Hamburg. Die Alsterüberquerung wurde sieben Jahre lang saniert. Mittlerweile ist sie längst fertig, ein Detail fehlt aber noch immer.

Architektur-Enthusiasten und Hamburg-Liebhaber schätzen die Lombardsbrücke für ihre Eleganz und Historie. Kaum ein Ort bietet zudem einen derart schönen Blick auf die Hamburger Innenstadt mit Rathaus, Alsterfontäne, Jungfernstieg und Hauptkirche St. Nikolai.

Autofahrer hingegen verteufeln die historische Alsterüberqerung ob des fast alltäglichen nervenzehrenden Verkehrschaos. Aus dem Hamburger Stadtbild ist die 1868 erbaute Brücke, die zwei Weltkriege überstanden hat, aber nicht mehr wegzudenken. 2015 begann die umfangreiche Sanierung, die insgesamt sieben Jahre gedauert und knapp 12 Millionen Euro gekostet hat.

Alster Hamburg: Kenner der Lombardsbrücke wundern sich, wo Laternen bleiben

Die aufwendigen Arbeiten umfassten Fassade, Balustraden, Treppen, Mauern und Schiffsdurchfahrten. Ein ästhetisches Detail aber fehlt bis heute: Die charakteristischen mehrarmigen Laternen – im Fachjargon Kandelaber genannt. Brückenkenner fragen sich deshalb: Wo sind diese geblieben?

Die mehrarmigen Kandelaber prägten früher das Bild der Lombardsbrücke. Schon bald sollen die Laternen wieder montiert werden.
Die mehrarmigen Kandelaber prägten früher das Bild der Lombardsbrücke. Schon bald sollen die Laternen wieder montiert werden. © Andreas Laible | ANDREAS LAIBLE

Hamburger Lombardsbrücke steht unter Denkmalschutz – Laternen gehören dazu

„Die Kandelaber wurden natürlich nicht entsorgt“, sagt eine Sprecherin des zuständigen Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) und fügt an: „Die Lombardsbrücke steht unter Denkmalschutz, daher war es klar, dass die Laternen auch wieder montiert werden.“

Nach der sorgfältigen Demontage in Hamburg wurden die historischen Kandelaber in eine Kunstschmiede nach Thüringen gebracht. Diese ist auf denkmalgerechte Restaurationen spezialisiert.

Ersatzteile für Laternen der Lombardsbrücke kommen aus Frankreich

Vor Ort wurden die historischen Stücke in ihre Einzelteile zerlegt und neu aufbereitet. Ein zeitaufwendiger Prozess, zumal die zu ersetzenden Einzelteile in einer Spezialgießerei vor den Toren Lyons (Frankreich) gefertigt werden mussten. „Derzeit werden die Kandelaber in der Kunstschmiede aus den restaurierten sowie neu gegossenen Einzelteilen beschichtet und in Bauteilgruppen zusammengebaut“, so die LSBG-Sprecherin.

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Anfang April soll der Restaurationsprozess der historischen Laternen abgeschlossen sein. Nach dem Transport nach Hamburg werden Spezialisten mit der Montage auf der Lombardsbrücke beginnen. Anschließend ist das Brücken-Gesamtkunstwerk, das Binnen- und Außenalster voneinander trennt, wieder vollendet.

Alster Hamburg: Ärger um Graffiti-Schmierereien an der Lombardsbrücke

Apropos Kunstwerk: So sehr sich der LSBG darüber freut, dass die historischen Kandelaber wieder montiert werden, so sehr ärgert sich die Behörde darüber, dass die Lombardsbrücke immer wieder mit Graffiti beschmiert wird. Gerade auf der Seite zur Außenalster sind großflächige Schmierereien zu sehen.

„Es ist bedauerlich, dass offenbar nicht bei allen Menschen in der Stadt eine entsprechende Wertschätzung und ein Verständnis für die aufwendigen Bauleistungen an der Lombardsbrücke und die Bedeutung dieser historischen Brücke vorhanden zu sein scheinen“, erklärt die LSBG-Sprecherin und fügt an: „Die Erhaltung der Hamburger Infrastruktur und die denkmalgerechte Restaurierung kommen besonders an dieser exponierten und stadtbildprägenden Stelle den Hamburgerinnen und Hamburgern und den vielen Touristen, die unsere Stadt jährlich besuchen, zugute.“

An der Lombardsbrücke sind diverse Graffiti-Beschmierungen zu sehen.
An der Lombardsbrücke sind diverse Graffiti-Beschmierungen zu sehen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Die Sandsteinstruktur sorgt dafür, dass die Entfernung der Farbe komplizierter ist als bei anderen Oberflächen wie beispielsweise Beton. „Bei der Sanierung wurde ein prophylaktischer Graffiti-Schutz aufgebracht in Form einer Substanz, die dem tieferen Eindringen von Farbe ins Mauerwerk vorbeugt und es somit erleichtert, etwaige Graffiti vom historischen Mauerwerk zu entfernen. Sexistische und politisch nicht korrekte Beschmierungen werden umgehend entfernt.“, sagt die Sprecherin des LSBG.