Hamburg. Naturschutzbund teilt die Begeisterung für die beliebte Großveranstaltung nicht. Wie die Wirtschaftsbehörde auf die Kritik reagiert.
Bei Malte Siegert hält sich die Freude über den 835. Hafengeburtstag – vorsichtig formuliert – in Grenzen. Der Vorsitzende des Nabu Hamburg macht keinen Hehl daraus, dass er die beliebte Großveranstaltung in der aktuellen Form für nicht mehr zeitgemäß hält. Der Senat hat in den Augen der Umweltschützer eine große Chance vertan.
„Der Hafengeburtstag wäre aufgrund seiner Dimension eine Chance für nachhaltige Veranstaltungen und ein tolles Schaufenster für Innovationen in der Schifffahrt. Neben den alten Traditionsseglern ließe sich zum Beispiel zeigen, wie die Nutzung des Windes auch in der modernen Schifffahrt Kraftstoffverbräuche senken und den Ausstoß an Schadstoffen minimieren kann“, sagt Siegert.
Hafengeburtstag 2024: Nabu kritisiert Schlepperballett und Feuerwerk
Ein Großteil der rund 250 Schiffe wird mit fossilen Antriebsstoffen auf der Elbe unterwegs sein. Darunter sind auch viele Kreuzfahrtschiffe, die nach Hamburg kommen. Zudem gibt es auch in diesem Jahr das bei den Besucherinnen und Besuchern beliebte Schlepperballett – am Sonnabend um 17.45 Uhr.
Mit dieser Art der maritimen Unterhaltung kann der Nabu allerdings nichts anfangen. „Jetzt drehen sich wieder ein paar Kreuzfahrer und bis zu 3000-PS starke Schlepper lustig im Kreis und verballern sinnlos fossilen Treibstoff. Das ist unkreativ, unambitioniert und leider auch unlogisch, weil noch vor wenigen Monaten Politik und Verwaltung die Öffentlichkeit beschworen haben, sorgsam mit den teuren Ressourcen umzugehen und Energie – wo immer möglich – zu sparen“, so Siegert. „Tatsächlich brauchen wir leider dauerhaft mehr Suffizienz statt sorgloser Hafensause.“
Hafengeburtstag 2024: Nabu fordert, Feuerwerk durch digitale Variante zu ersetzen
Die Kritik der Naturschützer richtet sich vor allem gegen den Senat, der den Hafengeburtstag jedes Jahr als touristischen Höhepunkt feiert. „Als ob es keinen Ukraine-Krieg, keine Debatte um Energieknappheit und keine Klimakrise gäbe, wird der Hafengeburtstag jedoch nach dem bekannten Muster ablaufen. Das ist für eine Stadt, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt und im Herbst 2024 Gastgeber der globalen Nachhaltigkeitskonferenz ‚Hamburg Sustainable Conference‘ sein wird, einfach zu wenig“, kritisiert Siegert.
Hinzu kommt, dass in diesem Jahr am Freitagabend wieder ein großes Feuerwerk im Hamburger Hafen gezündet wird. Da ist es für den Nabu auch nur ein schwacher Trost, dass die Veranstalter am Sonnabend auf eine große Drohnenshow setzen. Der Nabu fordert seit Jahren, das traditionelle Feuerwerk durch eine digitale Variante zu ersetzen. Feuerwerke – so die Naturschützer – sorgen für eine erhöhte Feinstaubbelastung und stören die Tierwelt, gerade jetzt in der sensiblen Vogelbrutzeit.
- Hafengeburtstag: Das sind die Highlights eines Kapitäns
- Hafengeburtstag: So viel kosten Pommes, Dosenwerfen und Co.
- Hafengeburtstag: Anreise-Tipps, Sperrungen und Wetter
Hafengeburtstag: Wirtschaftsbehörde weist Kritik zurück – Nachhaltigkeit spiele wichtige Rolle
Die für den Hafengeburtstag zuständige Behörde für Wirtschaft und Innovation hat die Kritik der Naturschützer vernommen, kann diese aber nur bedingt verstehen. „Es kommen Gäste aus der ganzen Welt, die ein positives Bild von Hamburg mit in ihre Heimat nehmen“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem Abendblatt.
Für die Stadt und die zahlreichen Akteure, die den Hafengeburtstag zu einem Erlebnis machen, spiele Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. „Hamburg ist beispielsweise Vorreiter bei der Landstromversorgung von Schiffen und verfolgt nachhaltige Alternativen und Ergänzungen zu Feuerwerken“, heißt es vonseiten der Wirtschaftsbehörde. „Ziel ist es, den Hafengeburtstag auf allen Ebenen weiterzuentwickeln. Das betrifft insbesondere auch Nachhaltigkeitsaspekte.“