Hamburg. Alsterhaus, Arkaden, Kaufhof: Der Signa-Gruppe gehören viele wichtige Gebäude in der Stadt. Das hat das Unternehmen mit ihnen vor.
„Wir wollen mit unseren Projektentwicklungen dazu beitragen, die Innenstädte wieder zu 24-Stunden-Orten zu machen, die die Menschen anziehen und begeistern. Arbeiten, Wohnen, attraktiver Einzelhandel, spannende Kulturangebote und Gastronomie sollen miteinander in Einklang gebracht werden. Für diese Vision sehen wir auch in Hamburg großes Potenzial“, sagt Timo Herzberg im Interview mit dem Abendblatt.
Der Signa-Immobilienchef sitzt im Besprechungsraum der Deutschlandzentrale in Berlin und hat hier aus der 31. Etage im Hochhaus Upper West zahlreiche eigene Baustellen im Blick. Allein in der Bundeshauptstadt realisiert das Unternehmen aktuell zwölf Projekte. Doch Hamburg „ist für uns eine der spannendsten Metropolen“, sagt Herzberg.
City Hamburg: Alsterhaus gehört zum Signa-Immobilienbestand
Zum Bestand gehören hier unter anderem das Alsterhaus, die Alsterarkaden und das Kaufmannshaus in der Innenstadt. Das Leuchtturmprojekt von Signa, die zum Firmengeflecht des österreichischen Unternehmers René Benko gehört, ist der Elbtower in der HafenCity.
Aber das Unternehmen wird auch im Bereich des Gerhart-Hauptmann-Platzes und der Mönckebergstraße in den nächsten Jahren ein Stück Stadtgeschichte schreiben können. In dieser Eins-a-Innenstadtlage gehören gleich drei Immobilien in unmittelbarer Nachbarschaft zum Portfolio. Das spannendste Objekt ist der Gebäudekomplex der Hamburg Commercial Bank (HCOB), zu dem auch die Passage Perle gehört. Das Finanzinstitut zieht spätestens Ende 2025 in den Elbtower um. Das heißt, ab 2026 steht die Entwicklung der HCOB-Immobilie mit rund 50.000 Quadratmetern Nutzfläche, die in den 70er-Jahren gebaut wurde und nicht unter Denkmalschutz steht, an.
Kein Abriss: HCOB-Gebäude soll umgestaltet werden
Abriss und Neubau oder ein Erhalt? Mit dieser Frage beschäftigt man sich intensiv bei Signa. Im Abendblatt-Gespräch kündigte Herzberg jetzt an: „Wir setzen auf eine Revitalisierung des Gebäudes und eine komplett neue Nutzung, die in die Innenstadt von Hamburg passt. Das heißt, dort soll es die eben schon erwähnte Mischung aus Arbeiten, Wohnen, Handel und Gastronomie geben.“ Möglich seien eine mit Holz verkleidete Fassade und Loggien für die Wohnungen. Eine Option für das Erdgeschoss wäre eine Markthalle mit Gastronomie, und auch die Innenhöfe könnten für die Öffentlichkeit geöffnet werden.
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Bei den Berliner Projekten bezieht die Signa bereits die Dachflächen mit ein, um diese mit Gärten, Bars und Restaurants zu bespielen. Vor Ort in Hamburg ist Signa-Niederlassungsleiter Torben Vogelgesang mit den Planungen betraut und sagt zur Zukunft des HCOB-Gebäudes. „Wir haben die Planungen noch nicht abgeschlossen, sind aber mit möglichen Konzeptvarianten weit fortgeschritten und befinden uns in Abstimmung mit der Stadt zu den nächsten Prozessschritten.“
Direkt gegenüber vom HCOB-Gebäude an der Mönckebergstraße liegt das Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhaus, das durch eine zweigeschossige Brücke über die Kleine Rosenstraße mit dem Thalia-Haus verbunden ist, in dem bis zum vergangenen Jahr die Feinkostabteilung und weitere Warenhausabteilungen sowie das Parkhaus untergebracht waren.
Im März wird nach Abendblatt-Informationen mit dem Abriss der Brücke gestartet. Die Parkflächen innerhalb des Gebäudes sollen zurückgebaut und das Thalia-Haus in kombinierter Holz-Beton-Bauweise aufgestockt werden (wir berichteten). Auch hier ist eine gemischte Nutzung aus Büros, Wohnen und flexibel nutzbaren Flächen im Erdgeschoss geplant. Die Fertigstellung ist für Anfang 2026 vorgesehen.
Plan: Galeria-Gebäude an der Mönckebergstraße aufzustocken
Ziel sei es, das Quartier aufzuwerten. Die Kleine Rosenstraße sei aktuell noch ein toter Punkt mit Zufahrt zum Parkhaus und Anlieferung für das Galeria-Haus. Aber das solle sich ändern. „Wir wollen künftig auch das Erdgeschoss des Warenhauses öffnen, hier soll Gastronomie einziehen.“
Nach Abendblatt-Informationen gibt es auch Überlegungen, das Galeria-Gebäude an der Mönckebergstraße aufzustocken und so eventuell zusätzliche Flächen für Wohnraum zu schaffen. „Durch die Entwicklung der drei Gebäude tragen wir dazu bei, dieses Quartier deutlich aufzuwerten“, sagt Vogelgesang. „Natürlich ist es sehr wichtig, dass auch die öffentlichen Flächen zu Wohlfühlzonen werden, mit viel Grün und Aufenthaltsqualität. Wir tragen mit der Öffnung der Fassaden unserer Häuser zum Gerhart-Hauptmann- Platz dazu bei“, sagt Vogelgesang. Eine Neugestaltung des bislang eher tristen Platzes ist allerdings Sache der Stadt.
Im Fleethaus sollen 2000 Quadratmeter Arbeitsraum entstehen
Ein weiteres Projekt der Signa in Hamburg sind die Flüggerhöfe – die auch den ältesten Paternoster der Welt beherbergen. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble am Rödingsmarkt besteht aus vier Häusern. Aktuell läuft die Restaurierung, die Fertigstellung ist sukzessive für Mitte des kommenden Jahres geplant. Im Flüggerhaus sollen auf rund 4000 Quadratmetern Nutzfläche Büros und Einzelhandel entstehen, ebenso rund 2800 Quadratmetern im Rödingsmarkthaus, das 1888 erbaut wurde.
Auch im Fleethaus sollen auf etwa 2000 Quadratmetern Arbeitsräume geschaffen werden. 19 frei finanzierte Zwei- und Drei-Zimmer-Mietwohnungen sind im Marschhaus geplant. „Wir erhalten im Marschhaus Wohnraum, der von den Vorbesitzern bereits gestrichen worden war. Auch hier zwischen City und Hafen schaffen wir so lebendige Urbanität und bewahren einen Ort mit einzigartigem Charakter“, sagt Standortleiter Vogelgesang.
City Hamburg: Gänsemarkt-Passage: Neubau soll 2025 fertig sein
Mit der Zukunft von Innenstädten beschäftigt sich Signa-Immobilienchef Herzberg sehr intensiv. „Innenstädte müssen wieder zu Erlebnisräumen werden. Das heißt zum Beispiel, die Erdgeschosse von Bürogebäuden sollten nicht mehr nur als reine Lobbys genutzt werden, sondern für attraktiven Einzelhandel oder Gastronomie“, sagt Herzberg. „Auch ansonsten brauchen wir einen spannenden Mix. Nicht immer nur die bekannten Ketten, sondern individuelle Konzepte.“ Bei der Vermietung von Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss von Bürogebäuden solle es nicht nur darum gehen, eine möglichst hohe Miete zu erzielen. Vielmehr sollten es Mieter sein, die dem Standort zu mehr Strahlkraft verhelfen.
So soll es auch bei der Gänsemarkt-Passage sein, die aktuell abgerissen wird. Der Neubau mit rund 17000 Quadratmetern Nutzfläche soll Ende 2025 bezugsfertig sein. Auch hier ist eine Mischnutzung aus Büro, Einzelhandel, Gastronomie und 22 Wohnungen geplant.
Plant die Signa in absehbarer Zukunft weitere Investitionen in Hamburg? Timo Herzberg lächelt. „Wir sind ja bereits gut ausgelastet. Aber wenn wir ein interessantes Gebäude oder Grundstück angeboten bekommen, sind wir für weitere Projekte offen.“