Hamburg. Patissiers aus ganz Deutschland schwärmen von „Hamburgs neuer Perle“. Ehepaar Orth führt dort Traum seiner ertrunkenen Tochter fort.
Johanna Orth, die mit 22 Jahren bei der Ahrtal-Flut ums Leben kann, konnte in der vergangenen Woche bei der Eröffnung der nach ihr benannten Patisserie am Sandtorkai in der HafenCity nicht mehr dabei sein. Ihre Eltern Ralf und Inka Orth führen den Traum ihrer toten Tochter mit der noblen und europaweit wohl einmaligen Pâtisserie Johanna fort – und können sich über Anerkennung namhafter Patissiers freuen.
„Dieser Laden kann mit der Elite weltweit mithalten“, sagte Fooddesigner und Meister-Patissier Matthias Mittermeier bei der Eröffnung. „In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares, weltweit vielleicht noch in Paris, Singapur oder Las Vegas.“
HafenCity: Pâtisserie Johanna – „Qualität kann mit Sternerestaurant mithalten“
Das Interieur, die exklusive Ausstattung der Chocolaterie und Produktionsküche „erschlägt einen“, schwärmt Mittermeier, der sich Maître Pâtissier nennen darf. „Ambiente und Qualität können mit einem Sternerestaurant mithalten.“ Mittermeier hat für die Pâtisserie Johanna eine große Schokoladenskulptur hergestellt, die dort nun in einer Vitrine steht.
Sein Kollege Marco D’Andrea vom Hotel Fontenay („Pâtissier des Jahres 2020“) war ebenfalls sehr angetan. „Man bekommt Gänsehaut – so eine Patisserie ist ein Traum, so sollte ein Laden aussehen. Das ist das Beste, das ich in Deutschland gesehen habe.“
Patissier Marco D‘Andrea vom Hotel Fontenay: „Patisserie ist vom Allerfeinsten“
Er schwärmt auch von der räumlichen Größe: Auf 700 Quadratmetern ist am Sandtorkai etwas Einzigartiges entstanden. „Die Aufteilung ist cool, das ist absolute Masterclass und vom Allerfeinsten.“ Er wünscht dem Ehepaar Orth alles Gute und merkt an: „Diese Fläche muss natürlich auch bespielt werden.“
Inka Orth freute sich sehr über den Besuch von D‘Andrea bei der Eröffnung. „Toll, dass er gekommen ist – man fühlt sich somit in der Stadt willkommen.“
Pâtisserie Johanna „ist eine fantastische, einzigartige Patisserie“
Höchstes Lob äußerte auch Ian Matthew Baker vom Hotel Vierjahreszeiten in München, der 2015 und 2022 Deutschlands Pâtissier des Jahres war. Das Jury-Mitglied der Fernsehsendung „Deutschlands Beste Weihnachtsbäcker“ kam extra zur Eröffnung der Patisserie.
„Ich habe alles probiert: von den Törtchen über die Pralinen bis zu den herzhaften Rolls – alles war superlecker. Es ist eine moderne französische Art von Patisserie. Die haben eine sonnige Zukunft vor sich“, sagte der Engländer dem Abendblatt.
Baker postete auch auf Instagram anerkennende Worte: „Hamburgs neue Perle, eine fantastische neue Patisserie in der Nähe des Hafens. Wo alle süßen Träume wahr werden.“ Das sei eine „fantastische, einzigartige Patisserie.“
Quereinsteigerin Inka Orth hatte nach dem Tod ihrer Tochter Johanna diverse Kurse in einer Patisserie-Schule besucht, unter anderem auch bei Ian Matthew Baker. „Das ist ein tolles Kompliment von ihm. Er hat mir viele gute Tipps gegeben.“
HafenCity: Auf der Speisekarten stehen Pralinen, Törtchen und Herzhaftes
Sie möchte selbst mitarbeiten – aber als Betriebsleiter und Chef-Patissier haben die Orths den Stuttgarter Konditormeister Marcel Reinhardt nach Hamburg geholt.
Auf der Speisekarte der Patisserie stehen neben neun verschiedenen Pralinen auch 13 verschiedene Schokoladen-Dragees, acht verschiedene Törtchen, Croissants, sechs Eissorten und auch Herzhaftes wie Quiches und herzhafte Croissants.
Jurorin Betty Schliephake-Burchardt von „Das große Backen“ ist entzückt
In Zukunft möchte das Ehepaar Orth Seminare geben. Vor allem aber wollen die beiden sich um den Nachwuchs kümmern – und zwar ganz im Sinne ihrer verstorbenen Johanna. „Wir haben moderne Maschinen, die das Arbeiten erleichtern. Unsere zukünftigen Auszubildenden müssen nicht stundenlang eine Ganache rühren, das übernehmen Maschinen.“
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In der Zeit, die damit gespart wird, so Inka Orth, „wollen wir uns den jungen Auszubildenden widmen, uns kümmern.“ Ihr Ziel ist eine moderne, zugewandte Konditoren-Ausbildung. „Auch um zu verhindern, dass die jungen Konditoren und Konditorinnen nach der Ausbildung aus dem Beruf herausgehen.“
Davon ist auch Bettina Schliephake-Burchardt begeistert. Sie ist Obermeisterin der Konditoren-Innung Hamburg und Jurorin bei der Sat.1-Sendung „Das große Backen“ und sagt: „Ich bin entzückt. Darauf hat Hamburg seit Jahren gewartet. Das alles ist auf absolut hohem Niveau, so wie man sich das im Handwerk wünscht – ein echtes Highlight.“