurde dort zu seiner Verwunderung auch von jungen Hamburgern erkannt. „Es ist der Hammer, wer hier alles hinkommt, von Jung bis Alt.“
Neben Größen aus der Boxwelt, wie die ehemaligen Weltmeister Felix Sturm und Arthur Abraham, werden auch Stars aus der Unterhaltungsbranche zu der Geburtstagsfeier erwartet. Dazu zählen Schauspieler Armin Rode und Fernsehmoderator Hinnerk Baumgarten. Auch der erst im September aus dem Gefängnis entlassene Rapper Gzuz, der schon mehrere Musikvideos im Boxkeller der Kneipe gedreht hat, steht auf der Gästeliste. Insgesamt wird mit 1000 Gästen gerechnet.
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Bald soll in der Ritze ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. „Wir machen hier demnächst eine Comedy-Show“, sagt Marek. Zweimal in der Woche werden Kiezoriginale bei „Kiezlife Live“ auftreten und im Boxring Geschichten rund um die Reeperbahn erzählen. Bevor es damit losgeht, sollen jedoch am Freitagabend 50 Jahre „Zur Ritze“ gebührend gefeiert werden.