Hamburg. Mehr als ein Jahr lang soll die Linie 3 durch die verkehrsberuhigte Marckmannstraße in Rothenburgsort fahren. Die Gründe.

Die Marckmannstraße in Rothenburgsort ist eine verkehrsberuhigte Straße mit Tempo 30. Einige Abschnitte sind besonders schmal und mit Pflastersteinen gepflastert. Neben Wohnhäusern gibt es hier einen großen Park, eine Grundschule, ein Betreutes Wohnen und eine Kita. So ruhig soll es künftig aber nicht bleiben. Denn vom 22. April an sollen die Busse der Linie 3 stadtauswärts mehr als ein Jahr lang durch die Marckmannstraße, die Parallelstraße der eigentlichen Route, geleitet werden.

Die Anwohner in dem Hamburger Stadtteil sind schon jetzt genervt: Sie kritisieren mangelnde Informationen, befürchten mehr Verkehr und sorgen sich, weil Parkplätze wegfallen. Und das, obwohl es eigentlich eine alternative Route gegeben hätte, sagt Anwohner Stefan Metekol.

Verkehr Hamburg: Anwohner in Rothenburgsort kritisieren Bus-Umleitung

Er wohnt seit mehr als 30 Jahren im Viertel. Der Wirtschaftsinformatiker und diesjährige SPD-Kandidat für den Wahlkreis 2 in Hamburg Mitte ärgert sich über die Handhabe des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) in Rothenburgsort.

Durch die verkehrsberuhigte Straße in Hamburg-Rothenburgsort soll ab dem 22. April der Busverkehr stadtauswärts geleitet werden.
Durch die verkehrsberuhigte Straße in Hamburg-Rothenburgsort soll ab dem 22. April der Busverkehr stadtauswärts geleitet werden. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Der LSBG hat trotz aller Kritik der Anwohnerinnen und Anwohner und der Institutionen entschieden, den Verkehr durch die Marckmannstraße zu leiten“, sagt Metekol. Das sei zum einen ein großes Sicherheitsrisiko für die Kinder, aber auch eine große Belastung für die Anwohnerinnen und Anwohner, so der 35-Jährige.

Rothenburgsort: Bisherige Bus-Route ist „dringend sanierungsbedürftig“

Die Umleitung des Verkehrs hat mehrere Gründe. Zum einen das Busbeschleunigungsprogramm der Linie 3. Das habe zum Ziel, „die Strecke für den ÖPNV zu ertüchtigen und die Bushaltestellen im Straßenzug zu erneuern sowie barrierefrei auszubauen“, sagt Henning Grabow, LSBG-Sprecher.

Zum anderen sei die normale Route des 3er-Busses entlang des Billhorner Röhrendamms, des Vierländer Damms und der Ausschläger Allee „aufgrund von Straßenschäden und der langen Nutzung in einem sehr schlechten Zustand, dringend sanierungsbedürftig und muss deshalb grundhaft erneuert werden“.

Auch Hamburg Wasser saniert zwei Trinkwasserleitungen. Die Arbeiten dazu sollen am 22. April starten – und bis Mai 2025 andauern, so der LSBG auf Anfrage. „Parallel zu diesen Arbeiten baut die Firma Colt Gasleitungen zurück und verlegt Telekommunikationsleitungen“, sagt Grabow. Ab Juli beginne der Landesbetrieb mit der Straßeninstandsetzung, die bis Ende 2025 gehen soll. So sollen Beeinträchtigungen während der Baumaßnahmen verringert und Maßnahmen effizient gebündelt werden, so der LSBG-Sprecher. Die Umleitung bestehe voraussichtlich bis Mai 2025.

Linie 3: In der Marckmannstraße werden drei Ersatzhaltestellen eingerichtet

Die eigentliche Route des 3er-Busses entlang der 1,5 kilometerlangen Hauptverkehrsachse soll durch die Umbauarbeiten stadteinwärts zur Einbahnstraße werden – die entsprechenden Haltestellen bleiben bestehen. Die Marckmannstraße werde zwischen Köhne- und Freihafenstraße stadtauswärts zur Einbahnstraße – drei Ersatzhaltestellen werden eingerichtet.

Die Route entlang des Billhorner Röhrendamms, des Vierländer Damms und der Ausschläger Allee wird stadteinwärts zur Einbahnstraße. Die Busse der Linie 3 werden stadtauswärts durch die Marckmannstraße geleitet.
Die Route entlang des Billhorner Röhrendamms, des Vierländer Damms und der Ausschläger Allee wird stadteinwärts zur Einbahnstraße. Die Busse der Linie 3 werden stadtauswärts durch die Marckmannstraße geleitet. © privat | Ingenieurbüro Münster GmbH/LSBG

Laut LSBG werden so die Wohngebiete, Schule, Kita und Co. besser abgedeckt – allerdings fallen dadurch auch 30 Parkplätze weg. Die aktuelle Parklage in Rothenburgsort sei bereits „äußerst prekär“, wie aus einem Antrag von SPD-, CDU- und FDP-Bezirksfraktionen im Januar hervorgeht.

Verkehr Hamburg: Warum Behörde sich gegen alternative Route entschieden hat

In einer zweiten vom LSBG erarbeiteten Variante würden die Busse nicht durch das Wohngebiet, sondern weiter südlich fahren – über den Billwerder Neuer Deich und den Ausschläger Elbdeich. Hier würden zehn Möglichkeiten zum Parken wegfallen. Viele Anwohner präferierten diese Variante, der Landesbetrieb entschied sich anders.

Der Grund: „Die Marckmannstraße bietet als einzige die Möglichkeit einer quartiersnahen Erschließung durch den ÖPNV, um möglichst vielen Menschen einen fußläufig erreichbaren ÖPNV-Zugang zu gewährleisten“, so Grabow.

Rothenburgsort: Wohnquartiere sollen „nicht vom ÖPNV abgeschnitten werden“

In dem von den Bauarbeiten betroffenem Straßenzug gebe es allein acht Haltepunkte, für die eine Alternative geschaffen werden müsse, so Grabow. Kurzum: „Die Quartiere und deren Anwohnerinnen und Anwohner sollen nicht vom ÖPNV abgeschnitten werden.“ Die zweite Variante würde laut LSBG „für mobilitätseingeschränkte und ältere Menschen eine schlechtere Erreichbarkeit der Haltestellen des ÖPNV mit sich bringen“.

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Grabow versichert aber auch: „Die Marckmannstraße bleibt grundsätzlich ohnehin eine verkehrsberuhigte Straße.“ Durch die Einbahnstraßenregelung könne die zu Schulzeiten teilweise ungeordnete Situation sogar entspannt werden, sagt der LSBG-Sprecher.

Rothenburgsort: Parkraum wird neu geordnet, Kfz-Verkehr großzügig umgeleitet

Denn für die Bauzeit wurde vereinbart, „dass keine zusätzlichen Parkmöglichkeiten für Eltern zum Bringen und Abholen ihrer Kinder im Billhorner Deich eingerichtet werden, da diese ‚Elterntaxis‘ nach Rücksprache mit der Polizei die Verkehrssicherheit beeinträchtigen können“, sagt Grabow.

Die vorhandenen Parkplätze für Anwohner würden in Einbahnstraßenrichtung neu geordnet. „Der Anlieger-Kfz-Verkehr wird stadtauswärts über Parallelstraßen, zum Beispiel über Billwerder Neuer Deich und Ausschläger Elbdeich, geführt, die Durchgangsverkehre werden weiträumig über Billstraße und Großmannstraße um den Wohnstandort herumgeführt“, betont Grabow.

Verkehr Hamburg: Anwohner klagen über fehlende Informationen

Über die Entscheidung seien zunächst auch nicht alle Anwohner und Institutionen informiert worden. „Die Kita und das Betreute Wohnen haben das nur durch uns erfahren“, so Metekol. Und das, obwohl die Umleitung bald starte. „Man muss die Anwohnerinnen, Anwohner und Institutionen besser informieren, sich mit möglichen Alternativen auseinandersetzen und die Marckmannstraße als verkehrsberuhigte Straße belassen“, fordert der SPD-Kandidat.

Laut Grabow ist der LSBG gerade dabei, die Öffentlichkeit zu informieren – entsprechende Schreiben würden aktuell verteilt.