Hamburg. Ricarda Belmar vermietet in Hamburg Ferienwohnungen. Jetzt ist ein einzigartiges Objekt in einem Ex-Bordell im Angebot.
- Ricarda Belmar ist Hotel- und Immobilien-Expertin
- Auf dem Hamburger Kiez baut sie Bordelle um
- Ihren Alltag teilt sie mit Tausenden Menschen bei Social Media
Eine geräumige Badewanne im Wohnzimmer, ein cooles Fahrrad als Tisch im Flur – in den Apartments von Ricarda Belmar sind Überraschungen an der Tagesordnung. Auch der Ausblick ist ungewöhnlich: Wer hier aus dem Fenster sieht, blickt direkt in die Herbertstraße, die Gasse, die sonst durch Absperrungen vor neugierigen Blicken geschützt ist.
In der verruchtesten Gegend auf dem Kiez hat Ricarda Belmar aus ungewöhnlichen Räumen exklusive Apartments für Gäste gestaltet. Die studierte Hotel-Diplom-Betriebswirtin ist in der Ferienvermietung aktiv und bietet gleich eine ganze Reihe an Objekten im Hamburger Vergnügungsviertel an, mit originellen Namen wie Ankerliebe und Lost in St. Pauli.
Hamburg: An der Davidstraße ist ein XXL-Apartment entstanden
Die Buchungslage ist top. Bei jungen Leuten in Feierlaune, aber auch bei Geschäftsleuten und Familien seien die Zimmer begehrt. Wegen der großen Nachfrage ist jetzt ein neues XXL-Apartment für rund 14 Gäste dazugekommen, zum Beispiel für Junggesellenabschiede oder Firmenevents. Die Umbauarbeiten im Haus mit der Adresse Davidstraße 14 sind beendet, passend zur Gegend ist das neue Objekt in einem ehemaligen Bordell entstanden.
Die neue Bleibe hat Atmosphäre. Die großen Fenster und der Stuck an den Decken sind geblieben, die pinkfarbenen Wände des ehemaligen Puffs aber mussten weichen.
XXL-Apartment in Hamburg: Das bietet die Wohnung auf St. Pauli
Nicht nur Zimmer mit insgesamt 14 Betten, auch ein Raum zum Kochen und Klönen, eine Bar und einen Kicker bietet Ricarda Belmar den Gästen hier. Ab 800 Euro kostet eine Nacht.
„Ich war einen Kaffee trinken und habe von den Räumen gehört“, sagt Ricarda Belmar über den Zufall, der sie auf ihre neueste Immobilie brachte. „Da wird ein Bordell frei“, hieß es, und die gut vernetzte Geschäftsfrau schlug zu. Mitte des Jahres begann sie, die oberen Geschosse umzubauen.
Im Hamburger Vergnügungsviertel wird auf den Immobilienmix geachtet
Zwar soll die Zahl der Hotels auf St. Pauli nicht mehr zunehmen, damit die Gegend mit ihrer gewachsenen Clubkultur nicht von Investoren bedroht wird. Doch da hier zuvor ein Bordell betrieben wurde, war die Sache mit der Genehmigung für die Zimmer an der Davidstraße ganz einfach.
„Die gewerbliche Vermietung bestand schon vorher, daher brauchte ich keine Wohnraumschutznummer“, sagt Ricarda Belmar über die Umnutzung, der im Falle von privaten Wohnungen, die an Feriengäste vermietet werden, sonst die Behörden zustimmen müssen. „Es war vorher ja auch ein Übernachtungsbetrieb, jetzt werden die Betten nur anders genutzt“, fasst die Geschäftsfrau die Fragen der Bürokratie mit einem Augenzwinkern zusammen.
Hamburger Kiez: Ricarda Belmars Eltern hatten ein Hotel auf St. Pauli
Bereits seit ihrer Jugend ist die Hamburgerin in der Vermietung an Touristen auf dem Kiez aktiv. Schon ihre Eltern betrieben auf St. Pauli ein Hostel. Anlass für die Tochter, selbst eine Ausbildung in der Branche zu absolvieren. Dann folgte ein Studium, parallel kümmerte sich die 33-Jährige stets weiterhin um die Gäste. Zwölf-Stunden-Tage waren und sind dabei keine Seltenheit.
Wer jahrelang Apartments in dem nicht ungefährlichen Ausgehviertel vermietet, sammelt so seine Erfahrungen. Ricarda Belmar weiß inzwischen auch, wer das Zimmer gebucht hatte, wenn sie die Räumlichkeiten nach dem Check-out betritt. „Dänen ziehen immer alle Stecker raus, Franzosen finden den ersten Stock nicht, weil ihre Etagen anderes bezeichnet werden“, schildert die Unternehmerin ihre Beobachtungen lachend.
Ferienwohnung im Partyviertel: Touristen zahlen eine Kaution
Zerstörtes Mobiliar, Schmutz und Schmierereien – solche Bedenken, die Vermietern auf der Partyhochburg wohl schnell kommen, zerstreut Ricarda Belmar: „Die Gäste zahlen beispielsweise für das neue XXL-Apartment 300 Euro Kaution.“ Da achteten die Kunden schon darauf, möglichst wenige Schäden zu hinterlassen. Dennoch sei in den Zimmern oft nichts mehr an seinem Platz, wenn sich junge Männer eingemietet hätten, weibliche Gäste dagegen hinterließen „überall Make-up“.
Ricarda Belmars größter Wunsch ist es, einmal eine Wohnung für Menschen im Rollstuhl anbieten zu können. Dass Zimmer in den Altbauten auf St. Pauli meist nicht barrierefrei und nur über Treppen zu erreichen sind, findet die Gastgeberin schade, eine Absage aus solchen Gründen sei immer traurig. „Aber ich arbeite daran“, verspricht sie.
St. Pauli: Ricarda Belmar präsentiert sich und ihre Wohnungen auf Insta und Tiktok
Da Ricarda Belmar schon als Kind durch die Gegend stromerte und als Kennerin des Kiezes viele lustige, skurrile und persönliche Geschichten zu erzählen hat, ist sie mittlerweile nicht nur als Vermieterin, sondern auch als Influencerin aktiv. Sie hat inzwischen mehr als 35.000 Follower auf Instagram gewonnen, auch auf Tiktok ist die Frau mit den Tattoos keine Unbekannte.
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Diese neue Prominenz will die Mutter einer Tochter auch für den Betrieb nutzen: Die Leute sollen direkt über ihre Seite in dem sozialen Netzwerk auf ihre Apartments stoßen und nicht über Buchungsportale, „denn die kassieren richtig viel Provision, die man den Gästen ja ersparen kann“. Bei vielen Buchungen kämen sonst schnell mehrere 100 Euro an zusätzlichen Gebühren zusammen.