Hamburg. Bürgervereinschef Markus Schreiber und Quartiersmanager Wolfgang Schüler fordern ein solches Angebot für die Szene. Die Details.
So geht es in St. Georg nicht mehr weiter. In dieser Frage sind sich zwei Männer einig, die man ohne Übertreibung als Experten für den Hamburger Stadtteil bezeichnen kann: Wolfgang Schüler, seit 23 Jahren Quartiersmanager am Steindamm, und Markus Schreiber, Chef des Bürgervereins zu St. Georg von 1880 und SPD-Bürgerschaftsabgeordneter.
„Die Verelendung am Hansaplatz, am Steindamm und in den umliegenden Straßen schreitet immer weiter voran. Trinker, Prostituierte und Dealer bestimmen das Bild. Das macht die Menschen, die hier leben, und eigentlich extrem tolerant sind, zunehmend wütender“, sagt Schüler, der selbst seit Jahrzehnten im Stadtteil wohnt.
St. Georg: Ein Trinkraum soll die Szene vom Hansaplatz fern halten
Auch Markus Schreiber macht diese Beobachtungen, die Lage auf dem Hansaplatz beschreibt er als „Ausnahmezustand“ angesichts der Ausweitung der Trinkerszene, der Pöbeleien und Schlägereien. Der ehemalige Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte fordert ein „Alkoholkonsumverbot“ für den Hansaplatz, so wie am Hauptbahnhof. Und möchte den Trinkern eine Alternative bieten.
Schon seit Jahren setzt sich Schreiber für einen sogenannten Trinkraum ein, also ein „Ort, an dem die Menschen niedrigschwellig selbst mitgebrachten Alkohol konsumieren können“. Auch die passende Immobilie dafür hat der 64-Jährige bereits im Blick.
St. Georg: Markus Schreiber hat Sozialsenatorin über Trinkraum-Plan informiert
Die Adresse: Repsoldstraße 27, direkt um die Ecke von der Drogenberatung Drob Inn, fußläufig in gut fünf Minuten vom Steindamm und dem Hansaplatz zu erreichen. Das schmucklose ehemalige Bürogebäude hat die Stadt über Fördern & Wohnen gekauft, um dort eine Aufenthaltsstätte für Suchtkranke und Obdachlose einzurichten.
Schreiber und Schüler wollen nun, dass die Sozialbehörde hier zusätzlich einen Trinkraum einrichtet. In einem Gespräch hat Schreiber bereits Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) seinen Vorschlag erläutert. „Das muss natürlich ein extra ausgewiesener Bereich sein“, so Schreiber. „Das Gebäude ist groß genug, da sollte auch für die Alkoholkonsumenten Platz sein. Diese hätten dann eine Anlaufstelle, die auch bei Wind und Wetter ein geschützter Ort ist.“
Hamburger Sozialbehörde prüft Vorschlag für einen Trinkraum in St. Georg
Der Chef des Bürgervereins führt weiter aus: „Der Vorteil für den Stadtteil wäre, dass man an Orten wie dem Hansaplatz das Alkoholkonsumverbot aussprechen könnte und den Menschen trotzdem eine Alternative geboten wird.“ Quartiersmanager Schüler ergänzt: „Dieser Trinkraum sollte eine angenehme Aufenthaltsqualität bieten. Ich hoffe wirklich inständig, dass die Sozialbehörde ein solches Konzept umsetzt, damit St. Georg wieder lebenswert für alle ist.“
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Und wie findet die Sozialbehörde diesen Plan? „Das Konzept für diesen Standort entwickeln wir aktuell, in enger Absprache mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte, dem Drob Inn und weiteren Trägern der Sucht- und Obdachlosenhilfe, um den unterschiedlichen Hilfebedarfen vor Ort gerecht zu werden. Denkbar wäre zum Beispiel, hier Ruheplätze mit entsprechenden medizinischen und psychiatrischen Beratungsangebot entstehen zu lassen“, sagt Sprecher Wolfgang Arnhold dem Abendblatt, und bestätigt: „Auch den Vorschlag von Herrn Schreiber für die Schaffung eines konsumtoleranten Raumes lassen wir in unsere Überlegungen mit einfließen.“