Hamburg. Im Virtual-Reality-Abenteuer im Miniatur Wunderland wird das Gehirn 30 Minuten lang ausgetrickst. Das Abendblatt hat es getestet.

  • Im Miniatur Wunderland in der HafenCity können sich Besucher auf zwei Zentimeter schrumpfen lassen.
  • Yullbe heißt dieses Virtual-Reality-Erlebnis für bis zu sechs Teilnehmer.
  • Die wählbaren Yullbe-Wunderland-Erlebnisse kosten 12 Euro und 29 Euro.

Sich selbst im Maßstab 1:87 zu erleben, wie ist das wohl? Im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt in Hamburg ist das seit zwei Jahren möglich. Und seit Kurzem bietet eine überholte und modernere Technik noch mehr Spaß. Yullbe (Abkürzung für You will be – du wirst sein) heißt das Virtual-Reality-Abenteuer in den unteren Räumen des Miniatur Wunderlandes. Abendblatt-Redakteurin Geneviève Wood hat die Schrumpftour 2.0 ausprobiert und sich auf zwei Zentimeter verkleinern lassen.

Bevor es für mich und die anderen vier Teilnehmer in die virtuelle Welt geht, müssen wir uns das entsprechende Equipment anlegen. Dazu betreten wir einen Raum, das Anziehzimmer, das vom Ambiente an den Film Aliens erinnert. Alles hier ist dunkel, das Licht ist kalt und sorgt für eine futuristische Atmosphäre.

Miniatur Wunderland: Teilnehmer werden bei Yullbe zu Superheros

Die Ausrüstung ist nicht mehr so schwer wie zu Beginn vor zwei Jahren, damals mussten die Besucher sechs Kilogramm mit sich herumschleppen. Heute sind die VR-Brille, die Weste sowie die Fuß- und Handgelenkmanschetten, die mit Sensoren ausgestattet sind, leicht und gut zu tragen. Sobald wir die VR-Brillen aufsetzen, sind wir nicht mehr in dieser Welt. Der etwa 80 Quadratmeter große Yullbe-go-Raum verwandelt sich in den kommenden 30 Minuten in ein virtuelles Abenteuerland.

Wir werden zu kleinen Figuren in Plastikoptik. Da ist ein Clown, eine Punk-Lady, ein halb nackter Schwimmer mit einem gelben Rettungsring samt Gummiente um den Hüften, ein Supermann – und ich bin ein Cowboy mit gezückter Pistole in der Hand. Blicke ich durch die VR-Brille an mir herab, sehe ich eine Jeans, Cowboystiefel und meine Hände mit nur jeweils zwei Fingern.

VR-Abenteuer Yullb
Vor dem Spiel müssen sich alle Teilnehmer von Yullbe im Miniatur Wunderland am Terminal einchecken. Abendblatt Redakteurin Geneviève Wood hat das VR-Abenteuer getestet. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Das sieht nicht schön aus, entspricht aber dem Design der Modellfiguren im Miniatur Wunderland. Auch bei ihnen sind keine einzelnen Finger zu sehen, alles verschwindet in einer Plastikmasse. Ich sehe aus wie ein toter Cowboy, ausdruckslos und gruselig. Und damit wiederum sehe ich einer seelenlosen Plastikfigur doch sehr ähnlich, mit diesem starren Gesichtsausdruck.

Yullbe in Hamburg: Wir wackeln, haben mit dem Gleichgewicht zu kämpfen

Eine halbe Stunde lang wandern wir zu fünft als Plastikfiguren durchs Miniatur Wunderland, wir schippern auf einem Floß durch Venedig, überwinden gefährliche Schluchten im Südwesten der USA, fliegen durch die Schweizer Berge und erkunden eine Schokoladenfabrik. Mein Lieblingsausblick sind die echten Menschen, die scheinbar auf uns kleine Plastikmenschen herabschauen – wie im echten Miniatur Wunderland werden wir so Teil der Ausstellung.

VR-Abenteuer Yullb
Abendblatt Redakteurin Geneviève Wood lässt sich von der Schrumpfmaschine im Yullbe Wunderland in der Speicherstadt auf zwei Zentimeter verkleinern – und geht mit anderen Teilnehmern auf einen abenteuerlichen Spaziergang. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Es ist erstaunlich, wie das Gedächtnis einen austrickst. Obwohl wir alle fest auf dem Boden in einem schmucklosen dunklen Raum stehen, erleben wir alles ganz real. Wir haben mit dem Gleichgewicht zu kämpfen, wenn wir durch virtuelle Höhlen über Hindernisse treten. Wir bücken uns, weil die Decke zu niedrig erscheint. Wir rasen mit Draisinen durch Höhlen, es geht hoch hinaus und steil wieder herab.

Miniatur Wunderland: VR-Abenteuer lässt Mitspieler Realität vergessen

Es fühlt sich so echt an, dass Mitarbeiter uns festhalten, damit wir bei der rasanten Draisinenfahrt nicht wirklich umkippen. An einer anderen Stelle geht es in der Schokoladenfabrik eine steile Metallrampe herab. Clown, Schwimmer, Punk-Lady, Supermann und ich halten uns an einem echten Geländer fest, um nicht zu stürzen.

Ein kleiner Trick, wenn es zu heftig wird: Augen schließen, dann ist man wieder einfach nur in einem kahlen Raum. Oder unter der VR-Brille linsen.

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Viel spannender ist es aber, sich auf dieses Abenteuerspiel einzulassen und die Realität um sich herum für eine halbe Stunde zu vergessen. Per Kopfhörer führt uns ein Sprecher durch diese Reise mit unterschiedlichen Etappen und Stationen. Meine Mitspieler gehen voll mit. Wir sind alle mit unseren Kopfhörern miteinander verbunden. Sie jauchzen, staunen, erleben die Welt als Plastikfigur. Denn das sind sie in diesem Moment.

Miniatur Wunderland: Schrumpftour – überdimensionierten PC-Spiel kann ermüden

Irgendwann müssen wir bei einem Feuerwehrfest in der Fantasie-Stadt Knuffingen mitfeiern. Ich fange an, mich bei manchen Spielen zu langweilen. Daher erreiche ich am Ende mit 188 Punkten auch nur Rang fünf. Hat mir ein Tanzspiel noch Spaß gemacht, finde ich es eintönig, beim Feuerwehrfest mit virtuellen Wasser-Pumpguns auf Kühe zu schießen, die in Heuballen gequetscht per Kran durch die Luft fliegen.

Auch Maulwurfmännchen sollen wir mit den Füßen kaputt treten, dafür regnet es dann Sterne zur Belohnung. Wir sind Protagonisten in einem überdimensionierten Computerspiel, das kann schon faszinierend sein. Mich ermüdet es. Fazit nach 30 Minuten: Es war ein aufregender Ausflug in eine künstliche Wirklichkeit. Und es ist spannend zu erleben, wie sich unser Gehirn manipulieren lässt. Mir hätten aber 20 Minuten gereicht.

Die zwei wählbaren Yullbe-Wunderland-Erlebnisse heißen „Pro“ für mehrere Teilnehmer (Dauer 30 Minuten) und „Go“ als Einzelspielererlebnis (Dauer 10 Minuten). Kosten: Pro 29 Euro, Go 12 Euro. Buchbar über www.yullbe-wunderland.de