Hamburg. Die Perle Hamburg in der Innenstadt hat kein Centermanagement mehr. Geschäftsleute fühlen sich im Stich gelassen. Was sie fordern.

Auf der Elbtower-Baustelle in der HafenCity wird seit mehr als drei Monaten nicht mehr gearbeitet, nachdem die Lupp Gruppe, die mit dem Rohbau des Wolkenkratzers beauftragt war, die Arbeiten eingestellt hatte, weil Zahlungen der Signa ausblieben.

Der Immobilienkonzern des österreichischen Unternehmers René Benko ist inzwischen weitgehend insolvent. Und unter den Auswirkungen leiden nicht nur die vielen Gläubiger der Signa, sondern jetzt auch Mieter in der Hamburger Innenstadt.

City Hamburg: In der Shopping-Passage Perle gibt es kein Centermanagement mehr

Betroffen sind die Betreiber von Restaurants und Geschäften in der beliebten Shopping-Passage Perle Hamburg, die im Gebäudekomplex der Hamburg Commercial Bank (HCOB) zu finden ist, und Eingänge an der Spitalerstraße und am Gerhart-Hauptmann-Platz hat.

Die Mieter aus der Perle Hamburg stehen vor dem Eingang zur Passage an der Spitalerstraße in der Innenstadt: Adem Dalkiran (v.l.), Feiliang Wu, Nawid Shir, Daniel Lam und John-Oliver Kossmann.
Die Mieter aus der Perle Hamburg stehen vor dem Eingang zur Passage an der Spitalerstraße in der Innenstadt: Adem Dalkiran (v.l.), Feiliang Wu, Nawid Shir, Daniel Lam und John-Oliver Kossmann. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Auch diese Immobilie gehört der Signa. Seit dem Niedergang des Unternehmens sind die Mieter auf sich selbst gestellt: „Es kümmert sich niemand mehr um die Perle. Wir haben hier kein Centermanagement mehr, und auch die Reinigungsfirma, die in der Passage geputzt hat, hat ihre Tätigkeit eingestellt“, sagt Feiliang Wu, der seit 2018 in der Passage das asiatische Restaurant Kofookoo yam‘cha über zwei Ebenen betreibt.

Die BLP (Bruhn Living Places Management GmbH) war zuletzt für die Passage verantwortlich: „Wir haben das Centermanagement-Mandat für die Perle zum 31. Dezember vergangenen Jahres beendet“, sagt Geschäftsführer Kay Brahmst dem Abendblatt. Dem Vernehmen nach wurde die Dienstleistung nicht mehr bezahlt, nachdem die Signa in finanzielle Schieflage geraten war.

Restaurant-Betreiber: „Wir mussten unser Schicksal selbst in die Hand nehmen“

Zum Ortstermin mit dem Abendblatt sind zahlreiche Mieter erschienen. Sie alle fühlen sich im Stich gelassen: „Wir mussten unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wir organisieren jetzt mit unseren Mitarbeitern die Reinigung der Passage und kümmern uns um das Leeren der Mülleimer. Ansonsten würde hier alles verkommen“, sagt John-Oliver Kossmann, der seit 2016 das mexikanische Lokal Comida in der Perle betreibt.

Einige der Mieter wollen jetzt kurzerhand ihre jeweilige Miete um 25 Prozent kürzen. Zu diesem Schritt hat sich auch Daniel Lam entschieden, der seit 2017 eine seiner vier Hamburger L’Quán-Restaurants mit asiatischer Küche in der Perle betreibt. „Wir müssen ein Signal setzen. Der Insolvenzverwalter, der jetzt für die Perle verantwortlich ist, muss handeln“, sagt Lam.

Bevor die Mieter aktiv wurden, sind die Mülleimer in der Perle Hamburg übergelaufen. Auf diesem Foto hatten zudem Obdachlose in der Passage in der City Zuflucht gesucht.
Bevor die Mieter aktiv wurden, sind die Mülleimer in der Perle Hamburg übergelaufen. Auf diesem Foto hatten zudem Obdachlose in der Passage in der City Zuflucht gesucht. © privat | Privat

Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat für die Immobilie Torsten Martini aus der Berliner Kanzlei Görg als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Die Mieter wurden von Martini angeschrieben und sollen die Miete künftig auf dessen Konto überweisen.

Auf Abendblatt-Anfrage sagte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters: „Zunächst müssen noch Unterlagen eingesehen und Zuständigkeiten geprüft werden.“

Immobilien Hamburg: Die Passage wurde 2016 nach einer Revitalisierung neu eröffnet

Zur Historie: Die ehemalige HSH Nordbank Passage wurde revitalisiert und 2016 als Perle Hamburg wieder eröffnet. Für diese Projektentwicklung und für die Vermietung war die Maßmann & Co. Handelsimmobilien GmbH verantwortlich, die auch bis Ende 2021 das Centermanagement gemacht hat.

„Uns blutet das Herz, wenn wir sehen, wie die Passage jetzt verkommt. Auch wenn wir nicht mehr beauftragt sind, so ist es uns dennoch ein Anliegen, dass die Passage im Herzen unserer Stadt weiterhin ihre Daseinsberechtigung hat und erfolgreich läuft und die Mieter dort zufrieden sind“, sagt Geschäftsführer Peter Maßmann dem Abendblatt.

Mieter wünschen sich ein neues Centermanagement und mehr Werbung für die Perle Hamburg

Ein weiterer Mieter der Passage ist Adem Dalkiran. Der Unternehmer betreibt das Bistro Classic Fisch & Meeresfrüchte und das La Perla Italia. „Ich bin wirklich wütend. Wir sind hier völlig auf uns selbst gestellt. Wenn wir Mieter nicht selbst hier mit anpacken würden, dann würde die Perle verkommen“, sagt Dalkiran.

Und Daniel Lam macht noch darauf aufmerksam, „dass auch in der Vergangenheit vom Centermanagement zu wenig Werbung für die Perle Hamburg gemacht wurde“, wie er sagt. „Ein Teil unserer Miete sollte eigentlich für Marketingmaßnahmen verwendet werden, aber da ist wenig passiert.“

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Für Gastronom Wu steht fest: „Eigentlich ist die Perle Hamburg ein guter Standort, und wir wollen hier auch weiterhin für unsere Gäste da sein. Wir hoffen nur, dass hier bald wieder normale Verhältnisse einkehren. Wir brauchen dringend ein neues Centermanagement.“

City Hamburg: Signa hatte große Pläne für das Gebäude der Perle in der Innenstadt

Die Signa hatte große Pläne mit dem Gebäude. Eigentlich sollte die HCOB aus- und Ende 2025 in den Elbtower umziehen. Doch daraus wird wohl zunächst nichts, da dort, wie berichtet, seit mehr als drei Monaten nicht gebaut wird und der Zeitplan nicht mehr eingehalten werden kann.

Eigentlich wollte die Signa die Immobilie in bester Innenstadtlage nach dem Umzug des Kreditinstituts komplett neu gestalten. Dem wäre auch die Perle Hamburg zum Opfer gefallen, die Mietverträge laufen nur bis Ende 2026.

Doch die Pläne für die Revitalisierung liegen auf Eis. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, hängt davon ab, an wen der Insolvenzverwalter die Immobilie nun verkauft.