Hamburg. Mal wieder soll ein Hotel entstehen, doch seit dem Baustart 2020 ist nicht viel passiert. Welche Rolle spielt Burim Osmani?
Es grenzte schon an ein Wunder, als im Dezember 2020 mit den Bauarbeiten auf dem Eckgrundstück Reeperbahn/Hein-Hoyer-Straße begonnen wurde. Denn zu diesem Zeitpunkt lag die etwa 190 Quadratmeter große Fläche in bester Kiezlage schon seit rund 30 Jahren brach. Zuvor stand hier der Kultimbiss „Heiße Ecke“, dem sogar ein Musical im Schmidts Tivoli am Spielbudenplatz gewidmet wurde.
Seit dem Baustart sind fast zwei Jahre vergangen. Das Areal wird von einem mit Graffiti besprühten mehr als zwei Meter hohen Zaun vor neugierigen Blicken geschützt. Als das Abendblatt in dieser Woche vor Ort war, stand eine Tür zur Baustelle einen Spalt offen. Dahinter waren ein Dixiklo, ein Lieferwagen und eine Baugrube, in der ein Bagger im Einsatz war, zu sehen. Ein Nebengebäude an der Reeperbahn wurde bereits abgerissen. Viel passiert ist also seit dem Baustart im Dezember 2020 nicht.
Neubau an der Heißen Ecke: 117 Gästezimmer
Was hier entstehen soll? Im Internet ist die Seite hotel-reeperbahn.com zu finden. Darauf ist zu lesen. „Das neue Hotel. Heiße Ecke, sie wird es immer bleiben ... Aber mit einem modernen Gesicht ...“ Darunter ist eine Visualisierung zu sehen, die ein über Eck gebautes weißes Gebäude mit einer Multimediafassade zeigt, auf der drei Gesichter von Frauen abgebildet sind. Außerdem wird als Kontakt die Hansische Hotel Reeperbahn GmbH & Co KG genannt.
Diese ist laut dem Bezirksamt Mitte der Bauherr und hat ihren Sitz im Berliner Ortsteil Rahnsdorf. In der Baugenehmigung – die auch im Transparenzportal Hamburg einzusehen ist – ist vom Neubau eines „Hotels mit 117 Gästezimmern und einer Gastronomie im Erdgeschoss sowie einer Medienwand“ die Rede.
Diverse Pläne an der Heißen Ecke sind gescheitert
Das Heiße-Ecke-Grundstück hat es in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Denn mehrfach gab es spektakuläre Pläne für die Fläche, die jedoch nie umgesetzt wurden. Und es wird immer wieder mit dem umstrittenen Kiez-Investor Burim Osmani in Verbindung gebracht. Der hatte das Grundstück einst erworben und wollte dort einen „Osmani-Tower“ errichten. Daraus wurde nichts.
Vor elf Jahren präsentierte der damalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) einen neuen Investor: Markus Aluta vom österreichischen Bauunternehmen Alpine. Der wollte dort ein Hotel bauen. Mehr als die Ankündigung folgte nicht. Im Mai 2013 erschien die Hanseatic Group aus dem niedersächsischen Hildesheim auf der Bildfläche, wieder war von einem Hotelprojekt die Rede. Im Jahr 2016 kam dann auch noch die bekannte europaweit tätige Lindner Hotelgruppe als Partner der Hanseatic Group ins Spiel. Im Mai 2017 wurde bekannt, dass Lindner Abstand von dem Vorhaben nimmt.
Burim Osmani: Welche Rolle spielt er?
Und nach Abendblatt-Informationen war all die Jahre noch Burim Osmani Eigentümer des Grundstücks. Das ging zumindest damals aus einem Grundbuchauszug mit Stand Januar 2017 hervor (wir berichteten). So weit, so gut. Dann Ende 2020 ging es plötzlich mit den Bauarbeiten los. Als Geschäftsführer der Hansischen Hotel Reeperbahn GmbH & Co KG. fungiert Jörg Leinhos.
Das Abendblatt schickte an das Unternehmen eine Anfrage zu dem Bauvorhaben. In dieser ging es auch um die Frage, ob es zwischen der Hansischen Hotel Reeperbahn GmbH & Co KG. und der Familie Osmani eine Verbindung gibt, und falls nein, vom wem der heutige Bauherr das Grundstück erworben hat.
Keine Informationen, wann Hotel eröffnet werden soll
Die Antwort auf die Abendblatt-Anfrage unterzeichnet mit „Büro“ war wenig erhellend. Auf die Fragen wurde nicht näher eingegangen, außer mit dem Satz. „Zurzeit gibt es nichts Neues zu berichten, die Bauarbeiten laufen planmäßig.“ Auf die Frage, wann das Hotel eröffnet werden soll, gab es keine Antwort. Interessant auch die Aussage „Herr Leinhos hat bereits im ersten Interview dem Hamburger Abendblatt alles Wichtige mitgeteilt.“ Zumindest ist im Archiv vom Abendblatt ein solches Interview nicht zu finden.
Eine Sprecherin des Bezirksamts Mitte macht auf Abendblatt-Anfrage noch darauf aufmerksam. „Übrigens muss man nicht Eigentümer eines Grundstücks sein, um eine Baugenehmigung zu beantragen und zu erhalten.“
Zu Burim Osmani war bislang keine Kontaktaufnahme möglich.
Baupläne: Wer zieht die Fäden im Hintergrund?
Auch das Heiße-Ecke-Grundstück befindet sich im Bereich des BID (Business Improvement District) Reeperbahn +. In einem BID geben die Grundeigentümer Geld für eine Aufwertung der öffentlichen Flächen. Als Quartiermanager ist hier Lars Schütze tätig. Normalerweise pflegt er den Austausch mit den Anliegern. Aber bei Jörg Leinhos ist das offensichtlich nicht so einfach.
Auf Abendblatt-Anfrage sagte Schütze. „Ich habe den vermeintlichen Bauherrn einmal an der Baustelle getroffen, als diese eingerichtet wurde. Er wollte mir aber nicht seine Kontaktdaten geben. Wir stehen also in keinem Austausch miteinander. Es ist nicht klar zu erkennen, wer hier tatsächlich die Fäden im Hintergrund zieht.“
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Schütze ist wichtig: „Das ist eine Fläche in exponierter Lage, und wir hoffen natürlich, dass dieses Bauvorhaben zügig umgesetzt wird. Darüber würden sich auch die Autofahrer freuen, denn wegen der Baustelle ist die Hein-Hoyer-Straße zur Einbahnstraße geworden und man kann dort von der Reeperbahn kommend nicht mehr einbiegen.“
Piekatz: Baulücke an Heißer Ecke ist "Schandfleck auf St. Pauli"
Auch die Bezirkspolitik hat das Projekt im Auge. SPD-Stadtentwicklungsexperte Tobias Piekatz sagt: „Auf der Fläche sind leider noch keine größeren Baufortschritte zu erkennen. Wir haben ein großes Interesse daran, dass diese Baulücke mitten auf der Reeperbahn nach nunmehr 30 Jahren endlich geschlossen wird. Der Bauherr sollte dieses Projekt zeitnah realisieren, so würde ein Schandfleck auf St. Pauli verschwinden.“
Aber vielleicht kommt man ja doch noch mit Jörg Leinhos ins Gespräch. Denn in der E-Mail auf die Abendblatt-Anfrage wird abschließend in Aussicht gestellt. „Sobald es angebracht ist, wird es wohl eine Pressekonferenz geben.“