Hamburg. Die Bauarbeiten an und rund um den wichtigen Knotenpunkt in der Hamburger City schrecken Kunden ab. Und das noch lange.
Mehmet Ciftci steht in seinem Döner-Kiosk und kann es nicht fassen. Er zeigt auf den Drehspieß und rollt mit den Augen: „Wir haben erst drei Döner verkauft“, sagt der Mitinhaber des HBB Bistros im Eingang des U- und S-Bahnhofs am Berliner Tor. „Dabei ist Mittagszeit“, beklagt der Unternehmer.
Wegbleibende Kunden, kein Geld in der Kasse, diese Misere ist für Mehmet Ciftci zum Dauerzustand geworden. Besonders schlimm sei es, seit gleich zwei Baustellen den Imbiss quasi umzingeln. Seitdem herrscht „tote Hose“, beklagt der Hamburger, der hier seit 13 Jahren türkische Spezialitäten verkauft. Es sei alles abgesperrt und die Beschilderung schlecht.
Berliner Tor in Hamburg: Baustelle verwirrt mit Absperrungen und Umleitungen
Auch etliche andere Kaufleute, die ihre Läden in der Bahnstation Berliner Tor betreiben, machen diese Erfahrung. Sie kritisieren, dass sich die Bauarbeiten lange hinziehen. Außerdem würden die Passanten zwischen den Bauzäunen, Umleitungen und immer wieder neuen Sperrungen umherirren.
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An dem zentralen Knotenpunkt, der die Stadtteile St. Georg, Borgfelde und Hammerbrook begrenzt, wird die Berlinertordammbrücke in zwei Bauabschnitten abgebrochen. Und auch eine andere Maßnahme werden die Hamburger noch lange ertragen müssen, obwohl diese Sanierung längst beendet sein sollte: Es geht um die Eisenbahnbrücken an dem S- und U-Bahnhof, die ebenfalls schon seit Jahren erneuert werden.
Le-Crobag-Verkäuferin am Berliner Tor: „Die Leute sind müde“
Eine lange, steile Holztreppe führt seither in die Bahnstation. Dunkle, oft übel riechende Bretterprovisorien dienen als Verbindungen für die Bahngäste zu den Gleisen. Eine Zumutung für alle Nutzer, die nicht so fit sind.
„Die Leute sind müde“, beschreibt eine Mitarbeiterin bei Le Crobag die Lage. Auch bei ihr fehlten die Kunden, die Umsätze seien um gut 70 Prozent eingebrochen. Sie kämen mit dem Auto nicht durch, Fußgänger beklagten die langen Umwege und das Labyrinth durch die Baustelle. Wer könne, meide die Station, ist sich die Mitarbeiterin sicher. „Anfangs haben wir uns gefragt, ob wir etwas falsch machen“, sagt die Backwaren-Verkäuferin in dem Laden am Eingang der Bahnstation. Doch weil alle Kioske dieselbe Erfahrung machten, sei klar, dass die Baustelle die Menschen fernhalte.
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Baustelle in der Hamburger City: Maßnahmen am Berliner Tor dauern noch bis 2028
Dazu kommt: Die Situation wird sich vorerst nicht bessern. Der Rückbau der provisorischen Fußgängerüberführung sei für Ende 2024 bis Anfang 2025 vorgesehen, heißt es von der Bahn auf Abendblatt-Anfrage. Aufzüge, die bisher an den S-Bahn-Gleisen komplett fehlen, werden erst ab 2027 gebaut. Und die Bauarbeiten vor dem Bahnhof, mit einem Meer von rot-weißen Absperrungen, werden erst 2028 beendet sein.