Hamburg. Nach der Hiobsbotschaft des XXL-Einkaufsviertels ist klar: Das Weihnachtsgeschäft fällt aus. Was Politiker fordern und Betroffene sagen.

  • XXL-Einkaufszentrum in der Hafencity Hamburg wird erst 2025 fertig.
  • Hiobsbotschaft für viele Mieter: Erhofftes Weihnachtsgeschäft fällt aus.
  • So reagieren verzweifelte Unternehmer und Politiker auf die Nachricht.

„Katastrophal“, „ein Schlag ins Gesicht“, „ein unglaublich schlechtes Bild“: So lauten ein paar der entsetzten Reaktionen auf die Hiobsbotschaft. Was das Hamburger Abendblatt bereits berichtete, hat das Unternehmen Unibail-Rodamco-Westfield am Donnerstag offiziell gemacht: Die geplante Eröffnung des XXL-Einkaufszentrums Westfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity verschiebt sich erneut – und zwar ins Jahr 2025.

Damit platzt nicht nur die dritte geplante und versprochene Eröffnungsparty, es fällt auch das Weihnachtsgeschäft für die ohnehin angeschlagenen Mieter des Westfield ins Wasser. Mit der erneuten Verschiebung ans Ende des ersten Quartals des kommenden Jahres liegt das Unternehmen fast ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Das hat Folgen für Einzelhändler, aber auch fürs Vorzeigequartier und die Stadt Hamburg.

Westfield Hamburg-Überseequartier: Eröffnung erst 2025 – „unglaublich schlechtes Bild“

„Einmal mehr zeigt sich, dass die schiere Größe eines Projekts und eines Unternehmens keinerlei Garantie für eine gute Umsetzung liefern“, sagt Heike Sudmann, Bürgerschaftsabgeordnete der Linken. „Mit einem Großprojekt lässt sich glänzen, mag der damalige CDU-Senat gehofft haben. Für die Ablehnung der damals wie heute sinnvolleren kleinteiligen Entwicklung mit mehreren Projekten kommt nun die Quittung.“

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Westfield-Desaster: Hamburgs teuerster Fehlschlag?

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Das sieht die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Anke Frieling natürlich anders: „Wir haben als Senat signalisiert, dass wir das wollen und dass es einen Impuls für unsere Stadt geben wird, leider verzögert sich dieser Impuls nun.“ Aber sie ist sich mit Sudmann in einem anderen Punkt einig: „Die erneute Verschiebung gibt ein unglaublich schlechtes Bild ab, unter dem wir alle leiden – die Mieter, das Umfeld, die Stadt.“ Man werde Unibail-Rodamco-Westfield (URW) an dem neuen Datum messen.

Westfield-Eröffnung geplatzt: Höhe von Schadensersatz für Mieter noch unklar

Der Imageschaden treffe auch die Stadt, weil sie sich von Investoren an der Nase herumführen lasse, sagt Sudmann. Sie fordert vom Hamburger Senat, darzulegen, was er bisher getan hat und zu tun gedenkt, um die technische Sicherheit im Überseequartier zu gewährleisten. Unibail selbst gibt als Grund für die Verzögerungen, die das Unternehmen einen Milliarden-Betrag kosten, die Gebäudetechnik wie Brandschutz- und sicherheitstechnische Anlagen an. Sudmann wünscht sich für die Mieter, dass sie Vertragsstrafen für ihre finanziellen Verluste geltend machen können. Das ist offenbar der Fall.

Denn viele der angefragten betroffenen Unternehmen verweisen auf Gespräche und Verhandlungen. Und auch URW selbst schreibt in der Mitteilung von Kompensationen für die Mietpartner sowie Kosten durch die verlängerte Bauzeit, die sich allein bei der jüngsten Verschiebung auf 100 Millionen Euro belaufen sollen. Über genaue Schadensersatzsummen spricht aber keiner.

Westfield: Betroffene Mieter verhandeln mit URW wegen finanzieller Einbußen

„Durch die erneute Verschiebung des Eröffnungstermins entstehen uns natürlich finanzielle Einbußen. Diese möchten wir jedoch öffentlich nicht weiter kommentieren, sondern verweisen hier auf die laufenden Gespräche mit dem Vermieter“, sagt beispielsweise Alexander Sosa auf Abendblatt-Anfrage. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Sports Club, das im Westfield einen Fitnessclub betreiben will und wie alle angefragten Mieter am Vortag von Unibail informiert wurde.

Sports Club Hamburg-Hafencity
Alexander Sosa, Geschäftsführer des Unternehmens Sports Club, das im Westfield einen Fitnessclub betreiben will. Die Aufnahme entstand im April 2024 – als schon klar war, dass der erste Eröffnungstermin nicht stattfinden werde. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Zu der erneuten Verschiebung erklärt er, dass man bis zum genannten Datum in 2025 noch irgendwie durchhalten werde. Kunden biete man an, in anderen Clubs bis dahin kostenfrei zu trainieren. „Ich bin davon überzeugt, dass Westfield alles dafür tun wird, um eine baldige Eröffnung zu ermöglichen“, gibt Sosa sich positiv. Man dürfe nicht vergessen, dass hier im Grunde gerade ein ganzer Stadtteil entstehe. „Auch wenn ich mir persönlich wünschen würde, dass alles immer so schnell geht, wie wir unsere Fitnessstudios bauen.“

Westfield-Eröffnung in Hamburg erst 2025: Thalia räumt Bücher wieder aus den Regalen

Deutlich gedrückter klingt Gurbir Singh Muhar vom Cardamom, der im XXL-Einkaufszentrum ein weiteres indisches Restaurant eröffnen will. „Das ist ein Schlag ins Gesicht“, sagt er zum geplatzten Eröffnungstermin. Das Restaurant sei von ihrer Seite aus fertig, könnte morgen eröffnen. Zehn Köche habe er extra eingestellt und in einem langjährigen Prozess in Indien angeworben. „Wir können nicht mehr verschieben, das ist katastrophal“, sagt der Gastronom. Er wünscht sich sehnlichst, dass das Westfield schnellstmöglich öffnet. „Jeder Tag zählt für uns“, betont er.

Bei Thalia war man ebenfalls startklar. Man hätte die außergewöhnliche neue Buchhandlung mit Riesenrutsche sofort öffnen können und das besonders gern vor dem Weihnachtsgeschäft auch getan. „Seit einiger Zeit werden bereits Bücher und weitere Waren in die Buchhandlung eingeräumt. Diese müssen nun – aus Haltbarkeits- oder Aktualitätsgründen – wieder vollständig ausgeräumt werden“, erklärt Claudia Bachhausen-Dewart aus der Presseabteilung auf Anfrage. Den bereits für den neuen Standort eingestellten qualifizierten Mitarbeitenden werde nicht gekündigt. „Wir bemühen uns, für das Team alternative Einsatzmöglichkeiten bis zur endgültigen Eröffnung zu finden.“

Westfield Hamburg: Ankermieter Breuninger bedauert Verzögerung sehr

Auch der Ankermieter, das Unternehmen Breuninger, sagt: „Wir waren für eine Eröffnung zum ursprünglich avisierten Termin im Frühjahr 2024 bereit, und wir waren es auch jetzt. Dafür haben wir wie geplant maßgeblich investiert, und das gesamte Team Breuninger stand bereit.“ Sprecher Andreas Wallbillich ergänzt: „Wir bedauern diese erneute Verzögerung sehr, sind aber überzeugt, dass alle notwendigen Schritte unternommen werden, damit das Quartier im ersten Quartal 2025 eröffnet werden kann.“

Als Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH bezieht am Donnerstag auch Andreas Kleinau Stellung zu dem Fall. Grundsätzlich habe man Verständnis für die Entscheidung, da man die Einhaltung notwendiger Sicherheitsstandards ebenso berücksichtigen müsse wie geschäftliche Interessen. „Alle Beteiligten benötigen so bald wie möglich eine gesicherte Perspektive“, fordert Kleinau.

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In den vergangenen Jahren habe sich Unibail als stets verlässlicher Partner gezeigt, der sich der Verantwortung für diese weiterhin herausragende städtebauliche Quartiersentwicklung in der zentralen HafenCity bewusst war, so Kleinau. „Umso mehr entspricht es unserer Erwartung, dass URW diese Verantwortung auch weiterhin übernimmt und schnellstmöglich wieder für Verlässlichkeit und Vertrauen sorgt. Dort, wo wir können, unterstützen wir diesen Prozess nach Kräften.“