Hamburg. Lisa Marie Erkalp und Gerd Imholz wollen als CDU-Abgeordnete in die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte einziehen. Was sie antreibt.
Lisa Marie Erkalp und Gerhard Imholz haben gleich mehrere Gemeinsamkeiten: Die beiden sind tief in Billstedt verwurzelt und treten für die CDU bei der Wahl zur Bezirksversammlung in Hamburg-Mitte am kommenden Sonntag (9. Juni) an.
Und sie sind beide am 13. November geboren – allerdings nicht im selben Jahr. Zwischen der 19-jährigen Abiturientin und dem 86-jährigen Rentner liegen 67 Jahre Altersunterschied. Damit ist Lisa Marie Erkalp die jüngste Spitzenkandidatin und Gerd Imholz der älteste Spitzenkandidat aller Parteien im Bezirk Hamburg-Mitte.
Hamburg-Billstedt: Lisa Marie Erkalp und Gerd Imholz treten für die CDU an
Das Abendblatt hat die beiden kurz vor der Bezirkswahl besucht. Imholz empfängt in seinem Reihenhaus zum Gespräch. Im Eingangsbereich steht ein Plakat mit seinem Konterfei und dem Slogan „Aufschwung für Billstedt.“
Im lichtdurchfluteten Wohnzimmer mit Blick in den Garten wartet auch schon Erkalp, die als Spitzenkandidatin im Wahlkreis Billstedt-Süd antritt, während der Hausherr auf Listenplatz eins der Christdemokraten für Billstedt-Nord nominiert ist. Seit 17 Jahren ist der ehemalige Speditionskaufmann Mitglied der Partei – und „im Regionalausschuss Billstedt konnte ich schon viel für den Stadtteil bewirken“.
Doch jetzt, mit Mitte 80, möchte er mehr. Er will Abgeordneter werden. „Ich bin fit und kann in der Bezirksversammlung im Sinne der Bürger noch mehr Einfluss auf Entscheidungen nehmen. Dabei liegt mir vor allen Dingen das Thema Verkehr am Herzen.“ Um für sich zu werben, hat der Vater einer 59-jährigen Tochter 5000 Mini-Broschüren drucken lassen.
Billstedt: 86-jähriger CDU-Mann setzt sich für Parkplätze und Sicherheit ein
Darin ist zu lesen, dass sich Imholz gegen „zusätzliche gebührenpflichtige Anwohner-Parkzonen“ und die „Wiederherstellung aller vernichteten Parkplätze in Billstedt einsetzt“. Auch das Thema Sicherheit liegt ihm am Herzen: „Wir haben in Billstedt eine hohe Kriminalitätsquote, brauchen mehr Polizeipräsenz vor Ort.“
Dem stimmt Lisa Marie Erkalp zu, der aber auch Dinge wie „mangelnde Ärzteversorgung und eine stärkere Betreuung von Kindern und Jugendlichen durch Straßensozialarbeiter“ wichtig sind. „Durch meinen Vater bin ich früh mit der Politik in Berührung gekommen und war manchmal auch genervt, dass es immer um dieses Thema ging. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mich das doch interessiert. Im vergangenen Jahr bin ich in die Partei eingetreten.“
19 und 86 Jahre alt – Kandidaten „haben ziemlich ähnliche Ansichten“
Ihr Vater ist David Erkalp, ein langjähriger Bürgerschaftsabgeordneter der CDU, der seit 2006 bereits Vorsitzender vom Ortsverband Billstedt ist. Seine Tochter sagt: „Wer etwas für die Gesellschaft bewirken möchte, der muss sich engagieren. Ich habe damit als Mitglied der Schülervertretung bei mir an der Wichern-Schule angefangen.“
Und haben die beiden Kandidaten Kontroversen? Lisa Marie Erkalp und Gerd Imholz halten einen Moment inne, als Erstes ergreift die 19-Jährige das Wort und sagt: „Nein, wir haben ziemlich ähnliche Ansichten.“
Bezirkswahlen 2024: 67 Jahre Altersunterschied und im Wahlkampf im Doppelpack
Die beiden treten im Doppelpack im Straßenwahlkampf auf, verteilen vor Edeka in der Großwohnsiedlung Mümmelmannsberg oder an anderen öffentlichen Plätzen im Stadtteil ihre Flyer. „Wir bekommen auch direkt gesagt, wo der Schuh drückt – zum Beispiel werden Themen wie Sauberkeit oder eben Sicherheit von den Bürgern angesprochen“, berichtet Imholz, der ein begeisterter Hobbymusiker war und in den 60er-Jahren die Mama Betty’s Skiffle Group gründete.
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In der Band war der Spitzenkandidat als Sänger und Waschbrett-Spieler aktiv. Und bis zur Auflösung Mitte der 70er-Jahre war er der Manager der Band. Später hat er Künstler für Veranstaltungen organisiert. In seinem Arbeitszimmer ist Imholz auf Fotos mit Schlagerstars wie Peter Kraus, den Weather Girls, den Wildecker Herzbuben oder Roberto Blanco zu sehen.
Für CDU-Frau (19) ist der Vater das Vorbild, für 86-Jährigen Franz Josef Strauß
Beide treten nicht gerade in CDU-Hochburgen an: „Deshalb bin ich auch viel an Wahlkampfständen vor Ort präsent. Ich möchte das Vertrauen der Bürger vor Ort gewinnen, damit sie mir ihre fünf Stimmen am 9. Juni geben“, sagt Erkalp.
Das hofft auch Imholz, der sich seit Jahren ehrenamtlich im Stadtteil engagiert, zum Beispiel im Beirat Billstedt Horn und am runden Tisch der Kirchengemeinde „Kirche ohne Turm“. Eine wichtige Beraterin ist seine Frau Ingrid, die beiden feiern in diesem Jahr ihren 60. Hochzeitstag.
Zum Schluss sind die beiden dann doch mal nicht einer Meinung. Es geht um politische Vorbilder. Lisa Marie Erkalp nennt ihren Vater David Erkalp, Gerd Imholz den CSU-Politiker und langjährigen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.