Hamburg. Ungewöhnlich: Polarlichter über Hamburg. Björn Voss, Planetariums-Direktor erklärt, wie es zu dem Phänomen kommt und warum es leuchtet.
- Über der Hamburger Innenstadt und dem Umland waren in den vergangenen Tagen Polarlichter zu sehen.
- Auch in der nächsten Zeit wird das Naturschauspiel zu beobachten sein.
- Björn Voss, Direktor des Planetariums Hamburg, erklärt, wie das Phänomen entsteht.
Wabernde Lichter, rote, grüne und blaue Schleier – der Nachthimmel über Norddeutschland leuchtet in der Nacht zum Freitag. Sogar über Hamburgs Innenstadt waren Polarlichter mit bloßem Auge zu beobachten. Und auch am Wochenende war das Naturschauspiel wieder zu beobachten. Wie aber entsteht das Phänomen eigentlich? Und gibt es morgen auch wieder bunte Lichter über der Hansestadt zu sehen? Das Abendblatt hat exklusiv mit Björn Voss gesprochen, Direktor des Planetariums Hamburg.
„In diesem Jahr erleben wir das sogenannte solare Maximum, das sich nur alle elf Jahre ereignet“, sagt der promovierte Astrophysiker Björn Voss. Es gebe darum besonders starke Sonnenstürme. „Auf der Oberfläche der Sonne entstehen immer wieder magnetische Explosionen“, sagt er. Millionen und Abermillionen atomare Teilchen würden dabei jedes Mal in Wolken durch den Weltraum geschleudert. „Meistens rauschen diese für uns nicht sichtbaren Teilchen einfach durchs Sonnensystem“, sagt Voss. „Trifft so eine Wolke dann aber auf die Erde – oder besser gesagt auf das Magnetfeld der Erde, dann bringen sie die Luft zum Leuchten.“
Polarlichter über Hamburg: Dr. Björn Voss erklärt seltenes Naturschauspiel
„Vor allem im vergangenen Mai ließen die starken Sonnenstürme das Firmament in weiten Teilen Deutschlands in bunten Farben erstrahlen“, so Voss. Jetzt hat es aber auch im Oktober über Hamburg geleuchtet – und auch in den kommenden Tagen ist die Wahrscheinlichkeit mindestens erhöht, noch Polarlichter zu sehen. Die hohe Aktivität der Sonne halte je Zyklus etwa ein bis zwei Jahre an. „Dann ist richtig Action auf der Sonnenoberfläche, und gerade sind wir in so einer Action-Phase“, sagt er. „An den Polen werden die Teilchen mit dem Magnetfeld zur Erde geleitet.“ Wie in einer Leuchtstoffröhre fange dann die Luft an zu glühen. „Da das am stärksten an den Polen zu beobachten ist, heißen sie auch Polarlichter“, erklärt Voss.
Bei besonders starken Sonnenstürmen könne sich das Phänomen allerdings auch weiter nach Süden ausbreiten. Meist ließen sich die Lichter dann über Dänemark und dem nördlichen Schleswig-Holstein beobachten. Sollten Polarlichter über Hamburg – also noch ein ganzes Stück weiter südlich – uns also Sorgen machen? „Eine Gefahr geht absolut nicht davon aus“, kann Voss beruhigen. Dass sogar in der Innenstadt der Himmel gestrahlt habe, sei schlicht das Ergebnis eines sehr starken Sonnensturms. „Das ist zwar etwas Besonderes, aber nichts Besorgniserregendes“, sagt er.
Auch in den kommenden Nächten sei die Chance zumindest erhöht, Polarlichter über Hamburg zu sehen, so der Experte. „Allerdings sind diese Phänomene noch schwerer vorherzusagen als das Wetter“, gibt Voss zu bedenken. Wo genau und wie stark also etwas zu sehen sein wird, bleibt abzuwarten.
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Der Deutsche Wetterdienst aber kann zumindest noch eine gute Nachricht hinterherschieben: Zwar waren die vergangenen Tage regnerisch und grau, es kommen aber wieder Zeiten, in denen weniger Wolken am Himmel sind. Gute Chancen also für Polarlicht-Sichtungen.