Hamburg. Clubsterben, Streit um Lärm: Neue Stelle für Stadtteil St. Pauli soll zwischen Parteien vermitteln. Wer diese ab Mai übernimmt.
Zugemüllte Seitenstraßen, Nachtclubs in der Krise und Konflikte zwischen Gastronomie und Anwohnern: Zuletzt gab es auf St. Pauli vermehrt Streit um Lärmbelastung, auch die Situation der Clubs auf dem Hamburger Kiez ist schwierig.
Deswegen beschloss die Bezirksversammlung im März die Förderung einer neuen Stelle mit 40.000 Euro. Nun ist der Bewerbungsprozess abgeschlossen. Ab Mai tritt damit Hamburgs erster Nachtbeauftragter, Sascha Bartz, seinen neuen Job an.
St. Pauli: Hamburgs erster Nachtbeauftragter startet am 1. Mai
Der Nachtbeauftragte soll vor allem zwischen den verschiedenen Interessengruppen im Stadtteil vermitteln. Er ist Ansprechpartner für Anwohner, Clubs, Gastronomen, Künstler sowie Politik und Verwaltung.
Das Pilotprojekt ist zunächst auf sechs Monate ausgelegt. Laut Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) gab es drei Bewerbungen für diese Position. „Mit Sascha Bartz haben wir einen Nachtbeauftragten gefunden, der den Stadtteil bereits gut kennt“, so Neubauer.
Nachtbeauftragter „möchte mit den Menschen im Stadtteil arbeiten“
Bartz arbeitet nämlich seit 20 Jahren im Quartiersmanagement in der Neustadt, seit fünf Jahren zusätzlich auch auf St. Pauli. Dort habe er umfangreiche berufliche Erfahrung in der Moderation von Konflikten gesammelt und auch die Menschen vor Ort kennengelernt. Aus seinem Umfeld gab es viele Hinweise auf die Ausschreibung: „Wäre das nicht mal was für dich?“, habe es da mehrfach geheißen.
„Ich finde die Aufgabe unglaublich spannend und mich hat es gereizt, hier wirklich etwas verändern zu können. Ich möchte mit den Menschen im Stadtteil arbeiten, für die Menschen“, sagt Bartz. Der gebürtige Hamburger ist Familienvater und wohnt in Norderstedt. „Weil wir kleine Kinder haben, sind wir vor ein paar Jahren nach Schleswig-Holstein gezogen.“
Wegen seines Wohnorts und der nächtlichen Arbeitszeiten habe er anfangs Bedenken gehabt. Doch er sei ja Nachtbeauftragter und kein Nachtbürgermeister, müsse also nicht jeden Abend auf dem Kiez unterwegs sein, so Bartz.
Nachtbeauftragter will Mediator sein, kein Sheriff
Bartz betont, dass nicht alle Konflikte im Stadtteil kurzfristig gelöst werden können: „Man muss vielleicht auch erst mal einen Sommer miteinander arbeiten und gucken: Ist der Herr Nachtbeauftragte eher der Sheriff, der einem auf die Füße tritt? Oder ist das ein netter Kerl, mit dem ich auch mal reden kann?“, sagt der 46-Jährige.
Eine solche Art Sheriff will er nämlich nicht sein – obwohl das Aufzeigen von Grenzen auch zu seinem Job gehört. Zwar habe er als Nachtbeauftragter keine Weisungsbefugnis, zu diesem Zweck bestehe jedoch enger Kontakt mit einer Lenkungsgruppe, zu der unter anderem das Bezirksamt, die Polizei und die Stadtreinigung gehören.
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Vor allem aber sei er Ansprechpartner für die Menschen im Stadtteil. Vielen davon ist er durch seine Quartiersarbeit sowieso schon bekannt. Trotzdem ist eine Vorstellungsrunde geplant.
Ein Büro gibt es aufgrund der zeitlichen Begrenzung des Projekts noch nicht. Wenn sich die Position des Nachtbeauftragten langfristig bewährt, sei dies jedoch eine Option, so Bezirksamtsleiter Neubauer. Man wolle das Projekt fortlaufend evaluieren und möglicherweise verlängern – oder sogar auf andere Stadtteile ausweiten.
St. Pauli: Erster Nachtbeauftragter beginnt am 1. Mai
Zunächst konzentriert sich der neue Nachtbeauftragte auf die Paul-Roosen-Straße, später ist er auch für die Reeperbahn und ganz St. Pauli zuständig. Denn vor allem hier habe es laut Neubauer in den vergangenen Jahren die größte Beschwerdelage gegeben. Deshalb gab es hier bereits mehrere Mikro-Workshops, die das gemeinsame Miteinander stärken sollten. Ein Ergebnis: Kürzlich wurden in der Straße blaue Linien eingeführt, die die genehmigten Außengastronomieflächen kennzeichnen und die Gehwege freihalten sollen.
Auf der neuen Tagesordnung des Nachtbeauftragten stehen allerdings nicht nur Lärmkonflikte, sondern auch die Vermüllung von Straßen und das Cornern vor Kiosken. Das seien auch Themen, auf die man Bartz ansprechen kann, um gemeinsam Lösungswege zu überlegen. Seinem Amtsantritt am 1. Mai blickt Bartz optimistisch entgegen: „Ich bin gespannt und natürlich auch aufgeregt.“