Hamburg. Bahn- und Autofahrer sind von Umbau an zentralem Knotenpunkt genervt. Berliner Tor gleicht derzeit Labyrinth – und das noch lange.

Eine Frau mit Kind auf dem Arm steht am S-Bahn-Gleis am Berliner Tor. „Das ist schon heftig hier mit den Treppen“, sagt die Hamburg-Besucherin mit Blick darauf, dass Aufzüge an dem Bahnhof derzeit Mangelware sind. Und sich an der Station zurechtzufinden sei auch nicht gerade leicht, ergänzt die Oldenburgerin, die gerade ihren Vater zum Flughafen gebracht hat, deshalb der Ausflug in die Hansestadt. „Er ist nicht so gut zu Fuß. Wenn wir hier hätten umsteigen müssen, wäre das wohl kaum machbar gewesen.“

Einer der wichtigsten und größten U- und S-Bahnhöfe der Stadt ist seit Langem im Umbau, sogar schon länger als eigentlich geplant – und so gar nicht barrierefrei. Im Gegenteil, die S-Bahn-Gleise sind ausschließlich über Treppen erreichbar, Aufzüge fehlen. Dazu kommt: eine Holzbrücke, die wirkt wie ein Provisorium, hier aber schon seit Jahren steht und die Bahngäste mit ihren steilen Treppen zum Schwitzen bringt. Sie ist für alle Besucher ein Ärgernis. „Ein Sauerstoffzelt“, ruft ein junger, eigentlich fit aussehender Mann, als er oben ist. „Fünf Minuten Pause“, wünscht sich ein anderer aus einer Gruppe von Jugendlichen, als sie den Aufstieg geschafft haben.

Berliner Tor in Hamburg: Baustelle behindert S-Bahn-Fahrgäste noch lange

Und jetzt kommen auch noch Maßnahmen auf den Straßen rund um das zentral gelegene Berliner Tor hinzu. Es geht um das Areal an der Berlinertordammbrücke, die die Stadtteile St. Georg, Borgfelde und Hammerbrook begrenzt – und die derzeit ein Flaschenhals ist. Denn die Brücke wird in zwei Bauabschnitten abgebrochen.

Baustelle Berliner Tor
Die provisorische Holztreppe am Berliner Tor ist steil, dunkel und für viele Menschen ein unüberwindbares Hindernis. © privat | Privat

Vollsperrungen sind in der Gegend, deren Namen an den einstigen Durchlass im Festungswall rund um Hamburg erinnert, nun immer wieder möglich. Auch die Händler und Kioske leiden massiv unter den Beeinträchtigungen. Ihre Umsätze sind eingebrochen, denn wer kann, meidet die Gegend.

Berliner Tor: Umleitungen und Absperrungen in der Hamburger City an der Tagesordnung

Schließlich gleicht das Areal einem Labyrinth. Im Wirrwarr von Absperrungen und Umleitungen schauen sich etliche Besucher Hilfe suchend um. „Wo geht es hier zum Gleis 1?“, fragt ein Fahrgast, mit Frau und Nachwuchs im Schlepptau, die schon unruhig werden.

Die Baustelle am Berliner Tor: Hier bauen jetzt Stadt und Bahn parallel am zentralen Knotenpunkt in Hamburg. Sperrungen und Umleitungen behindern den Verkehr.
Die Baustelle am Berliner Tor: Hier bauen jetzt Stadt und Bahn parallel am zentralen Knotenpunkt in Hamburg. Sperrungen und Umleitungen behindern den Verkehr. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Wenn ich von hier zum Marienkrankenhaus muss, brauche ich eine Viertelstunde, früher war das eine Sache von zwei Minuten“, sagt Taxifahrer Frank Haufe, der auf dem Parkstreifen vor dem S-Bahnhof steht und auf die Absperrungen zeigt. „Bauarbeiter sehe ich hier selten, nur diese rot-weißen Absperrbaken scheint die Stadt in Massen zu haben“, sagt er genervt.

Verkehr Hamburg: Maßnahmen in der Gegend am Berliner Tor noch mehrere Jahre

Das Schlimme: Beide Maßnahmen werden die Hamburger noch lange ertragen müssen. Die Arbeiten an der Berlinertordammbrücke sollen nach Aussage des zuständigen Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) erst Ende 2028 beendet sein.

Und auch die Bahn baut noch eine ganze Weile am Berliner Tor, das Nutzer auf Social Media schon „Berliner Torture“ (übersetzt: Berliner Folter) getauft haben, und als „Albtraum“, „heruntergekommen, abenteuerlich“ oder „Katastrophe“ bezeichnen. „Wir sorgen am Berliner Tor für eine leistungsstarke und moderne Schieneninfrastruktur“, heißt es hingegen beschwichtigend von der Deutschen Bahn. Dazu würden auch die Eisenbahnbrücken an dem wichtigen Knotenpunkt im Hamburger Verkehr erneuert. Eigentlich sollten die Arbeiten längst beendet sein.

Bahnstation in Hamburg: Direkter Zugang zum Gleis lässt auf sich warten

Der Rückbau der provisorischen Fußgängerüberführung sei für Ende 2024 bis Anfang 2025 vorgesehen, heißt es nun von der Bahn auf Abendblatt-Anfrage. Dann sei wieder ein direkter Zugang zum Bahnsteig der S2 möglich.

Baustelle Berliner Tor
Treppensteigen und Wagen schleppen: Die S-Bahn-Station Berliner Tor wird noch länger mit provisorischer Holztreppe anstatt mit Aufzügen ausgestattet sein. © privat | Privat

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Die Situation, dass Menschen mit Kinderwagen oder weniger fitte Fahrgäste an der Station verzweifeln, wird aber noch länger andauern. Denn der barrierefreie Ausbau der Station ist erst nach Erneuerung der Straßenbrücke Berlinertordamm vorgesehen, heißt es von der Bahn. Start sei voraussichtlich 2026/2027. Erst nach Abschluss dieser Maßnahmen seien alle S-Bahn-Steige dann barrierefrei per Aufzug erreichbar.