Kaltenkirchen. Vergangene Nacht waren gleich zwei Naturschauspiele zu sehen: Polarlichter und Sternschnuppen. Wie Chancen für nächsten Tage stehen.

In der vergangenen Nacht dürften sich einige Menschen in Norddeutschland, vielleicht eingekuschelt in Decken, nach draußen gesetzt haben, in der Hoffnung, Sternschnuppen am Himmel zu entdecken. Astrophysiker kündigten bereits an, dass die Perseiden vom 12. auf den 13. August ihr Maximum erreichen würden und deswegen besonders viele Sternschnuppen beobachtet werden könnten. Wer sich in der Nacht wach gehalten hat, konnte womöglich aber ein ganz anderes Naturspektakel sehen: Polarlichter.

Dr. Erik Wischnewski aus Kaltenkirchen saß bis um halb 2 Uhr nachts im Dachgeschoss seines Hauses und beobachtete den Himmel. Mit seiner Spiegelreflexkamera gelang es ihm, die Polarlichter fotografisch einzufangen. Das Bild zeigt grüne Lichter am Horizont, darüber einen lilafarbenen Schleier. Allerdings: „Mit bloßem Auge sind die Farben nicht zu sehen, nur die ganz kräftigen Strahlen erkennt man als schwaches, weißliches Licht“, erklärt der Astrophysiker.

Polarlichter und Sternschnuppen über Kaltenkirchen – „extremer Zufall“

Um Polarlichter ohne die Hilfe einer Kamera zu sehen, reisen viele Menschen nach Norwegen, Finnland oder Kanada. Wer das Glück haben möchte, das Naturphänomen auch in Deutschland zu beobachten, sollte sich einen Ort suchen, an dem „extreme Dunkelheit“ herrscht, sagt Wischnewski. „Das ist am allerwichtigsten.“ Außerdem ist es hilfreich, eine klare Sicht auf den Horizont zu haben, ohne störende Häuser oder Bäume. „Deswegen fahren viele Menschen an die Ostsee“, sagt der 72-Jährige.

Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski in seinem Garten mit Fernglas.
Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski in seinem Garten mit Fernglas. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Dass in der vergangenen Nacht nicht nur Sternschnuppen, sondern auch Polarlichter zu sehen waren, sei ein „extremer Zufall“, sagt der Astrophysiker. Die Perseiden haben nämlich rein gar nichts mit Polarlichtern zu tun. Hinzu kommt, dass die Wetterbedingungen perfekt für das Naturspektakel geeignet waren. Ein wolkenloser Himmel bot einen klaren Blick auf Sternschnuppen und Polarlichter.

Chance auf Polarlichter: Sonnenaktivität ist derzeit sehr hoch

Die Sonnenaktivität sei derzeit „sehr hoch“, sagt Wischnewski. „So hoch wie seit Jahrzehnten nicht.“ Das ganze Jahr über und auch im kommenden stünden die Chancen für Polarlichter gut. Schon 2023 hat er das Farbenspiel über dem Kreis Segeberg mit seiner Kamera festgehalten.

Der Kaltenkirchener hat geahnt, dass das Phänomen in diesen Tagen wieder auftreten kann. Zwar hat die Internetseite polarlicht-vorhersage.de nur eine geringe Wahrscheinlichkeit vorhergesagt, befreundete Astrophysiker, die die Sonne genau beobachten, haben aber damit gerechnet und Wischnewski einen Tipp gegeben.

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„Auf der Sonne sind zwei riesige Sonnenflecken zu sehen. Ich schätze, sie sind drei- bis fünfmal so groß wie der Erddurchmesser“, sagt Wischnewski. Immer wieder komme es zu Eruptionen. „Dabei werden große Mengen an ionisierter Sonnenmaterie ins All geschleudert. Mit etwas Glück bewegen sie sich in Richtung Erde“, erklärt Wischnewski. Gelangen diese in die Erdatmosphäre und prallen auf Gasmoleküle, leuchten sie.

Auch für die kommende Nacht hält der Astrophysiker es für möglich, dass Polarlichter entstehen. Allerdings: „Wir haben keinen klaren Himmel“, sagt er. Das Farbenspiel wird für die Menschen nicht zu erkennen sein.