Hamburg. Ob Klamottengeschäft oder Café: Betreiber berichten, was bei ihnen alles gestohlen wird. Dabei erleben sie überraschende Dinge.

„Klauen ist echt uncool“: Mit einem emotionalen Statement wendet sich Janine Werth vom Concept-Store Werte Freunde am Großen Burstah in der Hamburger Innenstadt per Instagram-Post an ihre Follower. Und sie ist nicht die einzige Geschäftsfrau, die es mit dreisten Ladendieben zu tun hat.

„Im Einzelhandel wird leider geklaut. Das ist nichts Neues. Leider“, schreibt Janine Werth von Werte Freunde. Dem Abendblatt erzählt sie, was sie zu dem Post veranlasst hat – und wie dreist die Diebe im Einzelhandel vorgehen: „Ich stelle Dinge auf, und schon nach ein paar Stunden fehlt alles. Das ist unfassbar.“

Diebstahl in Hamburg: „Diese Woche wurde ordentlich zugeschlagen“

Momentan haben es die Kriminellen in ihrem Laden vor allem auf eine bestimmte Beauty-Linie abgesehen. „Jede Woche fehlt hier irgendwas, und diese Woche wurde echt ordentlich zugeschlagen. Am Montag wurden sechs Produkte auf einmal geklaut. Und Mittwoch wieder zwei Produkte. Von unseren eigenen Make-up-Pinseln, die wir zum Schminken am Schminktisch zur Verfügung stellen, sind auch nur noch ein paar wenige vorhanden“, berichtet Janine Werth auf Instagram.

Sie hat festgestellt, dass es nicht bestimmte Gruppen oder Klau-Banden sind, die Dinge mitgehen lassen. Ihre erstaunliche Erkenntnis: „Man ist doch überrascht, dass über alle Schichten hinweg geklaut wird.“ Besonders enttäuschend findet sie: „Das kann sogar mein Stammpublikum sein.“

„Man ist doch überrascht, dass über alle Schichten hinweg geklaut wird“

Janine Werth vermutet, dass die Zahl der Ladendiebstähle sogar zugenommen hat. „Die Leute haben weniger Geld für Luxusgüter zur Verfügung, und vielleicht mag man auf manches nicht verzichten und greift dann zu.“ Mit ihrer Vermutung liegt sie richtig. Händler berichten von Verlusten von bis zu 10.000 Euro im Monat und so vielen Diebstählen „wie noch nie“.

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Für ihr kleines Geschäft aber können solche Diebstähle existenzbedrohend sein. In ihrem Post wendet sie sich direkt an die Diebe mit einem Appell: „Diese Worte gehen nun direkt an dich/euch. Bitte lass/t das!! Wir können das finanziell nicht so leicht verzeihen. Wir sind ein kleines Unternehmen und müssen uns alles hart erarbeiten. So ein unverschämtes Verhalten ruiniert den kleinen Einzelhandel.“

Diebstahl Hamburg: Die Leute klauen Klopapier und sogar Tische aus dem Café

Die Inhaberin von Werte Freunde ist nicht die einzige, die sich über gestohlene Ware ärgert. Auf ihren Post hin meldeten sich viele weitere Hamburger Unternehmer und Unternehmerinnen.

Auch die Inhaberin von Studio Liv mit Filialen am Eppendorfer Weg in Hoheluft-West und in Lüneburg ist wütend und beschreibt sogar eine Verfolgungsjagd: „...habe in Lüneburg mal jemanden erwischt und den Typen über die Dächer Lüneburgs verfolgt und dann aber der Polizei stellen können. Das war eine wilde Verfolgungsjagd, aber ich denke und hoffe, dass er nach meiner Ansage nie wieder irgendwo (!) klauen wird.“

Katrin Koch vom Café Kropka am Eppendorfer Weg in Hoheluft-West. Auch dort wird viel geklaut – vom Klopapierhalter bis zum Außentisch (Archivaufnahme).
Katrin Koch vom Café Kropka am Eppendorfer Weg in Hoheluft-West. Auch dort wird viel geklaut – vom Klopapierhalter bis zum Außentisch (Archivaufnahme). © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Das Café Kropka gleich nebenan am Eppendorfer Weg hatte es ebenfalls mit einem wirklich frechen Dieb zu tun: „Bei uns werden Toilettenpapierhalter abgeschraubt oder Rollen an Toilettenpapier geklaut“, heißt es in der Antwort auf den Instagram-Post. „Letzten Sommer hat jemand einen unserer Außentische mitgenommen.“

Und Eva Hückstädt vom Klamottenladen „Onerbrek“ auf Föhr berichtet davon, wie Eltern offenbar ihre Kinder gezielt einsetzen, um Sachen zu entwenden: „Am besten sind dann die Eltern, die beteuern, dass ihr Kind das noch nie gemacht hat und das Kind aber so professionell vorgegangen ist, dass man nur staunen kann.“ Doch von solchen Erlebnissen möchte sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie appelliert: „Trotzdem den Glauben an das Gute im Menschen nicht verlieren!“