Hamburg. Auf der A7 kam es am Donnerstag zum folgenschweren Unfall. Rettungseinsatz verlief nach einem besonderen Plan. Spuren wieder frei.
Der folgenschwere Unfall, der sich am Donnerstagmorgen um 9.30 Uhr im Elbtunnel ereignete, könnte durch eine Erkrankung verursacht worden sein. Die Polizei Hamburg beschlagnahmte den Führerschein der Fahrerin des Unfallautos und ließ ihr eine Blutprobe entnehmen. Sie hatte zuvor ausgesagt, dass sie sich nicht an den Unfall erinnern könne.
Bei der Unfallaufnahme hatte sich zuvor herausgestellt, dass es zwei Unfälle gab. So sei die Unfallverursacherin zunächst mit ihrem Fahrzeug auf ein anderes Auto aufgefahren. Danach sei sie weitergefahren, habe einen weiteren Unfall verursacht, bei dem die Fahrzeuge in Brand gerieten.
Autos brennen nach schwerem Unfall im Elbtunnel – wie die Feuerwehr Hamburg vorging
So kam es zu dem Großeinsatz der Feuerwehr Hamburg. Denn Tunnelbrände gelten als besonders gefährlich und schwer zu bekämpfen. Große Gefahr geht bei so einem Brand für die Menschen im Tunnel nicht nur durch Hitze und Flammen, sondern vor allem durch die Rauchentwicklung aus.
„Die Wasserversorgung ist schwierig. Die Hitze ist besonders hoch. Alle Einsatzkräfte im Tunnel müssen unter Pressluftatmer arbeiten“, so ein Feuerwehrsprecher. Deshalb werden im Fall eines Feuers auch vier Löschzüge der Berufsfeuerwehr alarmiert. Die Fahrzeuge fahren von beiden Seiten an. Der hohe Personaleinsatz ist den schwierigen Bedingungen bei der Brandbekämpfung geschuldet.
Zuerst ist die Tunnelfeuerwehr am Einsatzort. Sie ist an drei sogenannten Portalwachen angesiedelt, die für den Elbtunnel, aber auch die neuen Tunnel im Zuge des Deckels über die A7 zuständig sind. Eine der Wachen ist südlich des Tunnels in Waltershof. Die zweite Wache am Elbtunnel liegt direkt an der Anschlussstelle Othmarschen.
Hamburgs Tunnelfeuerwehr verfügt über Spezialfahrzeuge
Dort verfügen die Einsatzkräfte über speziell für den Einsatz in einem Tunnel ausgerüstete Fahrzeuge. Bei ihnen ist auf der Stoßstange vorn ein Werfer angebracht, mit dem bis zu 1200 Liter Wasser oder auch Schaum bis zu 70 Meter weit geschleudert werden können.
Direkt am Gerät gibt es eine Wärmebildkamera, die Bilder auf den Bildschirm im Fahrzeug sendet. So können die Einsatzkräfte noch beim Heranfahren an ein brennendes Fahrzeug im Tunnel mit dem Löschen beginnen und auch bei dichtem Rauch „sehen“.
Die Fahrzeuge selbst sind 20 Zentimeter schmaler als normale Einsatzfahrzeuge dieser Größe. So kommen sie besser durch. Die Besatzung besteht aus drei Feuerwehrleuten, die alle, selbst der Fahrer, Atemschutzgeräte an ihren Sitzen haben.
Für den Elbtunnel gibt es ein ausgeklügeltes bauliches Sicherheitskonzept. Fahrzeuginsassen bekommen im Ernstfall direkt aus der Elbtunnelleitzentrale, aus der über Videokameras der Tunnelbereich und die Zufahrten lückenlos überwacht werden, via Lautsprecher ihre Anweisungen. Fahrzeuge vor dem brennenden Fahrzeug sollen aus dem Tunnel fahren. Insassen, die in Fahrzeugen hinter dem Brandort sind, müssen ihre Fahrzeuge verlassen.
Notausgänge im Elbtunnel führen zu Nachbarröhre
In den drei alten Elbtunnelröhren, die von 2007 bis 2009 aufwendig saniert und auf den neusten Sicherheitsstand gebracht wurden, gibt es mindestens alle 520 Meter einen Notausgang. In der neuen, vierten Röhre, die 2002 für den Verkehr freigegeben wurde, sind die Notausgänge maximal 860 Meter voneinander entfernt. Die Notausgänge führen zu der Nachbarröhre, die bei einem Brand rauchfrei ist.
Besonders lang sind die unterirdischen Fluchtwege, die von der vierten Elbtunnelröhre aus zu erreichen sind, da die neue Elbtunnelröhre bis zu 90 Meter entfernt von der Nachbarröhre verläuft. Einige Notausgänge führen auch direkt ins Freie.
Zudem sind in den Röhren alle 100 Meter Wandhydranten angebracht. Dort gibt es auch Telefone, über die man die Elbtunnelleitzentrale erreichen kann.
Im Hamburger Elbtunnel brannte es bereits mehrmals
Der Elbtunnel verfügt über ein Absauganlage, über die Rauch und Hitze aus der von einem Brand betroffenen Röhre gesaugt werden. Sie schafft bis zu 300 Kubikmeter Luft pro Sekunde. Dabei entsteht ein Wind mit bis zu 36 Kilometern pro Stunde.
In der Vergangenheit gab es bereits mehrfach Brände im Elbtunnel. Im Mai 2020 ging im Zufahrtsbereich der zweiten Elbtunnelröhre ein Kleinbus in Flammen auf. Die beiden Insassen retteten sich unverletzt. Im Dezember 2015 brannte eine Sattelzugmaschine in der jetzt auch vom Feuer betroffenen östlichen Elbtunnelröhre. Auch in dem Fall konnte sich der Fahrer, wie auch die Insassen der hinter ihm stehenden Fahrzeuge, unverletzt in Sicherheit bringen.
Ende März 2011 brannte in der neusten Röhre ein Lastwagen. Damals wurden 150 Menschen aus dem Tunnel geholt. Es gab zwei Verletzte, von denen einer eine Rauchvergiftung, der andere Kreislaufprobleme hatte.
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Am Donnerstag wurden bei dem Feuer sechs Menschen, darunter ein Kind, leicht verletzt. 56 Menschen, darunter die drei Insassen der an den beiden Unfällen beteiligten Fahrzeuge, wurden von der Feuerwehr, die mit 135 Einsatzkräften vor Ort war, versorgt.
Um 11.11 Uhr war für die Feuerwehr der Einsatz beendet. Am Elbtunnel, der zunächst komplett, dann nur noch in Richtung Norden gesperrt wurde, kam es den ganzen Tag über zu Behinderungen. Zwar konnte bis 14.50 Uhr in beiden Röhren Richtung Norden jeweils ein Fahrstreifen freigegeben werden. Die genauen Schäden standen zunächst aber nicht fest.
Am Donnerstagnachmittag hieß es, dass eine für die Nacht zum Freitag geplante Sperrung der zweiten Elbtunnelröhre für Wartungsarbeiten nicht stattfindet. Dafür sollte die von dem Brand betroffene erste Röhre gesperrt werden, um Schäden an der Fahrbahndecke zu reparieren. Damit stand in der Nacht nur eine Fahrspur in Richtung Norden zur Verfügung. Am Freitagmorgen konnten alle drei Spuren in Richtung Norden wieder frei gegeben werden.