Hamburg. Besucher der Attraktion werden bis zum 30. April Teil einer besonderen historischen Arbeiterinnenrevolte. Es geht um Kaffee.
„Wenn wir Frauen die Arbeit niederlegen, dann läuft hier gar nichts mehr, auch kein Kaffee, und das können die piekfeinen Herren da oben auch mal kapieren“, brüllt die Kaffeeverleserin im Hamburg Dungeon in der HafenCity. Die Arbeiterin ist auf Krawall gebürstet und fordert ihre imaginären Kolleginnen in der Speicherstadt zum Protest auf.
Diese Darbietung von Schauspielerin Lara Bruder widmet sich dem Protest der Frauen bei der Altonaer Firma Stucken & Andresen, die gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen, knochenharte Arbeit, unfaire Strafzahlungen und Hungerlöhne aufbegehrten – eine historische Revolte. „Aufstand der Kaffeeverleserinnen“ heißt die Zusatzshow des Hamburg Dungeon im Frühjahr.
HafenCity: Im Hamburg Dungeon erleben die Besucher eine Arbeiterinnenrevolte
Als bedeutender Handelsplatz für Kaffee war und ist Hamburg ein Zentrum der Kaffeekultur. Das Hamburg Dungeon zeigt die dunklen Seiten der Kaffeeverarbeitung. Im April 1896 gipfelte die Unzufriedenheit der Kaffeeverleserinnen in einem Aufstand: Zu Hunderten protestierten sie gegen Hungerlöhne und Ausbeutung auf den Kaffeeböden – in manchen Firmen bis zu sechs Wochen lang.
Lara Bruder und ihre 53 Schauspielkollegen und -kolleginnen bringen die Dungeon-Besucher in das Hamburg von 1896. Der Job der Kaffeeverleserinnen war es zu diesen Zeiten, Dreck, Steine und sogenannte Stinkebohnen aus den noch rohen, grünen und ungerösteten Kaffeebohnen herauszupulen. Das sind Bohnen mit einem eigentümlichen, knoblauchartigen Geruch und Geschmack.
Speicherstadt Hamburg: Kaffeeverleserinnen suchten Stinkebohnen heraus
„Das war Fließbandarbeit unter erbärmlichen Bedingungen“, sagt Ralf Lange vom Speicherstadtmuseum. An sechs Tagen und bis zu 50 Stunden in der Woche mussten die Frauen auf dem Verleseboden unter dem Dach der alten Lagerhäuser diese Arbeit machen. „Es war eine typische Frauenarbeit und schlecht bezahlt“, so Ralf Lange.
Außerdem gab es kaum sanitäre Einrichtungen, die Mädchen und Frauen wurde ausgebeutet und sexuell belästigt. „Mädchen aus der Unterschicht, die die Volksschule nach acht Jahren verließen, arbeiteten häufig dort.“
HafenCity: 550 Arbeiterinnen gingen 1896 in Altona in den Ausstand
Miriam Wolframm, General Managerin des Hamburg Dungeon: „Bis in die 1970er-Jahre war das manuelle Kaffeesortieren in Hamburg ein ausschließlicher Frauenjob, eine von der Kaffee-Ernte abhängige knochenharte Saisonarbeit zum Hungerlohn.“
Bereits ein halbes Jahr vor dem Streik der Hafen- und Werftarbeiter, der als „Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97“ in die Geschichte einging, traten die Kaffeeverleserinnen in Hamburg und Altona in den teilweise radikalen Ausstand. Sie bildeten damit die „weibliche Speerspitze“ der Streikbewegung. Ein Schwerpunkt war der Ausstand von rund 550 Arbeiterinnen bei der Altonaer Firma Stucken & Andresen.
Diese Szene stellen Schauspielerin Lara Bruder und ihre Kollegen ab dem 1. März mehrmals am Tag nach. Die Besucher sind bei den Streikvorbereitungen auf dem Fabrikgelände in Altona dabei.
- Vlet Speicherstadt: Überraschendes Aus für beliebtes Restaurant in Hamburg
- Miniatur Wunderland Hamburg als Doku – Braun-Brüder werden ab März im Kino gefeiert
- Movie Golf – Indoor-Minigolf in Hamburg mit King Kong und Disney-Stars
Miriam Wolframm: „Angesichts der aktuellen Situation von Frauen in der Arbeitswelt ist es wichtig anzuerkennen, dass viele historische Kämpfe um Gleichberechtigung und Arbeitsrechte noch immer relevant sind. Daher widmen wir unsere neue Show diesen mutigen Frauen.“
Hamburg Dungeon: „Aufstand der Kaffeeverleserinnen“ läuft bis zum 30. April
Das Hamburg Dungeon erzählt seit mehr als 20 Jahren die dunklen Seiten der Hamburger Geschichte in interaktiven Shows, die die Gäste ins historische Geschehen einbeziehen.
Die Zusatzshow „Der Aufstand der Kaffeeverleserinnen“ läuft noch bis zum 30. April und ist in dem Zeitraum fester Bestandteil des 80-minütigen Rundgangs im Hamburg Dungeon. Eintritt ab 15 Jahren: 28 Euro.