Hamburg. Sind Plastikflaschen nun erlaubt oder nicht? Was ist mit Knabberkram? Und dem Brötchen in der Hand? Betreiber stellen klar, was gilt.
Der Familie mit Kleinkind aus St. Pauli ist die Schlange vor dem Grünen Bunker an der Feldstraße zu lang: „Als Einheimische zu warten, darauf habe ich keine Lust“, sagt der junge Familienvater zu seiner Frau. Dabei geht es an diesem Nachmittag trotz der Wartenden zügig durch die Drehtür auf die neueste Attraktion in Hamburg – wenn man sich an die Regeln hält und keine verbotenen Sachen dabei hat. Doch was zählt nun eigentlich dazu?
Die vielen Verbote, am Eingang zum Grünen Bunker als Piktogramme angebracht, scheinen eindeutig: Hunde sind nicht erlaubt, ebenso Flaschen, Essen und Getränke in offenen Behältern sowie Rauchen. Doch so einfach ist es am Eingang dann doch nicht – und die Handhabung dieser Regeln führt immer wieder zu Verwirrung.
Grüner Bunker in Hamburg: Welche Speisen und Getränke sind jetzt erlaubt?
Das Sicherheitspersonal am Eingang entscheidet offensichtlich nicht immer einheitlich. Das Abendblatt hat den Test gemacht und ist mir allerlei Speisen und Getränken losgezogen.
Im Rucksack sind: Eine kleine Mineralwasserflasche aus Plastik, eine Tüte mit Knabberkram, ein eingepackter Keks, ein alkoholfreies Bier in einer Glasflasche. Die nette Dame am Eingang lässt alles durchgehen, bis auf die Glasflasche. Diese kann an der Seite neben dem Eingang abgestellt werden – dort, wo schon etliche Plastik- und Thermosflaschen stehen, die die Besucher später wieder mitnehmen können.
Zweiter Versuch: Diesmal ohne Bierflasche, dafür mit einem belegten Brot, einem Stück Kuchen und einem Pappbecher mit Espresso in der Hand. Dieses Mal entscheidet die Sicherheitsdame anders: Nicht nur der Kuchen, das belegte Brot und der Espresso dürfen nicht mit auf den Bunker, jetzt wird auch die Knabbertüte aus dem Rucksack beanstandet. Den eingepackten Keks übersieht die Mitarbeiterin, die Mineralwasserflasche aus Plastik ist weiterhin kein Problem. Weil wegschmeißen zu schade ist, werden Brot und Kuchen schnell noch vor der Drehtür aufgegessen.
Bei Speisen, die Besucher gerade noch in der Hand haben und verzehren, kann man aber auch Glück haben: „Manchmal lassen wir das auch durchgehen“, so die Dame vor dem Einlass. Verwirrung komplett: Mal sind Knabbereien erlaubt, mal sind Kekse und Kuchen verboten. Mineralwasserflasche in Plastik ja, Wasser in mitgebrachten Thermosflaschen oder Metallflaschen aber nicht. Ja, was denn nun?
Neue Regeln für Grünen Bunker: Alle Flaschen müssen unten bleiben
Die Antwort: Eigentlich sind die Regeln noch strenger. Bunker-Sprecherin Katja Derow klärt auf: „Mitgebrachtes Essen und Getränke sind grundsätzlich nicht erlaubt.“ Das war aber nicht immer so, zu Beginn galten am Bunker noch andere Regeln. „Am Anfang waren aus Sicherheitsgründen nur Glasflaschen verboten, weil sie als Wurfgeschosse dienen können, später kamen Metallflaschen hinzu“, sagt Derow. Inzwischen sind auch Mineralwasserflaschen aus Plastik aus demselben Grund verboten.
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Besucher müssen alle Flaschen neben das Drehkreuz stellen und hoffen, dass sie nach dem Bunker-Besuch noch da sind. So stehen dort auch Metall- und Thermosflaschen, die teilweise bis zu 50 Euro kosten. Katja Derow versichert: „Bislang ist nichts weggekommen, und das Personal am Eingang hat einen Blick auf die abgestellten Flaschen und auch auf die Kinderwagen, die ja ebenfalls nicht mit auf den Bunker können.“
Grüner Bunker in Hamburg: Betreiber erklären generelles Verbot mit Müll-Problem
Auch die Abendblatt-Leser sind ob der Handhabe am Einlass verwirrt. „Wir haben sogar mitbekommen, dass Besucher mit Keksen ebenfalls zur Abgabe aufgefordert wurden. Gleichwohl kamen uns beim Aufstieg auf die Aussichtsplattform diverse Besucher entgegen, die jeweils verschiedene Getränkeflaschen bei sich trugen“, berichtet ein Leser.
Dass manchmal Essen und Getränke übersehen werden und einige Besucher doch Wasserflaschen oder Kekse dabei haben, liege daran, dass an hochfrequentierten Tagen nur stichprobenartig in die Taschen und Rucksäcke geguckt werden könne. „Teilweise sind es 25.000 Besucher am Wochenende“, so Derow.
Der Grund für das nachträglich verhängte Verbot: „Die Leute haben leider überall ihren Müll liegen lassen. Das Verbot ist eine disziplinarische Geschichte.“ Am Anfang waren die Regeln weniger strikt. „Aber wir lernen immer noch dazu“, so Katja Derow.
Grüner Bunker: Hamburger vermuten „Abzocke“ hinter den strengen Regeln
Viele Besucher sind skeptisch und glauben, dass es weniger am Müll liegt als vielmehr daran, dass die Gäste möglichst die örtliche Gastronomie auf dem Bunker aufsuchen und dort ihr Geld lassen sollen. „Beim Einlass wurde darauf hingewiesen, dass aus ‚Sicherheitsgründen‘ und wegen des Mülls die Abgaben erforderlich sind. Im Ergebnis geht es um reine Abzocke, das haben auch viele Besucher geäußert“, so ein Abendblatt-Leser.
Übrigens: Verboten ist auch Tierabwehrspray („Pfefferspray“). Eine Hamburgerin in der Schlange wird darüber richtig wütend: „Ich möchte nicht, dass in meine Handtasche geguckt wird, und ich trage das Spray, wenn ich unterwegs bin, aus Sicherheitsgründen immer bei mir.“
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Ein Thema, das auch für die Verantwortlichen eine Herausforderung ist. Katja Derow: „Pfefferspray hatten wir bislang nicht, das ist neu. Wir müssen daran arbeiten, für die Mitarbeiter am Eingang klare Regeln aufzustellen. Es ist ein ständiger Lernprozess.“